PCSK9-Hemmer lässt Koronarplaques schrumpfen

In einer offenen Studie schrumpfte das Ausmaß atherosklerotischer Plaques in den Koronargefäßen bei Personen mit familiärer Hypercholesterinämie (FH) unter Alirocumab um mehr als 10%. Vor allem fibrotisch-fette Plaques bildeten sich zurück. PCSK9-Hemmer können bei Menschen mit familiärer Hypercholesterinämie (FH) nicht nur das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse reduzieren, es kommt unter der Therapie in der Regel auch zu einer Rückbildung atherosklerotischer Plaques. In welchem Ausmaß das Plaquevolumen in den Koronargefäßen asymptomatischer Personen zurückgehe, also solcher ohne bisherige kardiovaskuläre Ereignisse, sei aber bisher nicht ausreichend untersucht worden, berichten Kardiologinnen und Kardiologen um Dr. Leopoldo Pérez de Isla von der Uniklinik San Carlos in Madrid. Das liegt zum einen daran, dass Methoden zur Bestimmung der Plaquelast oft invasiv und mit Risiken behaftet sind. Anhand einer modifizierten CT-Angiografie hat das Team um Pérez de Isla die Plaquelast in den Koronargefäßen vor und eineinhalb Jahre nach Beginn einer Behandlung mit dem PCSK9-Hemmer Alirocumab berechnet. Es konnte eine deutliche Reduktion vor allem von lipidhaltigen Plaques beobachten. Plaquevolumen sinkt um 133 mm3 An der offenen Phase-IV-Studie ARCHITECT* nahmen 104 Personen mit FH teil. Alle hatten trotz intensivierter Statintherapie erhöhte LDL-Spiegel (über 100 mg/dl) und zeigten bei der initialen CT-Angiografie eine mittlere Plaquelast von über 30%. Das bedeutet, über 30% der Fläche der koronaren Gefäßwände waren mit Plaques versehen. Eruiert wurde die Plaquelast über eine Algorithmen-basierte semiautomatische Auswertung der Angiografiebilder (SAPC, Semiautomated Plaque Characterization). Das Verfahren liefert auch Hinweise zur Zusammensetzung der Plaques und ermöglicht eine Einteilung in fibrös, fibrös-fettig, nekrotisch und kalzifiziert. Die Teilnehmenden hatten zu Beginn einen LDL-Wert von im Mittel 139 mg/dl, alle bekamen Statine, die allermeisten (86%) auch Ezetemib, und dies seit jeweils rund 19 und 9 Jahren. 51% waren Frauen, das mittlere Alter betrug 54 Jahre, nur wenige hatten einen Diabetes (10%) und eine Hypertonie (14%), der BMI lag bei 28. Zusätzlich zu ihrer bisherigen lipidsenkenden Behandlung erhielten die Teilnehmenden 150 mg Alirocumab subkutan alle zwei Wochen. Im Schnitt wurden rund 330 mm Koronargefäße pro Person per SAPC analysiert. Vor Beginn der Alirocumab-Therapie betrug das Gesamtplaquevolumen in den untersuchten Gefäßen knapp 1030 mm3, nach 18 Monaten noch 820 mm3. Im Median ging das Volumen um 133 mm3 zurück. Primärer Endpunkt war die Differenz bei der Plaquelast. Diese betrug vor Beginn der PCSK9-Hemmer-Therapie 34,6%, anschließend noch 30,4%. Im Median ging die Last um 4,6 Prozentpunkte absolut und um etwa 13% relativ zurück. Deutliche Unterschiede ergaben sich nach 18 Monaten auch bei der Plaque-Zusammensetzung: Der Anteil der fibrös-fettigen Plaques sank um 4,4 Prozentpunkte (von 11,4% auf 7,0%), der nekrotischen um 3,1 Prozentpunkte (von 4,1 auf 1,0%), entsprechend nahm der Anteil der rein fibrösen Plaques und der kalzifizierten Plaques zu. Zugleich konnten die LDL-Werte im Median um 92 mg/dl gesenkt werden. 15 Personen nannten unerwünschte Wirkungen, hauptsächlich Myalgien, allergische Reaktionen und Beschwerden an der Injektionsstelle. Diese waren jedoch meist transient und führten in keinem Fall zum Therapieabbruch. Die Behandlung mit Alirocumab zusätzlich zu einer intensiven Lipidsenkung mit Statinen und Ezetimib führt nach Ansicht der Kardiologinnen und Kardiologen um Pérez de Isla bei Personen mit FH, aber noch ohne kardiovaskuläre Ereignisse, nicht nur zu einer erheblichen Senkung der LDL-Spiegel, sondern auch zu einem Rückgang der Plaquelast in den Koronargefäßen. *ARCHITECT: Effect of Alirocumab on Atherosclerotic Plaque Volume, Architecture and Composition Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann eine Behandlung mit Alirocumab zusätzlich zu einer intensiven Lipidsenkung mit Statinen und Ezetimib bei Personen mit familiärer Hypercholesterinämie (FH), aber noch ohne kardiovaskuläre Ereignisse, die Plaquelast in den Koronargefäßen senken? Antwort: In einer offenen Phase-IV-Studie ließen sich innerhalb von 18 Monaten sowohl das Plaquevolumen als auch die Plaquefläche reduzieren. Bedeutung: Die Therapie senkt die Plaquebelastung in den Koronargefäßen bei kardiovaskulären Hochrisikopatienten mit FH. Einschränkung: Nur relativ wenige Personen behandelt.

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