15.07.2019 | Originalarbeit
Familien mit Bedarf sind Familien, auf die wir zugehen müssen
Eine partizipative Bedarfsanalyse zur kommunalen Prävention für Kinder
verfasst von:
Katharina Kreffter, Stefanie Wahl, Nico Dragano, Simone Weyers
Erschienen in:
Prävention und Gesundheitsförderung
|
Ausgabe 1/2020
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Kinder sozioökonomisch benachteiligter Eltern, alleinerziehender Eltern oder von Eltern mit Migrationshintergrund sind häufiger von Erkrankungen und Entwicklungsproblemen betroffen. Diese Familien nehmen Präventionsangebote jedoch relativ selten in Anspruch. Dem Präventionsdilemma kann mit einer zielgruppenspezifischen Bedarfsbestimmung begegnet werden. In der gemeindebasierten partizipativen Forschung („community-based participatory research“ [CBPR]) werden Bedarfe vulnerabler Zielgruppen identifiziert. Die Studie untersucht aus verschiedenen Perspektiven, wie Familien, v. a. solche mit erhöhtem Präventionsbedarf, zur Teilnahme an kommunaler Prävention motiviert werden können.
Methoden
In je vier leitfadengestützten Gruppendiskussionen wurden Eltern (n = 26) und Fachkräfte (n = 28) getrennt befragt. Die Transkripte wurden inhaltsanalytisch mit der Software MaxQDA nach Kuckartz ausgewertet.
Ergebnisse
Eltern werden häufig durch Multiplikatoren auf Angebote aufmerksam, während Fachkräfte eine persönliche Ansprache für grundlegend halten. Bei den Gründen für die Nichtteilnahme an Angeboten nennen Eltern Probleme eher auf der Angebotsebene wie zu wenige Angebote, während Fachkräfte persönliche Gründe anführen wie Hemmschwellen oder soziodemografische Faktoren. Eltern wünschen sich v. a. die Verbesserung der Angebote und deren Verbreitung. Fachkräfte halten eine bessere Vernetzung und Kooperation auf der Ebene der Multiplikatoren, besonders mit Ärzten und Schulen für notwendig.
Diskussion
Die CBPR zeigt, dass die Teilnahme von Familien an kommunaler Prävention erstens gefördert werden kann, indem Angebote besser beworben werden, v. a. durch Digitalisierung. Zweitens sollte die Vernetzung der kommunalen Akteure verbessert werden. Der Zugang zu vulnerablen Zielgruppen mit CBPR bleibt jedoch schwierig.