Kommentar
Die ACRIN-Studie belegt mit einer hohen Patientenzahl und einer klinisch-pathologischen Korrelation das diagnostische Potenzial einer FDG-PET/CT zum Ausschluss von Lymphknotenmetastasen an einem konventionell diagnostizierten N0-Hals. Hierbei wird ein negativer Vorhersagewert von 94 % bei der Beurteilung der SUVmax-Werte erreicht. Dies liegt im Bereich der Ergebnisse von Sentinel-Node-Strategien [
1] und ist deutlich besser als bei anderen bildgebenden Verfahren. Die Studie von Lowe et al. weist jedoch auch Schwächen und Unsicherheiten auf. Diese betreffen …
die Verlässlichkeit der Ergebnisse: Es gab weder eine Referenzbeurteilung der Pathologie noch wurde angegeben, wie viele Lymphknoten operativ entfernt wurden respektive ob eine suffiziente „Neck Dissection“ durchgeführt wurde.
die technische Durchführung: Die FDG-PET/CTs wurden zum Teil nur als Ganzkörperspirale und zum Teil als spezifische HNO-Untersuchung durchgeführt. Es fehlen Angaben zum Untersuchungsablauf, welche für die Beurteilung der PETs nach SUVmax-Werten relevant sind, die ohnehin zwischen Zentren differieren.
Weitere Kritikpunkte betreffen:
die FDG-PET/CT beeinflusste das chirurgische Vorgehen. Damit sind die „Neck Dissections“ nicht vergleichbar und der berechnete Vorhersagewert nicht zuverlässig.
Klinische Endpunkte wurden nicht untersucht. Eine Korrelation mit Gesamtüberleben und lokalen Kontrollraten ist notwendig.
Im Lymphknotenlevel IIA, mit den statistisch häufigsten Lymphknotenmetastasen über die untersuchten HNO-Lokalisationen, waren die falsch-positiven Resultate mit 26 % am höchsten.
Dennoch gibt die Studie Aufschluss über das Potenzial der FDG-PET/CT beim prätherapeutischen Staging, nicht zuletzt auch durch die Detektion von 14 % weiteren Befunden; diese Befunde waren allerdings nicht primärer Studieninhalt. Dem Einsatz dieser Methode in der klinischen Routine muss eine randomisierte Phase-III-Studie vorausgehen. Dies ist für die Indikation zur Salvage-Lymphonodektomie nach primärer Radio- bzw. Radiochemotherapie bereits gelungen [
5].
Fazit
Die FGD-PET/CT zum Ausschluss von zervikalen Lymphknotenmetastasen bei Kopf-Hals-Tumoren liefert bei einem (konventionell erhobenen) klinischen N0-Status vielversprechende Ergebnisse. Einen routinemäßigen Einsatz in der klinischen Routine lässt die Datenlage derzeit jedoch nicht zu.
Stefan Welz und Daniel Zips, Tübingen
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