Erschienen in:
08.01.2021 | Femurfrakturen | Originalien
Endoprothetische Versorgung pertrochantärer Femurfrakturen bei konkomitierender Koxarthrose
Eine konsekutive Beobachtungsstudie mit Vergleichsgruppe
verfasst von:
Stefan Grune, Prof. Dr. med. Bernd Füchtmeier, Prof. Dr. med. Franz Müller
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 11/2021
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Zusammenfassung
Einleitung
Die endoprothetische Versorgung pertrochantärer Femurfrakturen (PF) ist aufgrund der Komplexität anspruchsvoll. Eingehende klinische Analysen stehen hierzu aus, weshalb diese monozentrische Studie initiiert wurde. Die Nullhypothese lautet, dass es hinsichtlich Revision und Letalität keine Unterschiede im Vergleich zur Osteosynthese gibt.
Material und Methodik
Basierend auf einer elektronischen Datenbank wurden alle Patienten eingeschlossen, welche zwischen 2007 und 2016 aufgrund einer PF primär eine endoprothetische Versorgung erhielten. Die Indikation hierfür war eine konkomitierende Koxarthrose. Mit Ausnahme der Koxarthrose bildeten 1000 konsekutive Osteosynthesen bei gleichen Ein- und Ausschlusskriterien die Vergleichsgruppe. Primäre Zielkriterien waren jegliche operative Revision sowie die Letalität mit Endpunkt 2 Jahre postoperativ. Zusätzlich erfolgte mindestens 2 Jahre postoperativ ein telefonisches Follow-up für Patienten mit Endoprothesen.
Ergebnisse
Erfasst wurden 90 konsekutive Endoprothesen mit 15 Variablen (u. a. Alter, Geschlecht, Seite, Body-Mass-Index, präoperative Blutwerte, ASA-Klassifikation, demenzielle Erkrankung, Frakturklassifikation). Perioperativ waren Endoprothesen im Vergleich zur Osteosynthese signifikant gekennzeichnet von einer späteren Operationszuführung (p < 0,001), längeren Operationszeit (p < 0,001), höherem Blutverlust (p < 0,001), vermehrtem Transfusionsbedarf (p < 0,001) sowie einem längeren stationären Aufenthalt (p = 0,026). Bei den Zielkriterien war die Letalitätsrate signifikant erhöht (p = 0,002), ebenso in einer Subgruppenanalyse die Infektionsrate (p = 0,031). In der Cox-Regression waren Patienten mit Endoprothese assoziiert mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit für eine kürzere Überlebenszeit („odds ratio“ (OR) 1,438; Konfidenzintervall (CI) unterer Wert 1,054, oberer Wert 1,962). Somit wurde die Nullhypothese abgelehnt. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung, 6,1 Jahre postoperativ (3,2–8,6), waren lediglich noch 17 Patienten mit Endoprothese (20 %) lebend. Die Mobilität nach Parker betrug im Mittel 5,0 Punkte (3–9).
Schlussfolgerung
Die endoprothetische Versorgung von PF bei konkomitierender Koxarthrose zeigt in dieser Studie signifikant höhere Infektions- und Letalitätsraten im Vergleich zur Osteosynthese bei PF ohne Koxarthrose. Weitere Studien sind notwendig, um Patienten mit diesen Frakturen der angemessenen Versorgung zuzuführen.