Erschienen in:
29.10.2020 | Femurfrakturen | Originalien
Die distale Femurfraktur beim geriatrischen Patienten
Ist der Zeitpunkt der Operation relevant für Revision und Sterblichkeit?
verfasst von:
Prof. Dr. med. F. Müller, M. Buchner, M. Doblinger, B. Füchtmeier
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 7/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bei proximalen Femurfrakturen soll die schnellere Zuführung zur Operation mit einer geringeren Sterblichkeit einhergehen. Eingehende Analysen bei geriatrischen distalen Femurfrakturen stehen bisher aus.
Material und Methoden
Monozentrische Studie mit retrospektiver Datenerhebung basierend auf einer elektronischen Datenbank. Eingeschlossen wurden Patienten mit distaler Femurfraktur und operativer Versorgung zwischen 2006 und 2017 bei einem Mindestalter von 65 Jahren. Erhoben wurden 10 Variablen, die beiden Zielkriterien lauteten Revision sowie Sterblichkeit hinsichtlich der zeitlichen Zuführung zur Operation innerhalb von 24 h oder später. Bei einem Follow-up von mindestens 2 Jahren wurde bei noch lebenden Patienten telefonisch der Parker-Score erhoben. Die Nullhypothese lautete, dass die zeitliche Zuführung keinen Einfluss nimmt.
Ergebnisse
Eingeschlossen wurden 57 konsekutive Patienten mit 60 Frakturen und einem mittleren Alter von 82,5 (65 bis 97) Jahren. Die Frakturen waren meist suprakondylär (n = 42) lokalisiert. Mit 3 Ausnahmen wurden alle Frakturen osteosynthetisch versorgt. Die Revisionsrate betrug 17,5 % (periimplantäre Frakturen (n = 4), Infektionen (n = 2), Wundheilungsstörung (n = 2), Pseudarthrose (n = 2) und sekundäre Dislokation (n = 1)). Die Einjahressterblichkeit betrug 20 %. Die zeitliche Zuführung zur Operation innerhalb von 24 h vs. späterer Zeitpunkt zeigte keinen signifikanten Effekt auf die Revisionsrate (p = 0,414) oder die Überlebenszeit (Log-Rank 0,175). Im Durchschnitt 5,5 Jahre postoperativ ergab der Parker-Score für noch 18 lebende Patienten einen Mittelwert von 5,9 Punkten.
Schlussfolgerung
Die zeitliche Zuführung zur Operation zeigte keinen signifikanten Einfluss auf die Revisionsrate oder Sterblichkeit. Multizentrische Studien sind dringend erforderlich, um die Fallzahlen und die Aussagekraft zu erhöhen.