26.11.2021 | Fertilität und Kinderwunsch | Leitthema
Natürliche Fertilität im Kontext der assistierten Reproduktion
verfasst von:
Prof. Dr. med. Christian Gnoth
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
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Ausgabe 1/2022
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Zusammenfassung
Die natürliche Fertilität ist wichtig für die Beratung von Paaren mit Kinderwunsch und die Indikation von Maßnahmen der assistierten Reproduktion. Nach 6 erfolglosen Zyklen und/oder einem Alter der Wunschmutter > 32 Jahre sollten gravierende Faktoren einer dann bereits bestehenden Subfertilität ausgeschlossen werden, damit gegebenenfalls reproduktionsmedizinische Maßnahmen angeboten werden können. Spätestens nach einem Jahr ohne Spontankonzeption profitieren Paare mit idiopathischer Sterilität unabhängig vom Alter von reproduktionsmedizinischen Therapien. Zwar bestehen besonders in dieser Situation hohe Spontankonzeptionsaussichten, die Zeiträume sind aber lang und es muss individuell geprüft werden, ob langes Abwarten zumutbar ist. Auch nach wiederholt erfolglosen reproduktionsmedizinischen Therapiezyklen kann schätzungsweise noch jedes zweite Paar mit einer Lebendgeburt rechnen, dabei etwa 20 % durch Spontankonzeption und etwa 70 % durch Fortführung der In-vitro-Fertilisations-Therapie mit eigenen Eizellen. Störungen in Konzeptionszyklen, beispielsweise Bagatellerkrankungen, Stress oder Verkehr in der mutmaßlichen Implantationsperiode, wirken sich nicht nachteilig auf die Konzeptionsaussichten aus. Ein „Korsett“ des richtigen, „gesunden“ Verhaltens gibt es nicht.