NAFLD mit Normalgewicht nicht weniger gravierend

Die Annahme, die nichtalkoholische Fettlebererkrankung bei Normalgewichtigen, die sogenannte Lean-NAFLD, sei die harmlosere Variante der Adipositas-assoziierten NAFLD, ist offenbar falsch. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Adipositas gilt als Hauptrisikofaktor für eine NAFLD. Etwa 20% der NAFLD-Patienten und -Patientinnen sind jedoch normalgewichtig mit einem BMI unter 25 kg/m2. Die Lean-NAFLD ist mit einer geringeren entzündlichen Aktivität und einem günstigeren metabolischen Profil verbunden und wird daher oft als die gutartigere Form der NAFLD angesehen. Doch das ist offenbar ein Trugschluss. Laut einer Metaanalyse hat die Lean-NAFLD keine bessere Langzeitprognose als die Erkrankung bei Übergewichtigen. In die Metaanalyse einbezogen wurden zehn Kohortenstudien mit rund 109.000 NAFLD-Patienten und -Patientinnen, davon gut 42.000 mit Normalgewicht, die 4–20 Jahre lang nachverfolgt worden waren. Die Gesamtmortalität betrug 0,22% mit Lean-NAFLD und 0,15% mit NAFLD, die Differenz war statistisch nicht relevant. Selbst bei der kardiovaskulären Mortalität schnitten die beiden Gruppen gleich ab. Leber-bezogene Komplikationen wie Aszites, Varizenblutungen, hepatische Enzephalopathie oder hepatozelluläres Karzinom traten bei normal- und übergewichtigen NAFLD-Patienten ebenfalls vergleichbar häufig auf. Ein signifikanter Unterschied ergab sich allein bei der Leber-assoziierten Mortalität – mit einer Rate von 0,02% hatte die Lean-NAFLD-Gruppe hier sogar ein beinahe doppelt so hohes Risiko (Hazard Ratio 1,88). "Therapie der Lean-NAFLD stärker in den Fokus nehmen!" „Unsere Studie macht deutlich, dass die Prognose von Patienten mit Lean-NAFLD vergleichbar ist mit der von Patienten mit Nicht-Lean-NAFLD“, betont die Arbeitsgruppe um Jane Ha von der Harvard Medical School in Boston. Die Ergebnisse stünden damit in Widerspruch zu älteren Daten, wonach Lean-NAFLD-Patienten als die metabolisch gesünderen galten. Über die Ursachen der unerwartet schlechten Prognose der Lean-NAFLD können Ha und ihr Team nur spekulieren. Sie vermuten, dass genetische Polymorphismen, Unterschiede im Darmmikrobiom und/oder das (metabolisch aktive) viszerale Fettgewebe dabei eine Rolle spielen. Angesichts dieser Ergebnisse müsse „die Überwachung und Behandlung der Lean-NAFLD größeres Gewicht erhalten“, fordern Ha et al. Das ist insofern nicht ganz einfach, als bei der NAFLD Lebensstiländerungen und insbesondere Gewichtsreduktion im Zentrum der Behandlung stehen. Laut der aktuellen deutschen Leitlinie sollten normalgewichtige NAFLD-Patienten und -Patientinnen gemäß den WHO-Empfehlungen körperlich aktiv sein, um Muskeln aufzubauen, außerdem könne eine mediterrane Ernährung empfohlen werden. Spezifische Medikamente gegen NAFLD gibt es bislang nicht; die Therapiewahl bei Komorbiditäten soll aber positive Effekte auf die NAFLD berücksichtigen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie steht es um die Langzeitprognose von Normalgewichtigen mit NAFLD? Antwort: Die Lean-NAFLD hat eine vergleichbare Langzeitprognose wie die NAFLD bei Übergewicht. Bedeutung: Patienten und Patientinnen mit Lean-NAFLD müssen besser überwacht und behandelt werden. Einschränkung: Heterogenität der Studien; fehlende Informationen zu wichtigen Faktoren wie dem Schweregrad der NAFLD.

Springer Medizin

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