Nichtalkoholische Fettleber erhöht kardiovaskuläres Risiko

Patienten mit nichtalkoholischer Fettleber haben ein erhöhtes Risiko, kardiovaskuläre Komplikationen zu erleiden. Dabei steigt die Gefahr offenbar mit der Schwere des Leberleidens. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Beobachtungsdaten lassen vermuten, dass Patienten mit einer nichtalkoholischen Fettleber auch in kardiovaskulärer Hinsicht gefährdet sind. Wie hoch das assoziierte Risiko allerdings genau ist, darüber herrscht keine Klarheit. Unklar ist zudem, ob diese Patientengruppe gezielte Präventionsmaßnahmen benötigt. Ein Makel bisheriger Studien zu diesem Thema war, dass sie sich – was die Diagnose nichtalkoholischer Fettleber betrifft – oft nicht auf histologische Befunde gestützt haben. Das erschwert es nicht zuletzt, einzelne Krankheitsstadien wie Fettleber, Steatohepatitis, Fibrose korrekt zu differenzieren. Ein von Tracey Simon (Massachusetts General Hospital, Boston) geführtes Medizinerteam ist den Zusammenhängen zwischen nichtalkoholischer Fettleberkrankheit (NAFLD) und kardiovaskulären Erkrankungen anhand der Daten von mehr als 10.000 Patienten mit histologisch gesicherter NAFLD, zunächst kardiovaskulär gesund, und über 46.000 passenden Kontrollpersonen aus der Allgemeinpopulation retrospektiv nachgegangen. Über einen Zeitraum von median 13,6 Jahren erlitten 2850 NAFLD-Patienten und 10.648 Kontrollen eine größere kardiovaskuläre Komplikation: ischämische Herzerkrankung, Herzinsuffizienz, Schlaganfall oder Tod aus kardiovaskulärer Ursache. Die Inzidenz betrug 24,3 je 1000 Personenjahre für NAFLD-Patienten und 16,0/1000 für die Kontrollen. Das kardiovaskuläre Risiko mit NAFLD war, Störfaktoren berücksichtigt, um 63% erhöht. Patienten mit einer Zirrhose am stärksten gefährdet Im Einzelnen lag das Risiko von NAFLD-Patienten für ischämische Herzerkrankung um 64%, für Herzinsuffizienz um 75%, für zerebrale Insulte um 58% und für kardiovaskulären Tod um 37% höher als bei den Kontrollen. In allen Fällen war das Ergebnis statistisch signifikant. Dabei ergab sich ein Trend der Risikosteigerung parallel zur Schwere der NAFLD. Das höchste Risiko für schwere kardiovaskuläre Zwischenfälle hatten demnach Patienten mit einer Leberzirrhose; ihr Risiko war verglichen mit den Kontrollen um 115% erhöht, die Inzidenz erreichte einen Wert von 43,2/1000. „Verglichen mit einer gematchten Kontrollpopulation war bei Patienten mit bioptisch gesicherter NAFLD eine signifikant höhere Inzidenz schwerer kardiovaskulärer Ereignisse festzustellen, einschließlich ischämischer Herzerkrankung, Schlaganfall, Herzinsuffizienz und kardiovaskulärer Mortalität“, fassen Simon und Kollegen ihre Ergebnisse zusammen. Alle NAFLD-Stadien seien betroffen, mit einer Zunahme des Risikos je nach Schwere der Erkrankung. „Daher stützen unsere Ergebnisse verstärkte kardiovaskuläre Screeningmaßnahmen und Strategien zur Risikostratifizierung für Hochrisikopatienten mit NAFLD-Fibrose und –Zirrhose, die mit der höchsten Wahrscheinlichkeit einen Nutzen aus einer primären kardiovaskulären Prävention ziehen“, so die Forscher abschließend. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich eine nichtalkoholische Fettleberkrankheit (NAFLD) auf das kardiovaskuläre Risiko aus? Antwort: NAFLD erhöht das Risiko, eine ischämische Herzerkrankung, eine Herzinsuffizienz, einen Schlaganfall zu erleiden oder aus kardiovaskulärer Ursache zu sterben, um insgesamt 63%. Bedeutung: Patienten mit NAFLD bedürfen primärer kardiovaskulärer Prävention, besonders jene mit einer Fibrose oder Zirrhose. Einschränkung: Die Studie war retrospektiv angelegt. Da nur Daten von Patienten mit bioptisch gesicherter NAFLD herangezogen wurden, liegt womöglich ein Selektionsbias vor.

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