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Fibromyalgie – Die neue S3-Leitlinie

Alle Neuerungen, kurz gefasst

Update der Leitlinie 2017

Neu: Praxiswerkzeuge zur Diagnose

Definition, Klassifikation, klinische Diagnose und Prognose

Die klinische Diagnose des Fibromyalgiesyndroms kann sowohl nach den Klassifikationskriterien des American College of Rheumatology (ACR) von 1990 (mit Untersuchung der „tender points“) als auch ohne Untersuchung von „tender points“ anhand der modifizierten vorläufigen diagnostischen Kriterien des ACR von 2010 bzw. der 2011-Kriterien erfolgen.

Neu: Kleinfaserpathologie

Ätiologie und Pathophysiologie

Die aktuelle Studienlage erlaubt keine eindeutigen Aussagen zur Ätiologie und Pathophysiologie des Fibromyalgiesyndroms (FMS). Das FMS kann mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, Genpolymorphismen, Lebensstilfaktoren, körperlicher Misshandlung und sexuellem Missbrauch in Kindheit und Erwachsenenalter und depressiven Störungen assoziiert sein.

Neu: Weitere Konsensuspunkte zu Hinweisen für den Patienten

Behandlungsgrundsätze, Versorgungskoordination und Patientenschulung

Die Diagnose eines Fibromyalgiesyndroms (FMS) soll dem Betroffenen explizit mitgeteilt werden. Und dann gemeinsam über Therapieoptionen, auf Basis der Präferenzen und Begleiterkrankungen sowie des Ansprechens auf bisherige Therapien, über die Therapie entschieden werden. Eine stufenweise Behandlung in Abhängigkeit vom Schweregrad des FMS und dem Ansprechen auf Therapiemaßnahmen wird empfohlen.

Neu: Unterteilung von aerobem Training in Trocken- & Wassergymnastik

Physiotherapie, Ergotherapie und physikalische Verfahren

Ausdauer- und Krafttraining geringer bis mittlerer Intensität werden stark empfohlen. Chirotherapie, Lasertherapie, Magnetfeldtherapie, Massage und transkranielle Magnetstimulation werden nicht empfohlen.

Neu: Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion nicht mehr unter "Alternative Verfahren"

Psychotherapie und psychologische Verfahren

Kognitive Verhaltenstherapien erhielten eine starke, Biofeedback und geleitete Imagination/Hypnose eine schwache Empfehlung.

Neu: Offene Empfehlung zu Quetiapin

Medikamentöse Therapie

Amitriptylin, Duloxetin bei komorbiden depressiven Störungen oder generalisierter Angststörung und Pregabalin bei komorbider generalisierter Angststörung werden empfohlen. Der Off-label-Gebrauch von Duloxetin oder Pregabalin kann im Falle von fehlenden komorbiden depressiven Störungen oder fehlender generalisierter Angststörung erwogen werden. Starke Opioide werden nicht empfohlen.

Neu: Empfehlung zur Gewichtsabnahme bei Adipositas

Komplementäre und alternative Verfahren

Der Einsatz von multimodaler Therapie (Kombination von aerobem Training mit mindestens einem psychologischen Verfahren) mit mindestens 24 h Therapiedauer wird für Patientinnen mit schwereren Verläufen des FMS stark empfohlen.

Neu: Evidenzbasierte Empfehlung zur kognitiven Verhaltenstherapie

Kinder und Jugendliche

Es gibt keinen Konsensus in der Leitliniengruppe, ob das diagnostische Etikett „juveniles Fibromyalgiesyndrom“ in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Schmerzen in mehreren Körperregionen gebraucht oder vermieden werden soll. Konsens gab es bezüglich dem Einsatz von Antidepressiva und Antikonvulsiva. Diese sollten nicht zur Behandlung von Schmerzen beim (sogenannten) juvenilen Fibromyalgiesyndrom eingesetzt werden.

Langfassung der Leitlinie "Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie des Fibromyalgiesyndroms"
Zum Download

Langfassung der Leitlinie "Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie des Fibromyalgiesyndroms"