23.09.2016 | Fibromyalgiesyndrom | Originalien
Fibromyalgie bei Patienten mit chronischer CCD und CMD
Eine retrospektive Studie an 966 Patienten
verfasst von:
Dr. B. Losert-Bruggner, M. Hülse, R. Hülse
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 1/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD) und die kraniozervikale Dysfunktion (CCD) sind klar definierte muskuloskeletale Schmerzsyndrome der Kopf- und Halsregion und haben eine multifaktorielle Genese. Ziel dieser Studie war es, mögliche Zusammenhänge zwischen dem Fibromyalgiesyndrom (FMS) und der CMD/CCD auszuarbeiten.
Patienten und Methoden
In einer retrospektiven Studie wurden 966 Patienten mit CCD/CMD, bei denen noch nie die Diagnose FMS gestellt wurde, im Hinblick auf die diagnostischen Kriterien der Fibromyalgie untersucht. Zusätzlich zu einer klassischen HNO-ärztlichen und zahnärztlichen Untersuchung erfolgten obligat eine manualmedizinische Untersuchung sowie eine zahnärztliche klinische und instrumentelle Funktionsuntersuchung zur Diagnostik der CMD/CCD.
Ergebnisse
Die diagnostischen Kriterien eines FMS erfüllten 708 (69,8 % weiblich, 30,2 % männlich) der 966 Patienten. Im Durchschnitt bestanden die Schmerzen 108 Monate. Die mittlere Schmerzstärke lag bei 8,6 (Skala 1–10). Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 41 Monate. Durch die Therapie mit myozentrischer Aufbissschiene, die zeitgleich und kombiniert zu neuromuskulären Entspannungsmaßnahmen erfolgte, wurden bei 84 % der bislang therapieresistenten Patienten mit CMD/CCD und FMS eine gute bis sehr gute Besserung der Körperbeschwerden und bei 88 % eine Besserung der Kieferbeschwerden erzielt.
Diskussion
Der hohe Anteil an Patienten mit CMD/CCD, die die diagnostischen Kriterien des FMS erfüllen, verdeutlicht die Komplexität der beiden Krankheiten. Es muss angenommen werden, dass Fibromyalgie ein entscheidender Faktor für die Bildung einer CMD/CCD ist. Umgekehrt kann aber auch die CMD/CCD für das vielfältige Beschwerdebild des FMS mitverantwortlich sein. Patienten mit FMS und CCD/CMD profitieren von einer gleichzeitigen interdisziplinären CMD/CCD-Behandlung.