Warnzeichen beim Fieberkrampf

Harmlos und selbstlimitierend oder kompliziert? Beim Fieberkrampf im Kindesalter kommt es nicht nur darauf an, die akute Situation richtig einzuschätzen, sondern auch darauf, die Eltern für zukünftige Fälle zu beraten. Bei einem erstmalig aufgetretenen Anfall sind drei Fragen entscheidend. Ein Fieberkrampf beim Kleinkind ist ein Ereignis, das von den Eltern fast immer als äußerst bedrohlich wahrgenommen wird. In der ambulanten Situation kommt es darauf an, zwischen einfachem und kompliziertem Fieberkrampf zu unterscheiden, da sich hieraus Unterschiede für Diagnostik, Therapie und Beratung ergeben. Darauf wies Prof. Fred Zepp, Mainz, auf dem Praxis Update hin. Der deutlich häufigere einfache Fieberkrampf tritt meist im Alter zwischen einem halben und fünf Jahren auf, geht mit generalisierten tonisch-klonischen Krämpfen einher, hält in der Regel weniger als eine Viertelstunde an und weist kein hohes Rezidivrisiko auf. Im Gegensatz dazu ist der komplizierte Fieberkrampf dadurch charakterisiert, dass er entweder Säuglinge unter 6 Monaten oder (Schul-)Kinder über 5 Jahre betrifft, mit fokaler Symptomatik einhergehen kann (meist motorisch), nach einer Viertelstunde noch nicht beendet ist und innerhalb von 24 Stunden rezidivieren kann. Wann ambulant, wann in die Klinik? Bei einem erstmalig aufgetretenen Anfall sind folgende Fragen von Bedeutung: Ist das Kind über 18 Monate alt? Befindet es sich in gutem Allgemeinzustand ohne neurologische Symptome? Lässt sich eine Infektionsquelle eindeutig als Ursache des Fiebers identifizieren? Treffen alle diese Punkte zu, kann eine ambulante Betreuung nach Aufklärung der Eltern über das Vorgehen bei einem weiteren Ereignis erwogen werden. Für Kinder unter 18 Monaten empfiehlt Zepp allerdings in jedem Fall eine stationäre Überwachung. Dies gilt dem Experten zufolge unabhängig vom Alter auch dann, wenn in der Familie bereits Fieberkrämpfe aufgetreten sind. Hier besteht aufgrund der genetischen Prädisposition ein erhöhtes Rezidivrisiko. Bei unklarer Ursache: Lumbalpunktion Eine Lumbalpunktion hält Zepp immer dann für sinnvoll, wenn die Ursache für den Fieberkrampf unklar ist und/oder klinische Zeichen für eine meningeale Reizung bestehen. Der Merkspruch „Daran gedacht ist schon gemacht“ könne dabei die Entscheidung erleichtern. Obligat ist die Lumbalpunktion bei einem febrilen Status epilepticus, der mehr als 30 Minuten anhält. Eine solche Konstellation kann z. B. auf eine akute bakterielle Meningitis hinweisen. Der komplizierte Fieberkrampf mit fokaler Komponente erfordert nach Zepp immer eine Abklärung mittels EEG und MRT. Dies dient zum einen dem Ausschluss einer Enzephalitis, zum anderen erhält man über das EEG u. U. frühe Hinweise auf eine möglicherweise zugrundeliegende Epilepsie. Elternberatung: Nie zwei Rektiolen hintereinander! Zum medikamentösen Eingreifen rät Zepp ab einer Anfallsdauer von drei Minuten. In diesem Fall solle entweder Diazepam rektal oder Midazolam bukkal verabreicht werden. Zusätzlich sind Maßnahmen zur Fiebersenkung sinnvoll. Den Eltern gibt der Experte jedoch für den Fall eines erneuten Krampfanfalls immer nur eine einzelne Rektiole mit. „Wenn das Kind presst und der Rektioleninhalt wieder raus kommt, neigen die Eltern dazu, eine weitere Rektiole nachzugeben.“ Vor allem bei kleinen Kindern bestehe unter diesen Umständen die Gefahr einer Überdosierung mit der möglichen Folge einer Apnoe. Um dies zu vermeiden, sollte man den Eltern raten, nach der ersten Verabreichung den Notarzt abzuwarten. „Ein Krampfanfall von bis zu 15 Minuten schädigt das Gehirn normalerweise nicht; aber eine Apnoe können die Eltern zu Hause meist nicht handhaben!“, so Zepp. Wie der Experte betonte, sind fiebersenkende Maßnahmen zwar sinnvoll, sie können weitere Anfälle jedoch nicht verhindern. Darüber müsse man die Eltern aufklären, ebenso über das konkrete Vorgehen im Falle eines erneuten Fieberkrampfs. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ) hat hierzu eine Broschüre herausgegeben, die man den Eltern aushändigen kann: www.dgkj.de/eltern/dgkj-elterninformationen/elterninfo-fieberkrampf/ Basierend auf: Zepp F. Pädiatrie. Praxis Update 2019, 5./6. April 2019 in München

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