Risikofaktor Hundeleine Welche Gefahren beim Gassigehen lauern – aus orthopädischer Sicht

Regelmäßige Spaziergänge mit dem Hund sind gut für die Fitness. Allerdings sollte man achtgeben, dabei nicht zu stolpern oder vom Hund umgerissen zu werden. Das gilt insbesondere für ältere Hundebesitzerinnen – sie sind offenbar besonders gefährdet, sich an der Hand oder am Handgelenk zu verletzen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Eigentlich sind Hunde der Gesundheit zuträglich: So haben Studien gezeigt, dass das tägliche Gassigehen das Aktivitätsniveau des Besitzers oder der Besitzerin deutlich steigert, zur Verbesserung der kardiovaskulären Fitness beiträgt und sogar den Abbau der kognitiven Fähigkeiten bremst. Aus orthopädischer Sicht bergen die Spaziergänge jedoch auch Risiken, nämlich dann, wenn das Tier unerwartet an der Leine zieht bzw. Frauchen oder Herrchen sich darin verwickelt. Dadurch bedingte Stürze führen oft zu relevanten Verletzungen, vor allem an der Hand. Wie häufig solche Unfälle sind und wer besonders betroffen ist, hat jetzt ein chinesisch-britisches Team anhand einer Literaturübersicht untersucht. Die Gruppe um Brandon Lim vom Sengkang General Hospital in Singapur kommt zu dem Schluss: Bei Frauen sowie bei älteren Menschen ist die Gefahr, sich beim Gassigehen zu verletzen, am größten. In der Studie war mit insgesamt 69% das Zerren an der Leine durch den Hund der häufigste Unfallmechanismus. Dem Forschungsteam zufolge gibt es aber durchaus Möglichkeiten, solche Verletzungen zu vermeiden. Drei Viertel der Verletzten sind weiblich Insgesamt konnten 491.400 Unfälle mit Verletzung der oberen Extremität ausgewertet werden, die sich beim Spazierengehen mit dem Hund ereignet hatten. Von den 491.373 Betroffenen waren etwa 74% Frauen. 31% aller Teilnehmenden waren über 65 Jahre alt, bei weiteren 13% handelte es sich um Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. In etwa einem Viertel aller Fälle (n = 110.722) war es zu Frakturen oder Weichgewebsverletzungen an der Hand oder am Handgelenk gekommen. Am häufigsten waren dabei Frakturen der Finger (31%), gefolgt von Handgelenksfrakturen (25%), Weichteilverletzungen der Finger (24%) bzw. des Handgelenks (17%). Distale Radiusfrakturen waren mit insgesamt nur sechs Fällen selten. Plötzliches Zerren als Unfallursache Am häufigsten (45%) war die Verletzung dadurch zustande gekommen, dass das Tier an der Leine gezerrt hatte, ohne jedoch Besitzer oder Besitzerin zu Fall zu bringen. Beides, Zerren mit anschließendem Sturz, hatte sich in 23% ereignet. In einem Fünftel aller Fälle war Frauchen oder Herrchen über die Leine gestolpert und gestürzt. Und in 11% hatten sich die Hundefreunde in der Leine verfangen und waren dadurch zu Fall gekommen. In einer der Studien kam heraus, dass die Gefahr, sich beim Gassigehen eine Fraktur der Hand zuzuziehen, bei Frauen um 50% höher war als bei Männern. Dahinter steckt nach Lim et al., dass vor allem Frauen jenseits der 50 häufig unter Osteoporose leiden. Generell gelte für Personen ab 65 Jahre, dass sie aufgrund von Gleichgewichts- und Gang- oder auch Sehstörungen leichter stürzen. Hinzu komme, dass Hunde durch plötzliches Zerren an der Leine einen substanziellen axialen Zug auf die obere Extremität ausüben könnten. Leine nicht um die Hand wickeln! Um das Risiko für die Besitzer zu minimieren, drängen Lim und sein Team auf verstärkte Aufklärung und Training: Das Bewusstsein für das Verletzungspotenzial beim Gassigehen müsse geschärft werden. Außerdem sollten wenig erfahrene Hundefreundinnen und -freunde gezeigt bekommen, wie sie die Leine richtig halten – nämlich nicht um die Finger oder das Handgelenk gewickelt, sondern einfach nur in der Handfläche. Modelle mit Rückzugmechanismus sind dem Forschungsteam zufolge besonders riskant, da die Zugkraft am Ende der Reichweite abrupt zunimmt. Und schließlich sollte man gerade als älterer Mensch rutschige oder unebene Wege beim Spazierengehen nach Möglichkeit meiden, vor allem im Winter. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie häufig und wodurch kommt es bei Spaziergängen mit dem Hund zu Verletzungen an der oberen Extremität und wer ist besonders betroffen? Antwort: Von 491.373 Beteiligten waren 74% Frauen, 31% aus der Gesamtgruppe waren älter als 65 Jahre. Bei den Verletzungen handelte es sich am häufigsten um Frakturen der Finger. Bedeutung: Verletzungen an der Hand sind vor allem bei älteren Hundebesitzerinnen häufig. Aufklärung über potenzielle Gefahren beim Gassigehen und die richtige Leinentechnik könnten zur Vermeidung beitragen. Einschränkung: Studien überwiegend in USA durchgeführt; Hunderassen, Leinentypen und natürliche Umgebung nicht berücksichtigt.

Springer Medizin

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