Temp. gestielte Lappenplastik, zur Defektdeckung an der gegenüberliegenden Lippe

« zurück zur Übersicht Synonym Lip switch Abbe Lappenplastik (relative) Indikation Großer Defekt (<60%) und nicht ausreichend Nahgewebe Vorteile Schönes Endergebnis Rekonstruktion aller Anteile inkl. Muskelfaseranteile Nachteile Während Stiel anwächst, einschränkte Nahrungsaufnahme und Zahnreinigung* möglich Der Eingriff ist nur mit zwei Operateuren durchführbar Mind. zweizeitiger Eingriff Ggf. auch Korrekturoperation als dritte Operation notwendig Gestörte orale Kompetenz Technisch kompliziert Zeitaufwendig Bartwuchs konträr der Restbehaarung Durchführung Ausmessen des Defektes an der Oberlippe und Erzeugen einer Schablone. Allseits Einzeichnen der Lippenrotgrenze. Einzeichnen eines Lappens, der 2/3 der Größe des zu verschließenden Defektes hat und zentral in der Unterlippe liegt. Ggf. kann der Lappen auch etwas paramedian liegen, wenn unterschiedliche Breiten des Lippenrots berücksichtigt werden müssen. Erweitern der Schnittführung nach caudal, so dass ein spannungsfreier Verschluss möglich ist mit einem spitz zulaufenden Ausgleichsdreieck (siehe Keilexzision). Austrittspunkt des N. infraorbitalis einzeichnen (senkrecht zur Pupille) und hier von außen direkt ein Depot setzen. Zusätzlich: Leitungsanästhesie von enoral Richtung N. infraorbitalis N. mentalis und allseits oberflächliche Anästhesie. Der Lappen wird über die A. labialis inferior (ALI) versorgt. Dies bedeutet, dass die ALI auf einer Seite des Lappens durchtrennt werden muss und auf der anderen Seite geschont wird. Typischerweise wird die ipsilaterale Seite zum Defekt erhalten, da dadurch die ALI am wenigsten gestaucht wird und der Lappen beim Essen am besten mobilisierbar ist. Ggf. Defekterweiterung, so dass allseits Vollschichtdefekt. Dies ist essentiell, da ansonsten der Lappen zu dick wird. Heben des Lappens durch Vollschichtige Inzision (auf der kontralateralen Seite) und dann langsames vorsichtiges Freipräparieren (am besten mit Lupenbrille) (auf der ipsilateralen Seite zum Defekt), so dass die ALI geschont wird. Intensive Blutstillung. Verschluss des Hebedefektes mittels Keilexzision: a) Haltefäden einspannen: 0.0 selbstauflösende Naht, welche die beiden Muskelanteile direkt adaptiert. b) Schleimhautnaht mit schnell auflösenden Nähten, nach innen vertiert, so dass der Knoten nicht enoral liegt. Sehr eng genäht. Dabei darauf achten, dass der Haltefaden kontinuierlich durch den Assistenten nach cranial gezogen wird und kein Zug auf der Schleimhautnaht ist. c) Muskelnaht mit 0.0 selbstauflösenden Fäden durch Fixieren der Muskelnaht. Dabei darauf achten, dass die Schleimhautnaht nicht einreißt. Ggf. weitere Muskelnähte anlegen. d) Lippenrot an Lippenrot adaptieren mit Hauteinzelknopfnaht genau in der Grenze. e) Subkutane Nähte. f) Hauteinzelknopfnähte. Anpassen und Fixieren des Lappens an die Oberlippe durch schichtweisen Wundverschluss mit a) Schleimhautnaht mit schnell auflösenden Nähten, nach innen vertiert, so dass der Knoten nicht enoral liegt. b) Muskelnaht mit 0.0 selbstauflösenden Fäden. c) Lippenrot an Lippenrot adaptieren mit Hauteinzelknopfnaht genau in der Grenze. d) Subkutane Nähte cranial davon ausgehend. e) Hautnähte nach cranial und caudal vom Lippenrot ausgehend. 3-4 Wochen später wird der Stiel durchtrennt. Allseits Einzeichnen des Lippenrots. Lokale Anästhesie inklusive Leitungsanästhesien des Nn. infraorbitalis und Nn. mentales über enoral. Durchtrennen des Stiels mit dem Skalpell. Wiederherstellen der Unterlippe und Oberlippe: a) Anpassen durch Gewebeentfernen der Lippenrotkante aneinander. b) Erste Hauteinzelknopfnaht, welche die beiden Lippenrotgrenzen aneinander adaptiert. c) Subkutane Näht. d) Restliche Hauteinzelknopfnähte. Tipp Vor Beginn dieses Eingriffes sollten Zähne auf Karies hin überprüft werden. Post-operativ Empfehlung: absolutes Redeverbot für 3 Tage und Brei; dann für 5 weitere Tage weiche Kost. Ausreichend kühlen postoperativ. Die Verbände täglich wechseln, wie folgt: Desinfektion mit Octenidol gefolgt von festem Lippenanpressen auf einer mit Octenidin-haltigem Desinfektionsmittel-getränkten Kompresse für 10min. Dann das gesamte OP Gebiet sehr gut trocknen. Dann einzig Sprühpflaster und Steristrips. ggf. auch mehrmals am Tag wechseln. Video Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten Jetzt einloggen Kostenlos registrieren Literatur Geelan-Hansen et al., Facial Plast Surg Clin N Am 27: 67-83, 2019. Salibian et al., Plast Reconstr Surg. 143: 572-582, 2019. Rohrer et al., Flaps and Grafts in Dermatological Surgery. Saunders Elsevier, 2te Auflage. ISBN 978-032-347-662-1, 2017. Mehdi et al. Oral Maxillofacial Surg Clin N Am 26: 335-357, 2014. Baker et al. Local Flaps in Facial Reconstruction. 3te Auflage. Saunders & Elsevier Verlag. 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