Diabetiker haben nach Op. schlechtere Karten

In den ersten sechs Monaten nach einer Op. ist die Sterberate unter Diabetikern um 30% höher als unter Nichtdiabetikern. Schwere postoperative Komplikationen treten zu einem Drittel häufiger auf, die Intensivstation müssen Diabetiker 50% öfter aufsuchen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In vielen Untersuchungen war die Morbidität und Mortalität von Diabetikern nach einer Op. erhöht, vor allem bei Eingriffen am Herz. Weniger eindeutig ist die Datenlage hingegen, wenn Diabetiker aus anderen Gründen operiert werden müssen, berichten Ärzte um Dr. Priscilla Yong von der Universität in Melbourne. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Diabetesprävalenz in solchen Untersuchungen unterschätzt wurde, weil viele Diabetiker operiert werden, bei denen die Erkrankung bislang nicht dokumentiert worden ist. In einer eigenen Untersuchung konnten die Ärzte um Yong zumindest diesen Faktor ausschließen: Die Universitätsklinik nahm an einem Diabetes-Detektions-Programm teil. Dabei bestimmten die Ärzte routinemäßig bei allen Neuaufnahmen den HbA1c-Wert, sofern die Patienten keine Messungen aus den vergangenen drei Monaten oder eine Diabetesdiagnose vorweisen konnten. So waren sich die Forscher bei allen Patienten sicher, ob sie einen Diabetes hatten oder nicht. HbA1c-Werte ab 6,5% wurden mit einer Diabetesdiagnose gleichgesetzt, bei Werten zwischen 5,7 und 6,5% gingen die Ärzte von einem Prädiabetes aus. 30% mit Diabetes Das Team um Yong analysierte Angaben zu knapp 7600 Patienten im Alter von mindestens 54 Jahren mit bekannten HbA1c-Werten, die sich einem chirurgischen Eingriff jeglicher Art unterzogen, der eine stationäre Aufnahme erforderte. Patienten mit rein diagnostischen Eingriffen wie Lumbalpunktionen oder Darmspiegelungen wurden ausgeschlossen. Nach der Definition der Melbourner Ärzte hatten 30% der Operierten einen Diabetes und 37% einen Prädiabetes; nur 32% wiesen normoglykämische Werte auf. 45% unterzogen sich einem elektiven Eingriff. Am häufigsten standen Orthopäden im OP, gefolgt von Neurochirurgen, Urologen, Magen-, Leber-, Darm- und Herzspezialisten. 9% der Diabetiker überlebten die folgenden sechs Monate nicht, von den Nichtdiabetikern, also allen Patienten mit Prädiabetes oder Normoglykämie, starben 6%. Berücksichtigten die Forscher um Yong Alter, Geschlecht, Nierenfunktion, Begleiterkrankungen sowie Länge der Op., dann war die Sterberate unter Diabetikern um 29% höher als unter Nichtdiabetikern – ein signifikanter Unterschied. Schwere postoperative Komplikationen erlitten 21% mit und 14% ohne Diabetes. Die adjustierte Rate war damit bei den Diabetikern um ein Drittel erhöht. Auf die Intensivstation mussten 27% der Patienten mit und 18% ohne Diabetes – ein relativer Zuwachs von 50%. Mechanisch beatmet wurden nach der Op. 16% der Diabetiker und 10% ohne Diabetes – diese Rate war unter Diabetikern um zwei Drittel erhöht. Deutlich höhere Kosten Diabetiker mussten zudem einen Tag länger in der Klinik bleiben als Nichtdiabetiker (sieben versus sechs Tage). Kaum Unterschiede gab es dagegen bei der Häufigkeit von erneuten Klinikeinweisungen innerhalb von sechs Monaten. Interessant sind auch die Differenzen bei den Ausgaben: Der Klinikaufenthalt von Diabetikern kostete im Median 20.500 australische Dollar (13.100 Euro), der von Nichtdiabetikern 17.400 Dollar (11.300 Euro). Immerhin: Wurden Prädiabetiker gesondert betrachtet, schnitten sie bei allen Punkten nicht signifikant schlechter ab als normoglykämische Patienten. Rein rechnerisch führt nach den Daten der Forscher um Yong jedoch jeder Anstieg des HbA1c-Werts um einen Prozentpunkt zu einer Erhöhung der Rate für schwere Komplikationen um 7%, für eine Intensivstationsaufnahme um 14% und eine Verlängerung der Klinikaufenthaltsdauer um 5% – unabhängig davon, ob ein Diabetes oder Prädiabetes vorliegt. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist die Prognose von Diabetikern nach einer Op. schlechter als die von Nichtdiabetikern? Antwort: Das Sterberisiko in den ersten sechs Monaten nach einer Op. ist für Diabetiker deutlich höher als für Nichtdiabetiker. Ähnliches gilt für die Komplikationsrate. Bedeutung: Die Diabetesepidemie könnte für höhere Kosten und ein schlechteres Ergebnis chirurgischer Eingriffe sorgen. Einschränkung: Die Daten stammen aus einem einzigen Zentrum.

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