Erschienen in:
10.06.2016 | Forensische Begutachtung | Originalien
Biomechanik des Stampftritts gegen den behelmten Schädel
verfasst von:
Assoz. Prof. PD. Dr. S. N. Kunz, J. Adamec
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 5/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Immer wieder kommt es im Rahmen körperlicher Auseinandersetzungen zu Tritten gegen den Kopfbereich einer am Boden liegenden Person. Neben den unmittelbaren, tatsächlich auftretenden Verletzungen und Folgeschäden stellt sich bei der juristischen Beurteilung eines solchen Falls die Frage nach der potenziellen Gefährlichkeit dieser Gewaltanwendung.
Ziel der Arbeit
Ausgehend von einem Fallbeispiel werden in der vorliegenden Arbeit die forensisch-biomechanischen Aspekte von Stampftritten gegen einen behelmten Schädel und deren Verletzungspotenzial analysiert.
Material und Methoden
Fahrradhelme wurden hinsichtlich ihrer Schutzfunktion und ihres Bruchverhaltens bzw. der potenziellen Verletzungsgefahr bei vertikal ausgeführten Tritten untersucht. Hierfür wurden 5 fabrikneue KED-Fahrradhelme um den Aluminiumkern eines Dummy-Kopfes (Hybrid III) befestigt, der mit einem Kopfhautsurrogat aus Gummi, entsprechend den anatomischen Formen eines Kopfes (samt Gesicht und Ohren), überzogen wurde. Das Kopf-Helm-Modell wurde auf einer Mehrkomponentenkraftmessplatte positioniert. Die Ausführung der Tritte wurde mithilfe einer digitalen Hochgeschwindigkeitskamera aufgezeichnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung
Unsere Versuchsreihe hat gezeigt, dass aus dem Schadensbild am Helm nur sehr bedingt Rückschlüsse auf die Trittintensität gezogen werden können. Im gegenständlichen Fall (Tritte auf den behelmten Kopf, zusätzlich eine Schutzmaßnahme der Geschädigten durch Ablegen des Kopfes auf den am Boden aufliegenden Unterarm) ergibt sich selbst bei intensiven Tritten kein nennenswertes Risiko der Entstehung schwerer oder gar lebensbedrohlicher Verletzungen.