Vestibularisschwannom: Interdisziplinär beurteilen und behandeln

Beobachten, bestrahlen oder operieren? Welche Strategie bei der Behandlung des Vestibularisschwannoms für den individuellen Patienten sinnvoll ist, sollte interdisziplinär diskutiert werden. Bei Patienten mit einem Vestibularisschwannom können Hörminderung, Funktionsstörungen der Gesichtsnerven, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Tinnitus oder Kopfschmerzen die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Der Erhalt und wenn möglich die Verbesserung der Lebensqualität ist heute zentrales Anliegen in der Betreuung betroffener Patienten. Durch welche Behandlungsstrategie dies am besten gelingt, sollte im individuellen Fall interdisziplinär abgewogen werden, wie Experten im Rahmen eines Rundtischgesprächs anhand zahlreicher Fallbeispiele illustrierten. Behandlungsalgorithmen helfen bei der Entscheidungsfindung Aktuell entwickelte Behandlungspfade [1] können für die Entscheidungsfindung hilfreich sein, erläuterte Prof. Dr. Steffen Rosahl, Klinik für Neurochirurgie, HELIOS Klinikum Erfurt. Wichtige Kriterien sind neben der Größe des Tumors seine Wachstumsgeschwindigkeit, das Hörvermögen des Patienten bzw. die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer möglichst vollständigen Resektion die Hörfunktion und die Funktion des Fazialis erhalten bleiben, sowie das Alter und Vorerkrankungen des Patienten. Bei kleineren Tumoren (unter 25 mm Durchmesser), insbesondere bei älteren Patienten, wird in vielen Fällen zunächst der spontane Verlauf unter regelmäßiger klinischer und MRT-Kontrolle beobachtet. Das Wachstumsverhalten gibt auch prognostische Hinweise auf den Hörerhalt sowie die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivwachstums nach unvollständiger Entfernung, die in die weitere Beratung des Patienten mit einfließen. Alternativ zur Strategie „wait and scan“ bietet die Bestrahlung gerade bei kleineren Tumoren und funktionellem Hörvermögen die Möglichkeit, unter Hörerhalt einen Wachstumsstopp des Tumors zu erreichen, sagte Priv.-Doz. Dr. Klaus Hamm, CyberKnife Zentrum Mitteldeutschland im HELIOS Klinikum Erfurt. Versierten Chirurgen gelingt es aber auch, kleinere Tumore vollständig zu entfernen und gleichzeitig das Hören auf dem betroffenen Ohr dauerhaft zu erhalten und damit wesentlich zur Lebensqualität beizutragen. Bei Wachstum des Tumors oder Verschlechterung der Beschwerden sollte erneut eine Beratung im interdisziplinären Tumorboard erfolgen und anschließend mit dem Patienten die radio- oder mikrochirurgischen Behandlungsoptionen besprochen werden. Auch bei größeren Tumoren (Durchmesser über 25 mm) kann bei Patienten über 70 Jahren eine beobachtende Strategie sinnvoll sein, jüngeren Patienten wird eher zu einer Operation geraten. Bei einer Symptomatik, die auf eine Hirnstammkompression hinweist, ist eine weitere Beobachtung allerdings keine sinnvolle Option. Für größere Tumoren wird eine primär radiochirurgische oder stereotaktisch radiotherapeutische Behandlung in der Regel nicht empfohlen. Die Bestrahlungstherapie kann aber bei Rest- oder Rezidivtumoren nach einer Operation oder bei hohem OP-Risiko in Frage kommen. Auch Wünsche des Patienten spielen wichtige Rolle Der Patient sollte ausführlich über die Vorteile und Risiken der verschiedenen Managementstrategien aufgeklärt werden. Für die Therapieentscheidung spielen auch die Wünsche des Patienten eine gewichtige Rolle und seine Ängste sollten berücksichtigt werden – sei es bei einer abwartenden Verlaufskontrolle vor einem Wachstum des Tumors oder sei es im Falle einer Intervention vor möglichen Komplikationen, betonte Prof. Dr. Dr. Heinrich Iro, Universitäts-HNO-Klinik Erlangen. basierend auf: Rundtischgespräch: Interdisziplinäre Behandlung des Vestibularisschwannoms. 51. Fortbildungsveranstaltung für Hals-Nasen-Ohrenärzte, Mannheim, 27. Oktober 2017 Weitere Highlights der Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte 2017 07.11.2017 | Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte 2017 | Kongressbericht | Online-Artikel Möglichkeiten der Rehabilitation bei Fazialisparese 08.11.2017 | Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte 2017 | Kongressbericht | Nachrichten Vestibularisschwannom: Beobachten, bestrahlen oder operieren? 07.11.2017 | Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte 2017 | Kongressbericht | Online-Artikel Immunonkologie – eine neue Ära der Tumortherapie 07.11.2017 | Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte 2017 | Kongressbericht | Online-Artikel Patienten profitieren von strukturierter Nachsorge 08.11.2017 | Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte 2017 | Kongressbericht | Nachrichten Responseevaluation therapeutisch wegweisend 07.11.2017 | Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte 2017 | Kongressbericht | Online-Artikel Primärtumor unbekannt – was tun? 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