Keine Angst vor Nasenbluten!

Auch wenn die Diagnose Epistaxis (Nasenbluten) häufig ist, führt sie nur selten zur stationären Aufnahme. Neben der Risikominimierung des Patienten sollten die behandelnden Ärzte auch auf eine Minimierung ihres eigenen Kontaminationsrisikos achten. Die Lebenszeitprävalenz der Epistaxis beträgt etwa 60% [1]. Ungefähr 6% der Betroffenen benötigen eine medizinische Behandlung [2]. Die Mehrheit der betroffenen Erwachsenen ist älter als 50 Jahre und häufig männlichen Geschlechts [3]. Die meisten Fälle ereignen sich offenbar in den Wintermonaten, wenn die Luftfeuchtigkeit niedrig ist [4] und nicht selten nachts (im Dienst). Während die anteriore Epistaxis häufiger bei Kindern auftritt und meist leichtgradig oder selbstlimitierend verläuft, wird die posteriore Epistaxis häufiger bei Erwachsenen beobachtet. Sie kann mit einer primären oder sekundären Gerinnungsstörung verbunden sein und mit einer höheren Morbidität – im Extremfall mit Todesfolge – verbunden sein [5]. Kontaminationsgefahr wird unterschätzt Bei der Behandlung der Epistaxis gilt es, auch die Eigenkontamination zu vermeiden: Das Kontaminationsrisiko des HNO-Arztes mit Patientenblut beträgt in der Notfallbehandlung 69% [6], wird aber zumeist unterschätzt: Während Ärzte das Kontaminationsrisiko über Handschuhe mit weniger als 50% einschätzen, liegt das Risiko gemäß Literatur bei 55-70%. Das Risiko für die konjunktivale Übertragung ohne Schutzbrille wird von Ärzten mit weniger als 10% eingestuft, liegt nach Literaturangaben jedoch bei 18% [7]. Utensilien zum Eigenschutz sind einer Umfrage zufolge zwar meistens vorrätig, beanspruchten aber bis zur Zusammenstellung zu viel Zeit (56%). Unterm Strich nutzen drei Viertel der befragten Ärzte keine Schutzuntensilien [8]. Beim akuten Nasenbluten werden zunächst Supportivmaßnahmen durchgeführt (Anleitung zum korrekten Nasenflügeldruck, Eispackung im Nacken/Lutschen von Eiswürfeln bei Kindern, Blutdruckmessung und ggf. Senkung pathologischer Blutdruckwerte durch sublinguale Nifidipin-Gabe), während die Anamnese erhoben wird. Dabei wird auch Zeit zur Vorbereitung der Versorgung gewonnen (Selbstschutz, Bereitstellung der Materialien). Ziel des Epistaxis-Managements ist die schnelle, universell einsetzbare, leicht durchführbare und nicht zu zusätzliche Traumen führende Tamponierung bis zur endgültigen Versorgung. Einmalkit bereitstellen Sinnvoll ist daher die Bereitstellung eines Tamponaden-Kits (2-Ballon-Methode) mit Einmalartikeln, das sich ohne weitere Instrumente ortsunabhängig einsetzen lässt und Schutzmaterialien für Arzt und Patient enthält. Das Antifibrinolytikum Tramexamsäure (TXS) und Watte kommt ebenfalls als Bestandteil des Kits in Frage, da die Zahl der Patienten mit Gerinnungshemmern zunimmt: Bei leichter oder schwerer Epistaxis als Folge neuer oraler Antikoagulantien wird die intravenöse Gabe von TXS (15 mg/kg alle 6 Stunden) oder auch in topischer Anwendung empfohlen [9]. Prinzipien für sicheres Management der Epistaxis [10] Ruhe bewahren und ausstrahlen Schutzkleidung anlegen (Brille, Handschuhe, Kittel) Patienten zur ruhigen Atmung anhalten Mundschutz unter die Nase des Patienten anbringen (wirkt dem Versprühen von oropharyngealem Blut entgegen) seitlich arbeiten (frontales Arbeiten vermeiden!) zusätzliche Traumatisierung vermeiden (wenig Manipulationen, wenig Instrumente, starre Instrumente vermeiden, keine unnützen Tamponadenwechsel) basierend auf: Prof. Randolf Riemann (Stade): Epistaxis sicher managen – Keine Angst vor Nasenbluten im Rahmen der 53. Fortbildungsveranstaltung für Hals-Nasen-Ohrenärzte/8. Akademie für das HNO-Praxispersonal „Immunologie, Implantate, Informationstechnologie – HNO-Heilkunde im nächsten Jahrzehnt“ am 1.11.2019 (31.10.-02.11.2019) in Mannheim

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