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04.08.2016 | Fortbildungswoche 2016 | Kongressbericht | Nachrichten

Die Glücklichmacher

Sonnenlicht und Vitamin D: Wie viel darf's sein?

verfasst von: Joachim Pfitzer

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Was braucht der Mensch, um glücklich zu sein? „Sonnenlicht gehört in jedem Fall dazu“, sagt Prof. Jan Simon, Dermatologe aus Leipzig. Nicht über Maßen, sonst droht Hautkrebs. Aber doch beständig im Alltag. Sonst droht das Unglücklichsein.

Wissenschaftler haben untersucht, welchen Einfluss das Sonnenlicht auf die Psyche am Arbeitsplatz hat [1]. Sie stellten fest, dass direktes Sonnenlicht die Vitalität, Aufmerksamkeit, Produktivität und Zufriedenheit mit der Tätigkeit erhöht und Ängstlichkeit reduziert. Bei indirektem Licht, das durch Fenster einfällt, war eine abnehmende Dosis mit erhöhter depressiver Stimmung assoziiert. Auch andere natürliche Elemente wie Grünpflanzen oder Gewässer erwiesen sich als motivations- und leistungsfördernd.
„Wir Dermatologen haben in den letzten Jahrzehnten einen sehr spezifischen Blick auf UV-Strahlen gehabt, indem wir sie entweder als krankheitserzeugend oder als Medikament betrachtet haben“, so Prof. Jan Simon, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Dermatologie der Universität Leipzig auf der 25. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München. „Dabei empfinden auch wir mäßig gebräunte Haut als ein Zeichen für Gesundheit, relatives Wohlergehen und Attraktivität.“

Mehr Vitalität

Simon zielt damit auf den Wohlfühlfaktor Sonnenlicht ab. Dieser äußert sich physiologisch in einer erhöhten Konzentration von Vitamin D, welches im Körper unter dem Einfluss von UV-Licht entsteht. Die positive Wirkung zeigt sich Forschern zufolge schon beim Fötus: „Im Sommer geborene Kinder haben ein höheres Geburtsgewicht, erreichen eine höhere Körpergröße, kommen später in die Pubertät und erlangen eine bessere Bildung“, so Simon [2, 3].
Andere Studien bescheinigen, dass Outdoor-Sport effektiver ist als Trainieren in der Halle [4, 5, 6, 7]. Dies gilt nicht nur, was die Leistungssteigerung betrifft, sondern auch hinsichtlich der Reduktion einer Hypertonie, Verbesserung des Schlafverhaltens und Erhöhung der Psychostimulation – sprich, bei der Bewegung im Freien entstehen mehr Glücksgefühle. „Das funktioniert nicht bei allen Menschen so“, schränkt Simon ein, „aber bei den meisten.“

Vitamin-D-Substitution

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung reicht die Vitamin-D-Zufuhr über die Ernährung mit üblichen Lebensmitteln bei fehlender Sonnenexposition nicht aus, empfohlen wird in diesem Fall die Zufuhr von 20 bis 25 Mikrogramm pro Tag (800–1.000 i. E.). Bei häufiger Sonnenbestrahlung ist eine Substitution aber nicht nötig.
Theoretisch reiche für den Tagesbedarf ein halbstündiger Aufenthalt mittags im Freien, so Simon, „aufgrund der intensiven Strahlung sollte er jedoch besser auf den Vor- oder Nachmittag gelegt werden und dafür etwas länger ausfallen.“ Wer dafür keine Zeit hat, dem rät der Dermatologe zur Substitution, auch wenn die Datenlage hierzu teilweise noch widersprüchlich sei.
Weitergehende Heilsversprechen im Zusammenhang mit Vitamin D, die in Richtung Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder gar Krebs zielen, weist Simon jedoch zurück: „Gesicherte positive Effekte liegen nur noch für den Knochenstoffwechsel vor“ [8].

Literatur

  1. An M et al. Why We Need More Nature at Work: Effects of Natural Elements and Sunlight on Employee Mental Health and Work Attitudes. PLoS One 2016, May 23; 11(5): e0155614
  2. Day FR et al. Season of birth is associated with birth weight, pubertal timing, adult body size and educational attainment: a UK Biobank study. Heliyon 2015; 1(2): e00031
  3. Miliku K et al. Maternal vitamin D concentrations during pregnancy, fetal growth patterns, and risks of adverse birth outcomes. Am J Clin Nutr. 2016;103 (6): 1514–22
  4. Lacharité-Lemieux M. Adherence to exercise and affective responses: comparison between outdoor and indoor training. Menopause 2015; 22 (7): 731–40
  5. Pasanen TP et al. The relationship between perceived health and physical activity indoors, outdoors in built environments, and outdoors in nature. Appl Psychol Health Well Being 2014; 6 (3): 324–46
  6. Mieras ME et al. Physiological and psychological responses to outdoor vs. laboratory cycling. J Strength Cond Res 2014; 28 (8): 2324–9
  7. Kerr J et al. Outdoor physical activity and self rated health in older adults living in two regions of the U.S. Int J Behav Nutr Phys Act 2012; 30; 9: 89
  8. Bolland MJ. The effect of vitamin D supplementation on skeletal, vascular, or cancer outcomes: a trial sequential meta-analysis. Lancet Diabetes Endocrinol 2014; 2 (4) : 307–20
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Literatur

Simon J. Wie viel Sonne braucht der Mensch? 25. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie, München, 27.7.2016

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