Die ästhetische Dermatologie ist im Höhenflug, Schönheitsoperationen sind eher rückläufig. Nachvollziehbar, wenn man die Möglichkeiten des „Fullface Approaches“ näher betrachtet. Selbst manche Nasenkorrekturen lassen sich inzwischen minimal-invasiv durchführen.
Die ästhetische Dermatologie hat in den letzten Jahren eine rasche Entwicklung genommen. Zehn Grundregeln der modernen minimal-invasiven Ästhetik sollten laut Dr. Gerhard Sattler, Darmstadt, dabei nicht vergessen werden
- “Safety first“: höchste Behandlungssicherheit für den Patienten steht an erster Stelle.
- Der Patient stellt die Indikation, der Therapeut ist der Regisseur.
- Ästhetische Behandlungen sind dann erfolgreich, wenn sie für nicht eingeweihte Betrachter nicht erkennbar sind.
- Die Therapien sollten den Patienten möglichst gering belasten (Schmerz, Ausfallzeiten etc).
- Regenerative Verfahren sollten reduzierenden Verfahren sofern sinnvoll und möglich vorgezogen werden
- Ästhetische Therapiekonzepte beinhalten neben der Nachhaltigkeit auch den Alterungsaspekt.
- Ästhetische Medizin behandelt in allen Fällen auch die Psyche des Patienten.
- Ästhetische Behandlungen sind konzeptionell Teil einer Langzeittherapie.
- Der Behandlungsverlauf ist in allen Fällen zu fotodokumentieren.
- Grundlage einer ästhetischen Medizin ist eine medizinische Diagnose.
„Fullface Approach“ lautet die Devise
Das neue Konzept der ästhetischen Dermatologie heißt „Fullface Approach“. Es geht nicht mehr nur darum, eine ausgeprägte Nasolabialfalte gezielt mit Botulinumtoxin (BTX) zu behandeln. Vielmehr richtet sich der Blick auf das gesamte Gesicht beziehungsweise einen gesamten Problembereich. Um ein optimales Ergebnis zu erreichen, werden verschiedene Verfahren kombiniert wie etwa BTX plus Filler wie Kalziumhydroxylapatit oder Poly-L-Lactat(PLLA), BTX plus Skin-Resurfacing mit Peeling oder Vitamin A oder auch die Kombination von BTX mit Energie-unterstützten Verfahren wie Laser.
Ein Beispiel: War etwa bei einem Eingriff im Bereich von Lippen und Kinn das „alte“ Behandlungsziel die Verminderung der perioralen Falten und eines Pflastersteinkinns, lauten die neuen Behandlungsziele Lippenvergrößerung, Begradigung der Lippenposition, Harmonisierung des Gesichtsprofils und Regeneration des Lippenvolumens. „Wir müssen gute Diagnosen stellen und korrekt behandeln“, so Sattler. Dazu gehöre es auch, die neuesten Erkenntnisse der Anatomie zu berücksichtigen.
Schönheitsoperationen rückläufig
Die hohe Akzeptanz minimal-invasiver Verfahren in der ästhetischen Dermatologie zeigt ein Blick auf die aktuelle Statistik der „American Society of Plastic Surgeon“: Zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2017 sind Schönheitsoperationen um 6% auf 1.790.832 zurückgegangen. Dagegen sind kosmetische minimal-invasive Prozeduren von 5.500.446 auf 15.714.118 um 186% angestiegen, die Verwendung von BTX-A ist geradezu durch die Decke geschossen mit einem Plus von etwa 800%. Hier konnte laut S1-Leitlinie „Ästhetische Botulinumtoxin-Therapie“ (AWMF-Register Nr 013/077) Effektivität und Sicherheit inzwischen auch für die Langzeitbehandlung (der Glabellafalte) nachgewiesen werden.
Früher ein „no go“: Nase minimal-invasiv korrigieren
Selbst eine Nasenkorrektur, bei der ein minimal-invasiver Eingriff laut Sattler lange ein „No Go“ war, lässt sich inzwischen in bestimmten Fällen minimal-invasiv angehen. Ziel ist die Harmonisierung der proportionalen Nasengestalt. Die Therapien umfassen den Einsatz von Fillern, BTX und Radiofrequenzverfahren. Voraussetzung ist die genaue Kenntnis der Nasenanatomie und der Gefäßversorgung, insbesondere auch wegen des Erblindungsrisikos im Rahmen einer Fillerinjektion. „Die Mittellinie ist eine sichere Zone“, so Sattler. Notwendig ist zudem eine exakte Diagnose der proportionalen Disharmonie. Korrigieren lassen sich unter anderem Nasenwurzel und Nasenspitze, aber auch eingesunkene Nasenflügel und ein ungerader Nasenrücken. Manchmal sei es auch sinnvoll, das Profil zu verändern um die Nase harmonischer wirken zu lassen.
Vertrauen als Juwel
Sattler betonte die Bedeutung eines intensiven Gesprächs mit dem Patienten um das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient zu stärken und „Ärztehopping“ vorzubeugen. Vertrauen sei wie ein Juwel. Um Patienten zufriedenzustellen und sie auch langfristig zu behalten, empfahl Dr. Matthias Imhof, Bad Soden, als vertrauensbildende Maßnahmen zusätzlich ein stimmiges Behandlungskonzept, eine realistische Erwartungshaltung, Patientenkomfort und adäquate Preise.
basierend auf: 26. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI), 24. – 28.07.2018 in München