Haut abschälen für die Schönheit

Mit chemischen Peelings lässt sich die Haut erkennbar verschönern. Es kann aber auch zu Komplikationen kommen. Eine Methode für Anfänger in der ästhetischen Medizin sind zumindest die mitteltiefen und tiefen Peelings nicht, wie aus den Ausführungen von a.o. Univ-Prof. Dr. Daisy Kopera, Hautklinik Graz, Zentrum für Ästhetische Medizin, auf der FOBI 2020 deutlich wurde. Von der Narbenbehandlung bis zur Hautstraffung: „Peeling ist eine wunderbare Methode, wenn man sich damit auskennt“, so Kopera. Wann aber kennt man sich aus? Welches Wissen ist erforderlich? Als Wegweiser gab die Dermatologin dem Auditorium die 6 „P“ mit auf den Weg (nach E. M. Kokoschka, Wien): Praktische Erfahrung über Anatomie und Funktion der Haut sowie Einschätzung der individuellen Hauteigenschaften Prävention von Komplikationen Grundkenntnisse über chemische Eigenschaften und Wirkungsmechanismen von Peelingsubstanzen Planung des Peelings: Vorbehandlung, Peelingprozess, Nachbehandlung Hautzustand/-typ, Erwartungshaltung und Compliance der Patientin Erfahrung, um den gewünschten klinischen Effekt zu erzielen, technische Geschicklichkeit Eine Frage der Säure Eine oberflächliche Exfoliation ist mechanisch möglich, beispielsweise mit Salz, Seesand oder Mandelkleie. Spannender aber ist das chemische Peeling, bei dem ein gesteuertes „Wounding“ der Haut ausgelöst wird mit dem Ziel regenerative Prozesse in der Ober- und Lederhaut zu induzieren. Die Feuchtigkeitsbindung in der Epidermis soll gefördert, die Kollagenneubildung durch Stimulation der Fibroblasten unterstützt und der Kollagenabbau durch Reduktion von Proteinasen eingebremst werden. Zur Exfoliation werden verschiedene Säuren in verschiedenen Konzentrationen eingesetzt. Wie tief ein chemisches Peeling unter die Haut geht, hängt von der verwendeten Säure ab. So werden für ein oberflächliches Peeling Fruchtsäuren wie Zitronensäure, Glykolsäure oder Milchsäure in Konzentrationen von 20 bis 70% eingesetzt. Salizylsäure/Betahydroxysäure in einer Konzentration zwischen 10 und 30%. Erreicht wird eine epidermale Exfoliation und eine Keratolyse. Für mitteltiefe Peelings wird Trichloresssigsäure (TCA) in einer Konzentration zwischen 10 und 35% eingesetzt. Es induziert eine epidermale Nekrose, Ödeme und Entzündungsreaktionen. Tiefe Peelings gelingen mit Phenol in Konzentrationen bis 50%. Es kommt zu dermaler Nekrose, Ödem, Entzündungsreaktion und letztlich zur Re-Epithelisation. Mit Jessner kombinieren Um bestmögliche Effekte zu erreichen, kann es empfehlenswert sein, mehrere Peelings im Abstand von jeweils drei Wochen zu wiederholen und dabei immer aggressivere Säuren zu verwenden. Koperka verwendet für das erste Peeling die Jessner`sche Lösung (Salizylsäure, Milchsäure, Resorcin plus Ethanol 96%) und setzt bei den nachfolgenden Peelings TCA in Konzentrationen zwischen 15 und 35% hinzu – immer abhängig von der individuellen Verträglichkeit. „Brennen wie Chili“ Sie betonte gleichzeitig die Notwendigkeit einer umfassenden Aufklärung, auch über die einzelnen Heilungsphasen. „Richtige Aufklärung ist der halbe Therapieerfolg“. Auch über die teilweise erheblichen Nebenwirkungen wie Schmerz, Schwellung, Rötung und Schuppung müssen die Patient*innen informiert sein. Das Peeling könne brennen wie Chilisauce, das müssen die Patient*innen wissen. Wichtig ist es zudem, bei den Patient*innen eine realistische Erwartungshaltung zu wecken und eine Herpes-Anamnese nicht zu vergessen. Ist sie positiv, sollten die Patient*innen am Tag vor der Intervention, am Tag des Eingriffs und am Tag danach mit Aciclovir behandelt werden. Keine „down time“ nach oberflächlichem Peeling Die Risiken richten sich nach der Tiefe des Peelings. So besteht bei oberflächlichen Peelings kaum ein Risiko für Erythem, Ödem oder Narben. Auch Ausfallzeiten, sogenannte „down time“, sind nicht zu befürchten. Es kommt zu einer Rötung für einige Stunden und nach drei Tagen zu einer Schuppung. Mehrere Sitzungen können auch hier sinnvoll und manchmal auch erforderlich sein. Weitreichender sind die Konsequenzen des mitteltiefen und tiefen Peelings, auf die drei konsekutive Wundheilungsphasen folgen: die Entzündungsphase über drei bis fünf Tage, die Reparaturphase über eine Woche und die Umbauphase, die mehrere Monate dauert. Dabei kommt es letztlich zur Neosynthese der extrazellulären Matrix in Form von Kollagen und elastischen Fasern. Punktuelles Peeling Die Indikationen, die Kopera für Peelings sieht, sind umfassend. Dazu gehören grobe Poren, Hautunreinheiten, fahler Teint, feine Fältchen, Pigmentstörungen oder aktinische Keratosen. Auch ein punktuelles Peeling ist möglich, etwa bei Akne-Narben. Empfehlung der Redaktion Kongressdossier FOBI 2020: Alle Highlights vom Kongress Dieses Jahr waren wir "virtuell vor Ort", denn die 27. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI) fand infolge der Corona-Pandemie komplett online statt. Unsere Highlights von der FOBI 2020 Digital finden Sie hier im Kongressdossier. basierend auf: Laser- und Ästhetiktag: Peelings und seine Indikationen – von der Narbenbehandlung bis zur Straffung, 27. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI Digital), 07. – 11.07.2020, digitaler Kongress

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