Checkpoint-Inhibitoren: Schwere Toxizitäten berücksichtigen

Die Therapieerfolge mit Checkpoint-Inhibitoren sind beim malignen Melanom enorm. Allerdings können an jedem Organsystem Nebenwirkungen der Therapie auftreten – auch mit tödlichen Folgen. Die häufigsten Nebenwirkungen einer kombinierten Checkpoint-Inhibitor-Therapie mit Niivolumab/Ipilimumab sind Dermatitis (62%), Diarrhoe und Colitis (48%), Endokrinopathien (34%) und Hepatitis (33%), sagte Prof. Dr. Lucie Heinzerling vom Universitätshautklinikum Erlangen anlässlich der FOBI 2020 digital. Beim Management der immunbedingten Nebenwirkungen helfen Algorithmen, aber besonders wichtig ist es, die Patienten im Vorfeld über diese Toxizitäten aufzuklären. Es muss sichergestellt sein, dass Patienten, Angehörige und mitbehandelnde Kollegen alle neuen Symptome melden. Patienten sollten darüber informiert werden, dass eine Therapieunterbrechung wegen Nebenwirkungen die Wirksamkeit der Therapie nicht verringert, sonst verschweigen die Patienten aus Angst vor einem Therapieabbruch die Nebenwirkungen [1]. Todesfälle möglich Neben bekannten Nebenwirkungen wie Autoimmunkolitis, Autoimmunhepatitis, kutanen Nebenwirkungen, Endokrinopathien (Thyreoiditis, Hypophysitis, Diabetes mellitus) und Pneumonitiden entwickeln bis zu 5% der Patienten bei Checkpoint-Inhibitor-Therapie auch kardiale und neurologische Nebenwirkungen, die besonders häufig Ursache für Todesfälle sein können (Tabelle 1). Tabelle 1: Todesfälle durch Checkpoint-Inhibitoren (nach [2]) Organsystem Nebenwirkung Kardial MyokarditisKardiomyopathie neurologisch Guillain Barre SyndromEnzephalopathieParalyse pulmonal PneumonitisAcute respiratory distress syndrome gastrointestinal ColitisPerforationHepatitis renal Nierenversagen kutan toxic epidermal necrolysis andere hämolytische AnämieAngiopathie Schwere bis hin zu tödliche Nebenwirkungen treten bei 17–21% der Patienten unter anti-PD-1-, bei 20–28% der Patienten unter Anti-CTLA4-Antikörpertherapie und bei 59% der Patienten unter der PD-1-/CTLA4-gerichteten Kombinationstherapie auf [2]. Deshalb empfiehlt Heinzerling insbesondere bei schweren oder therapierefraktären Nebenwirkungen und bei Patienten mit speziellen Vorerkrankungen (wie zum Beispiel Autoimmunerkrankungen, Transplantierten), die Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Toxizitäts-Board. Tests vor jeder Infusion Die prompte Diagnose und das adäquate Therapiemanagement können Morbidität und Mortalität der Nebenwirkungen senken. Vor jeder Gabe eines Checkpoint-Inhibitors sollte daher eine komplette Anamnese, ob mit standardisiertem Fragebogen oder durch gezieltes Nachfragen, erhoben und eine Untersuchung durchgeführt werden, empfiehlt Heinzerling. Blutwerte sollten vorliegen und vor Infusion kritisch bewertet werden. Rasch reagieren Bei Beschwerden – selbst wenn sie diffus sind – sollte eine dezidierte Abklärung erfolgen. Sind andere Ätiologien ausgeschlossen, sollten die Nebenwirkungen gemäß der Algorithmen behandelt werden. Dazu gehört: der prompte Beginn einer Kortikosteroidtherapie mit einem Ausschleichen über vier Wochen, bei refraktären Nebenwirkungen die rasche Eskalation der Immunsuppression, bei Endokrinopathien nach Bedarf eine Hormonsubstitution, gegebenenfalls ein Aufschieben der nächsten Therapie, gegebenenfalls eine interdisziplinäre Betreuung. Seltene und außergewöhnliche Nebenwirkungen der immunonkologischen Therapie sammelt Heinzerling in einem immunonkologischen Nebenwirkungsregister, in dem regelmäßig auch besondere Fälle vorgestellt werden (www.serio-registry.org). Empfehlung der Redaktion Kongressdossier FOBI 2020: Alle Highlights vom Kongress Dieses Jahr waren wir "virtuell vor Ort", denn die 27. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI) fand infolge der Corona-Pandemie komplett online statt. Unsere Highlights von der FOBI 2020 Digital finden Sie hier im Kongressdossier. basierend auf: Plenarsitzung: „Dermatoonkologie“, 27. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI Digital), 07. – 11.07.2020, digitaler Kongress

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