Photodermatosen: Was für die Praxis wichtig ist

Unter dem Begriff Photodermatosen verbirgt sich eine große Gruppe unterschiedlicher Erkrankungen mit uneinheitlicher Systematik und Nomenklatur. Die richtige Diagnose ist entscheidend – aber oft auch eine Herausforderung. Differenzieren lassen sich Photodermatosen entsprechend des Pathomechanismus – so gibt es solche mit bekanntem Photosensibilisator, primäre idiopathische Photodermatosen mit unbekanntem Mechanismus (z.B. Urticaria solaris), Photodermatosen durch DNA-Reparationsstörungen (z.B. Xeroderma pigmentosum), Photoprovozierte/photoaggravierte Dermatosen (z.B. SCLE) und sekundäre Photodermatosen (z.B. Hartnup-Krankheit). Drei Beispiele aus der Praxis Prof. Dr. Jörg C. Prinz, Klinikum der Universität München, ging auf verschiedene Situationen aus dem Praxisalltag ein. Als Beispiel nannte er die Verordnung eines Medikaments, z.B. Retinoide, Tetrazykline oder BRAF-Inhibitoren, das in Zusammenhang mit der Sonne eine Photodermatose auslösen kann. Die Patientin oder der Patient muss darüber informiert und zu einem angepassten Verhalten instruiert werden. Darunter Fällt unter anderem Sonne meiden, Sonnenschutz und UV-dichte Kleidung tragen. Sollen Patientinnen und Patienten eine UVB-Phototherapie erhalten, ist die Einnahme photosensibilisierender Medikamente – von denen zurzeit 393 dokumentiert sind – auszuschließen. Nimmt der Betroffene diese doch ein, sollte die minimale Erythemdosis bestimmt und die UVB-Bestrahlung dann mit 70 % der Erythemschwelle begonnen werden. In der Praxis ist das oft nicht möglich. In diesem Fall sind die Patientinnen und Patienten über das Risiko aufzuklären. Die Anfangsdosis sollte niedrig gewählt und die Dosis kontrolliert gesteigert werden. Besteht der Verdacht auf eine Photodermatose, ist das Verteilungsmuster zu eruieren (klassische Photodistribution) – allerdings gebe es auch Photodermatosen mit atypischem Verteilungsmuster, z.B. bei Kontakt mit Furocumarinen oder durch die topische Applikation von nichtsteroidalen Antiphlogistika. Die Zuordnung der Photodermatose erfolgt über die Anamnese, z.B. durch die Erfassung des Zusammenhangs mit der Sonnenexposition, die Anwendung von Medikamenten usw. Nur rund 7 % aller Photodermatosen sind Medikamenten-induziert, konstatierte der Experte. Sie stellen daher eine diagnostische Herausforderung dar. Die primäre Diagnostik umfasst die Bestimmung antinukleärer Antikörper im Serum und das primäre Porphyrie-Screening. Lichtschutz immer relevant Differentialdiagnostische Kriterien seien unter anderem Kinetik, Alter, Symptome, Morphologie und Verteilung. Die Therapie von Photodermatosen erfolgt entsprechend der Diagnose. In allen Fällen ist ein Lichtschutz anzuwenden und der mögliche Auslöser zu eliminieren. Bei der phototoxischen und photoallergischen Dermatitis ist der auslösende Photosensibilisator zu meiden. Die solare Urticaria wird mit Anti-Histaminika, UVB-Bestrahlung und PUVA behandelt, eventuell kommt Omalizumab zum Einsatz. Gegen die PLD helfen topische Glukokortikosteroide, ein Hardening mit UVB und eventuell eine PUVA. Letztere kann auch bei chronisch-aktinischer Dermatitis angewandt werden, ebenso wie Immunsuppressiva. Die PCT wird mit einer Eisenreduktion durch Aderlass, der Steigerung der Porphyrinausscheidung durch eine niedrigdosierte Chloroquin- oder Hydroxychloroquin-Gabe und durch die Elimination auslösender Medikamente behandelt. Bei aktinischer Prurigo kommt eventuell Thalidomid zum Einsatz. Empfehlung der Redaktion Kongressdossier FOBI 2022: Alle Highlights vom Kongress Dieses Jahr begleiteten wir die 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI) in München virtuell. Unsere Highlights von der FOBI 2022 Hybrid finden Sie hier im Kongressdossier. basierend auf: „Photosensitivität: Medikamenten-induziert und spontan“Vortrag von Prof. Dr. Jörg C. Prinz, Klinikum der Universität München. Im Rahmen der 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI), 12. – 16.07.2022, München hybrid.

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