Schwangerschaftsdermatosen

Schwangerschaftsdermatosen führen nicht nur zu Juckreiz und einer eingeschränkten Lebensqualität. Sie sind teilweise sogar für den Fötus gefährlich und erfordern eine adäquate Therapie. Zu den Schwangerschaftsdermatosen im engeren Sinn gehören das Pemphigoid gestationis, das polymorphe Exanthem, die atopische Schwangerschaftsdermatose sowie die intrahepatische Schwangerschaftscholestase, erinnerte Prof. Dr. Daniela Bruch-Gerharz, Klinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf. Während die ersten drei mit charakteristischen Primäreffloreszenzen einhergehen ist letztere auf eine Lebererkrankung der Schwangeren zurückzuführen, die an der Haut zu Sekundäreffloreszenzen führt. Die antipruritische Therapie aller Schwangerschaftsdermatosen sollte zunächst symptomatisch unter Berücksichtigung allgemeiner Maßnahmen (adäquate Kleidung, Verwendung milder, nicht-alkalischer Seifen) durch den Einsatz rückfettender und hydratisierender Externa erfolgen. Bei Schwangerschaftsdermatosen mit Primäreffloreszenzen kommen nicht sedierende systemische Antihistaminika und gering atrophogene, leicht bis mittelstark wirksame topische Glukokortikosteroide zum Einsatz. Prednisolon gegen autoimmune Blasenbildung Das Pemphigoid gestationis tritt im zweiten bis dritten Trimenon oder unmittelbar postpartal auf. Es kommt dabei häufig zu einer Plazentainsuffizienz und einer gesteigerten Frühgeburtenrate. Neben dem Juckreiz sollte auch die autoimmune Blasenbildung behandelt werden, z.B. durch systemische Glukokortikosteroide in höherer Dosierung. Mittel der Wahl sei hier Prednisolon, sagte Prof. Bruch-Gerharz. In therapierefraktären Fällen kann auf intravenöse Immunglobuline, Immunapherese und Immunsuppressiva gesetzt werden. Im Fall eines polymorphen Exanthems der Schwangerschaft bestehe für das Kind keine Gefährdung, erläuterte die Expertin. Die Dermatose wird nur in Ausnahmefällen kurzzeitig mit systemischen Glukokortikosteroiden behandelt, meist reichen systemische Antihistaminika und topische Glukokortikosteroide aus. Unter dem Begriff „atopische Schwangerschaftsdermatose“ wird eine heterogene Gruppe atopischer Manifestationsformen von papulösen und exzematösen Subtypen zusammengefasst. In schweren Fällen werden atopische Schwangerschaftsdermatosen kurzzeitig mit systemischen Glukokortikosteroiden behandelt. Alternativ kommen Phototherapie oder Immunsuppressiva bei schweren Formen in Betracht. Gefahr für den Fötus Die intrahepatische Schwangerschaftscholestase gehört zu den gefährlichsten Schwangerschaftsdermatosen, die mit einer erhöhten Rate an Früh- und Totgeburten einhergeht. Laborchemisch zeigen sich erhöhte Gallensäuren im Serum, seltener kommt es zu einem Anstieg von γ-GT und Bilirubin. Gelegentlich tritt im Verlauf ein cholestatischer Ikterus auf. Eine engmaschige gynäkologische Betreuung und fetale Überwachung sind angezeigt. Zur anticholestatischen Therapie steht Ursodesoxycholsäure (Off-label) zur Verfügung. Bei fehlendem Ansprechen kommen mit Einschränkungen Rifampicin und S-Adenosylmethionin zum Einsatz. Eine elektive Geburtseinleitung um die 37. Schwangerschaftswoche kann erwogen werden, so die Referentin. Empfehlung der Redaktion Kongressdossier FOBI 2022: Alle Highlights vom Kongress Dieses Jahr begleiteten wir die 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI) in München virtuell. Unsere Highlights von der FOBI 2022 Hybrid finden Sie hier im Kongressdossier. basierend auf: „Schwangerschaftsdermatosen“ Vortrag von Prof. Dr. Daniela Bruch-Gerharz, Universitätsklinikum Düsseldorf, im Rahmen der 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI), 12. – 16.07.2022, München hybrid.

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