Achtung, Pilze!

Neben den altbekannten Pilzen wie Microsporum canis und Trichophyton mentagrophytes sind auch neue Erreger auf dem Vormarsch: Beispielsweise Trichophyton benhamiae und Trichophyton tonsurans. Letzterer sorgte in den Medien für Furore, da über Patienten berichtet wurde, die sich den Pilz im Barbershop zuzogen. Prof. Dr. Pietro Nenoff, Mykologie Experten Labor Mölbis, begann seinen Vortrag mit einem Fallbeispiel eines aus Venezuela stammenden achtjährigen Jungen mit Kerion Celsi. Die Therapie erfolgte zunächst in der Kinderklinik mit dreimal täglich Cefuroxim i.v. 900 mg, anschließend mit Terbinafin 125 einmal wöchentlich. Der Auslöser stellte sich als Microsporum canis heraus. Der Pilz trete in den vergangenen ein bis zwei Jahren wieder häufiger auf. „Wir dürfen nicht nur an die „modernen“ und neuen Pilze denken, wir müssen auch an die alten denken“, betonte Nenoff. Als weiteren wichtigen Pilz nannte er Trichophyton mentagrophytes – ebenfalls ein „alter“ Pilz, der häufig vorkomme und der nicht vergessen werden dürfe. Der Pilz zeichnet sich aus durch Botrytis-förmige runde Mikrokonidien-Anordnung („Weintrauben“) und Spiralhyphen. Die Behandlung einer 18-jährigen Patientin, deren Fall Nenoff präsentierte, erfolgte mit SUBA-Itraconazol und topisch Ciclopirox. Terbinafin ist häufiges Mittel der Wahl Zu den neueren Pilzen, der ähnlich aussieht wie Microsporum Canis, gehört Trichophyton benhamiae. Der zoophile Dermatophyt kann eine Tinea corporis und Tinea faciei auslösen. Mittel der Wahl sei Terbinafin. „Bei einer Tinea faciei würde ich, wenn es irgendwie geht, immer auch systemisch behandeln“, so Nenoff. Trichophyton quinckeanum ist ein weiterer Dermatophyt und Erreger des Mäusefavus. Der Pilz kommt seit einigen Jahren auch wieder in Deutschland vor und tritt in Wellen auf – Gründe liegen in sich ausbreitenden Mäusepopulationen. Der Infektionsweg geht von Maus zu Katze zu Mensch. Fluconazol ist hier möglicherweise nicht wirksam, die Behandlung erfolgt mit Terbinafin. Dermatophyten können prinzipiell auch sexuell übertragbare Infektionen auslösen – so geschehen vor einigen Jahren bei einer Patientin mit Tinea genitalis, verursacht durch Trichophyton mentagrophytes Genotyp VII. Befall nach Barbershop-Besuch Ein wichtiger Erreger sei zudem Trichophyton tonsurans. Der Referent präsentierte den Fall eines 19-Jährigen, der sich mit Tinea capitis und Tinea faciei vorstellte. Er hatte sich wahrscheinlich in einem Barbershop damit infiziert. Die Anzahl der Fälle häuften sich gerade im vergangenen Jahr. Trichophyton indotineae (T. mentagrophytes Genotyp VIII) kam ursprünglich aus Indien nach Deutschland. Terbinafin ist hier nicht wirksam, Mittel der Wahl ist Itraconazol plus topisch Miconazol und/oder Ciclopirox. Auch Voriconazol ist wirksam, ruft aber Nebenwirkungen hervor. basierend auf: Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie 2024, München, 8.-12. Juli 2024. Vortrag: „Ein Update zu aktuell relevanten Pilzen in der dermatologischen Praxis“. Referent: Prof. Pietro Nenoff Empfehlung der Redaktion FOBI 2024 Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie 2024 10. – 12. Juli 2024 | München Neue Daten zur adjuvanten und neoadjuvanten Therapie des Melanoms wurden auf der diesjährigen Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie ausführlich diskutiert. Außerdem wurde erläutert, warum sich beim atopischen Ekzem auch bei Kindern eine frühe moderne Therapie lohnt und wie eine realistische Einschätzung der Therapie vermittelt werden kann. Dies und vieles mehr finden Sie im Kongressdossier. .

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