12.12.2024 | Frailty bei geriatrischen Patienten | Leitthema
Wann ist „Schluss mit lustig“? – gynäkologische Sicht
verfasst von:
Prof. Dr. Joseph Neulen
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Zusammenfassung
Altern kann medizinisch definiert werden durch Begriffe wie Gebrechlichkeit (Frailty), nachlassende Muskelstärke (Sarkopenie) oder Gehirn-atrophe Veränderungen (M. Alzheimer). Ein wesentlicher Aspekt des Alterungsprozesses wird gekennzeichnet durch eine nachlassende Energieversorgung der Körperzellen durch Mitochondrien. Auch der Glukosemetabolismus wird ineffizienter. Dadurch werden Lebenszeit und Lebensqualität begrenzt. Durch allseits bekanntes möglichst positives Lifestyle-Verhalten kann diese Degradierung verlangsamt werden. Medikamentöse Ansätze sind ebenso von begrenzter Wirkung. Estrogene können bei Frauen den Glukosestoffwechsel beeinflussen. Die Insulinsensitivität bleibt erhalten. Die Energiesubstratversorgung wird stabilisiert. Die Estrogeneffekte sind abhängig von einer ausreichenden Expression der Estradiolrezeptoren. Diese nimmt mit steigendem Alter ab. Daher verliert Estradiol in hohem Alter u. U. seine positive Wirkung. Metformin zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 ist bei betagten Personen wirksam und therapeutisch sicher. Es steigert die mitochondriale Energieleistung maximal. In hohem Alter sind Mitochondrien jedoch schon an ihrer Leistungsgrenze, sodass auch hier die Wirkung mit zunehmendem Alter kontrolliert werden sollte. Die Kombination von prophylaktischem Metformin mit körperlicher Leistung ist kontraproduktiv. GLP(„glucagon-like peptide“)-Rezeptor-Agonisten sind ebenso zur Behandlung von Diabetes mellitus hoch effektiv. Als Anorektikum ist die Wirkung im Alter jedoch kritisch zu sehen, da es die Sarkopenie und damit die Gebrechlichkeit verstärken kann. Der Alterungsprozess verläuft schicksalhaft. Durch gesunde Lebensführung und medikamentöse Therapien kann der Prozess verzögert werden. Jedoch muss man dabei die altersbedingten Wirkungsveränderungen von Pharmaka bedenken.