02.01.2024 | Frakturassoziierte Infektionen | Leitthema
Therapiestrategien bei frakturassoziierten Infektionen mit begleitendem Weichteilschaden
verfasst von:
Prof. Dr. med. Dr. biol. hom. Volker Alt, Markus Rupp, Maximilian Kerschbaum, Lukas Prantl, Sebastian Geis
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 2/2024
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Zusammenfassung
Frakturassoziierte Infektionen sind gefürchtete Komplikationen nach operativer Frakturversorgung. Vor allem der distale Unterschenkel ist (z. B. bei Pilon-tibiale-Frakturen) aufgrund der schlechten Weichteildeckung einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt. Im besonderen Maße gilt dies v. a. für offene Frakturen in diesem Bereich. Frakturassoziierte Infektionen mit bedeutsamen Weichteilschaden bedürfen, neben der Behandlung der frakturassoziierten Infektion selbst, einer besonderen Aufmerksamkeit aufgrund des Weichteildefekts. Generell gilt das Prinzip, dass ohne eine suffiziente Weichteildeckung eine Ausheilung der frakturassoziierten Infektion nicht möglich ist. Daher gilt es, sowohl den Weichteilschaden als auch die frakturassoziierte Infektion von Anfang an in ein schlüssiges Behandlungskonzept zu bringen. Hierzu ist oftmals eine Kooperation zwischen Unfallchirurgie und Plastischer Chirurgie notwendig und sinnvoll. In Fällen, bei denen das Osteosynthesematerial bzw. Knochen freiliegen, ist die mittel- oder gar langfristige Anwendung von vakuumassistierter Wundtherapie nicht sinnvoll, da diese mit einem höheren Reinfektionsrisiko verbunden ist. Daher sollte in einer interdisziplinären Behandlungsstrategie aus Unfallchirurgie mit Plastischer Chirurgie ein frühzeitiger Weichteilverschluss („ortho-plastic approach“) angestrebt und durchgeführt werden. Sollte dies in der eigenen Klinik nicht möglich sein, so ist eine frühzeitige Verlegung des betroffenen Patienten indiziert, um eine optimale interdisziplinäre Therapie mit zeitnahem Weichteilverschluss und gleichzeitiger unfallchirurgischer Therapie zur Kontrolle der Infektion und knöcherner Ausheilung zu gewährleisten. Freie fasziokutane oder Muskellappenplastiken in Kombination mit adäquater unfallchirurgischer und antibiotischer Therapie führen zu guten und verlässlichen Ergebnissen in diesen Situationen.