Verschluckte Knopfbatterien schnellstmöglich entfernen

Wenn ein Kind eine Batterie verschluckt, entsteht immer eine Notfallsituation. Jetzt sind eine sofortige Diagnose und schnelles Handeln gefragt, um Verätzungen oder weitere Komplikationen zu vermeiden. Die Autoren einer US-Studie haben Vorgehen und Ergebnisse einer Fallserie zusammengetragen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Kleine Kinder stecken alles in den Mund. Doch bei dem Versuch dahinterzukommen, wie das runde glänzende Teil eigentlich schmeckt, ist es schnell passiert. Geraten Knopfbatterien in die Atem- oder Verdauungswege, treten zunächst meist unspezifische Symptome auf. So vergeht oft wertvolle Zeit, bis die Diagnose steht, in der das Risiko von Folgeerscheinungen für den Patienten rasant zunimmt. Vor allem 3-V-Lithium-Batterien mit einem Durchmesser von 20 mm sind seit vielen Jahren weit verbreitet. Parallel dazu steigt die Zahl der Unfälle mit diesen Gegenständen, und die Häufigkeit schwerer oder sogar tödlicher Folgen nimmt zu. Im Rahmen einer retrospektiven Fallserie haben Amber Shaffer vom Children’s Hospital of Pittsburgh und Kollegen die Situation von Kindern untersucht, in deren Aerodigestivtrakt Knopfbatterien geraten waren. Am häufigsten handelte es sich dabei um Batterien aus Uhren. Berücksichtigt wurden 81 Kinder im Alter von einer Woche bis 14 Jahre, die in einem von fünf Tertiärzentren zwischen 2002 und 2014 vorgestellt worden waren. Häufigste Engstelle: der Ösophagus Vom Zeitpunkt der Aufnahme des Fremdkörpers bis zu dessen Entfernung vergingen median acht Stunden, von der Diagnosestellung bis zur Entfernung zweieinhalb. 48 Knopfbatterien fanden die Ärzte im Ösophagus, 1 im Hypopharynx, 6 im Magen, 22 in der Nasenhöhle und 4 im Gehörgang. Bei 26,5% der Kinder, bei denen die Batterie im Bereich des Ösophagus oder im unteren Teil des Rachens steckte, bestand eine Dysphagie, bei weiteren 26,5% kam es zu Übelkeit und Erbrechen, 24,5% sabberten vermehrt, 18,4% husteten und 18,4% entwickelten Fieber. Befand sich der Fremdkörper in der Nase, kam es bei mehr als der Hälfe der Patienten zu Epistaxis (54,6%), bei 40,9% zu Rhinorrhö, 27,3% klagten über Schmerzen in der Nase und bei 22,7% bestand Fieber. Aus dem Ösophagus wurden fast immer 3-V-Lithium-Batterien mit einem Durchmesser von 20 mm entfernt. Diagnostiziert wurden diese meist per Röntgenbild. Vor allem wenn die Batterien in der Speiseröhre feststeckten, kam es zu schweren Komplikationen in Form von Strikturen (28,6%), Perforationen (24,5%), der Bildung tracheoösophagealer Fisteln (8,2%), der Ausbildung eines Pneumothorax (4,1%) und einer bilateralen Stimmlippenparese (4,1%). Steckte die Batterie in der Nase, entstand in 59,1% der Fälle eine Nekrose, bei 27,3% eine Septumperforation und bei 4,5% bildete sich eine Sattelnase aus. Nur wenn die Nase betroffen war, hing die Persistenz der Symptome davon ab, wie lange sich der Fremdkörper dort befand. Nach aktuellen Empfehlungen des National Capital Poison Center sind Shaffer und Kollegen zufolge nach einem Unfall mit Knopfzellen zusätzliche Maßnahmen zur Minimierung der Folgeschäden möglich: Die sofortige Verabreichung von Honig bei Kindern ab zwölf Monaten Nach Bestätigung einer Batterie im Ösophagus durch Röntgen und während der Sedierung für die Endoskopie: Gabe einer Sucralfat-Suspension oder bei Kindern ab zwölf Monaten Honig Nach Entfernung unter endoskopischer Sicht, wenn keine Perforation vorliegt: Spülung der verletzten Stelle mit 0,25% Essigsäure. Fazit der Autoren Ihre Studie verdeutliche die schweren Komplikationen, die nach der Ingestion einer Batterie insbesondere im Ösophagus auftreten könnten, so Shaffer und Kollegen. Dass im Rahmen dieser Untersuchung keine Todesfälle zu verzeichnen waren, sei vermutlich nur der geringen Stichprobengröße der Studie geschuldet. Knopfbatterien im oberen Atemwegs- und Verdauungstrakt oder im Gehörgang von Kindern sollten immer als chirurgischer Notfall gesehen werden. So fordern Shaffer und Kollegen die sofortige Entfernung des Fremdkörpers und die aufmerksame Überwachung des Patienten hinsichtlich des Auftretens von Komplikationen. Auch die deutsche S2k-Leitline „Interdisziplinäre Versorgung von Kindern nach Fremdkörperaspiration und Fremdkörperingestion“, 2015, empfiehlt: „Ösophageale Knopfbatterien und mehrere, gastrointestinal ingestierte Magnete sollen zur Vermeidung schwerwiegender Sekundärkomplikationen so schnell wie möglich (d. h. möglichst innerhalb von 2 Stunden nach Ingestion) endoskopisch entfernt werden.“ Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie ist das klinische Bild, wenn eine Knopfbatterie in den Aerodigestivtrakt eines Kindes gerät? Wie ist das Management und welche Komplikationen können auftreten? Antwort: Knopfbatterien im Aerodigestivtrakt oder Gehörgang von Kindern müssen umgehend entfernt und die Patienten im Hinblick auf eventuell auftretende Komplikationen sorgfältig überwacht werden. Bedeutung: Angesichts der wachsenden Zahl an Unfällen mit verschluckten Knopfbatterien appellieren die Studienautoren an die Industrie, die Sicherheitsstandards für diese Produkte zu erhöhen. Einschränkung: Retrospektive Fallserie

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