So gefährlich sind verschluckte Knopfzellen

Kinder mit verschluckten Knopfzellen zeigen oft ausgeprägte Ösophagusverletzungen. Kritisch wird es vor allem, wenn die Batterien länger als sechs Stunden im Körper verbleiben. In solchen Fällen stirbt fast jedes zehnte Kind. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In den Haushalten finden sich immer mehr mit Knopfzellen betriebene elektronische Kleingeräte, und damit steigt auch das Risiko, dass Kleinkinder die bonbongroßen Batterien verschlucken. Im Ösophagus steckengeblieben können sie zur tödlichen Gefahr werden: Es reichen wenige Stunden in der Speiseröhre, um diese schwer zu verätzen. Besonders leicht bleiben leistungsstarke 3-Volt-Lithiumknopfzellen der Größe CR2032 mit 2 cm Durchmesser im Ösophagus hängen, sie sind am Großteil der Todesfälle oder schweren Verletzungen durch verschluckte Batterien bei Kindern beteiligt. In einer vor zwei Jahren veröffentlichten Auswertung einer kanadischen Vergiftungsdatenbank und einer Literaturanalyse zu 195 Verletzungen durch verschluckte Knopfzellen bei Kindern hatten rund 80% tracheoösophageale Fisteln entwickelt, etwa 20% eine Stimmbandlähmung und mehr als ein Viertel Atemwegsverletzungen (siehe Bericht). Zum Teil traten die Komplikationen mit einer gewissen Verzögerung erst nach der Entfernung der Fremdkörper auf. Etwa 70% der Kinder waren jünger als zwei Jahre. Update mit 439 Fällen Ein Team um Dr. Christopher Tran von der Medizinischen Fakultät der Universität in Sydney, Australien, liefert nun ein Update zu Komplikationen durch verschluckte Knopfzellen [1]. Es hat insgesamt 217 Studien und Fallberichte mit insgesamt 439 Kindern ausgewertet. Auch hier waren die Kinder mit einem medianen Alter von 1,8 Jahren recht jung, 57% waren männlich. 91% hatten die Knopfzellen verschluckt, die übrigen hatten sie sich in andere Körperöffnungen gesteckt, überwiegend in die Nase, fünf auch in Ohren und Vagina. In 58% der Fälle mit Größenangaben hatten die Batterien einen Durchmesser von 2 cm oder mehr. Bei den meisten Kindern (88%) dauerte es mehr als sechs Stunden, bis die Knopfzellen entfernt werden konnten. Im Mittel mussten die Kinder zehn Tage in einer Klinik versorgt werden. Die verschluckten Knopfzellen blieben zu 80% im Ösophagus stecken, die übrigen landeten zumeist im Magen und Darm. Je nach Lokalisation präsentierten die Kinder initial unterschiedliche Beschwerden. Knopfzellen im proximalen und mittleren Ösophagus äußerten sich primär über Schluck- gefolgt von Atembeschwerden, andere Positionen führten häufig zu Bauchschmerzen und systemischen Beschwerden. Als Kurzzeitkomplikationen kam es vor allem zu einer Schädigung der Ösophagusschleimhaut (bei 26%), gefolgt von tracheoösophagealen Fisteln (23%), Ösophagusperforationen ohne Fisteln (10%) und aortoösophagealen Fisteln (7%). Intestinale Perforationen (2,5%) waren dagegen selten. Ösophagusstenosen bildeten die häufigste Langzeitkomplikation (17%). Sterberate von 9% Insgesamt 35 Kinder (9%) mit verschluckten Knopfzellen starben, diese waren überwiegend weiblich (58%) und wiesen ein medianes Alter von einem Jahr auf. Fast alle hatten recht große Knopfzellen verschluckt. Entfernt wurden die Batterien fast ausschließlich per Endoskopie. Von den 35 Kindern, die sich Batterien in die Nase gesteckt hatten, entwickelten die meisten eine Rhinorrhö, Nasenschmerzen, Fieber und Gesichtsschwellungen. Kinder mit Ohr- und Vagina-Insertionen klagten zumeist über lokale Schmerzen und wiesen einen Ohr bzw.- Vaginalausfluss oder eine Dysurie auf. Als häufigste kurzfristige Komplikationen traten eine Perforation der Nasenscheidewand (bei 55%) sowie reine Schleimhautschäden (32%) auf, als häufigste langfristige Komplikationen kam es zu nasalen Verwachsungen. Die in Ohren und Nasen eingeführten Batterien waren in der Regel kleiner als 20 mm. Zumeist wurden die eingeführten Batterien ebenfalls per Endoskop entfernt, drei Kinder mussten operiert werden. Die Forschenden um Tran weisen darauf hin, dass solche Zahlen nur die Spitze des Eisbergs markieren und Kinder mit verschluckten oder eingeführten Knopfzellen inzwischen recht häufig in Notaufnahmen zu sehen sind. In drei Viertel der Fälle, so legen britische Untersuchungen nahe, lassen sich die Batterien aber rasch und unkompliziert entfernen, ohne dass größere Verletzungen und Komplikationen auftreten. Große Probleme verursachten hingegen oft Knopfzellen, die ohne Fremdbeobachtung verschluckt werden, hier dauere es oft lange, bis die Ursache erkannt werde. Nach mehr als sechs Stunden sei jedoch mit größeren, oft langfristigen Schäden zu rechnen. Daher ist es wichtig, dass Ärztinnen und Ärzte rasch einen Verdacht auf einen Fremdkörper im Ösophagus oder in anderen Körperöffnungen hegen. Eine europaweite Befragung mit 605 Pädiatern aus 41 Ländern kommt zu dem Schluss, dass hier durchaus noch Defizite bestehen [2]. Zwar erkannten immerhin rund 90% die Notwendigkeit einer raschen Klinikaufnahme, nur 59% waren jedoch mit dem diagnostischen Vorgehen vertraut und weniger als ein Drittel kannte sämtliche Symptome, die bei verschluckten Knopfzellen auftreten können. Das Wichtigste in Kürze Frage: Was ist über Unfälle mit Knopfzellen bei Kindern bekannt? Antwort: Eine Analyse von 439 Fällen deutet auf eine hohe Komplikations- und Sterberate unter Kindern, bei denen die Batterien länger als sechs Stunden im Körper verbleiben. Bedeutung: Kennen Ärztinnen und Ärzte die Symptome verschluckter und eingeführter Knopfzellen gut, kann dies Kinder vor schweren Komplikationen bewahren. Einschränkung: Die Analyse bezieht sich primär auf stationär behandelte Kinder.

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