Erschienen in:
16.10.2019 | Verätzungen | Leitthema
Gesundheitsschäden nach Ingestion von Knopfzellbatterien im Kindesalter
verfasst von:
Patrick Gerner, Frauke Pallacks, Michael Laschat, Dr. med. Maren Hermanns-Clausen
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 11/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Insbesondere Kleinkinder sind durch Ingestion von Knopfzellbatterien gefährdet, da diese in einer der Engstellen des Ösophagus stecken bleiben können. Schwere Komplikationen sind bei Kleinkindern beschrieben, aus Deutschland gibt es jedoch fast keine Daten.
Ziel der Arbeit
Ziel war es, die Bedeutung von derartigen Ingestionsunfällen in Deutschland zu evaluieren.
Material und Methoden
Retrospektive Befragung von pädiatrischen Gastroenterologen und Kinderchirurgen mit einem standardisierten Fragebogen über den Verlauf nach Knopfzellingestion mit ösophagealer Lage (2011–2016). Zusätzlich wurden retrospektiv Daten aus einem deutschen Giftinformationszentrum analysiert.
Ergebnisse
Es wurden 116 Fälle mit ösophagealer Knopfzelllage identifiziert. 47 dieser Kinder entwickelten schwere Komplikationen, fünf verstarben. Die Komplikationen nahmen mit zunehmender Liegedauer zu. Im gleichen Zeitraum wurden 258 kindliche Knopfzellingestionen der Vergiftungs-Informations-Zentrale (VIZ) Freiburg berichtet, darunter 7‑mal mit Lage im Ösophagus und 5‑mal mit intranasaler Lage und lokaler Verätzung.
Diskussion
Knopfzellen bergen auch in Deutschland für Kinder ein hohes Verletzungsrisiko. Im Einzelfallfall können Unfälle durch Verschlucken sogar tödlich verlaufen. Nur die zeitnahe (endoskopische) Bergung der inkorporierten Batterie kann schwere Folgeschäden verhindern. Da jedoch bei Kleinkindern derartige Unfälle symptomlos oder mit nur leichten unspezifischen Symptomen verlaufen können oder gar nicht bemerkt werden, ist eine bessere Kenntnis des Gefahrenpotenzials durch Knopfzellen in der Bevölkerung zum Schutz der Kinder unumgänglich.