Erschienen in:
01.03.2012 | Leitthema
Friedrich Panse – etabliert in allen Systemen
Psychiater in der Weimarer Republik, im „Dritten Reich“ und in der Bundesrepublik
verfasst von:
PD Dr. R. Forsbach
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2012
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Zusammenfassung
Der Psychiater Friedrich Panse (1899–1973) war in der NS-Zeit T4-Gutachter, der geistig Behinderte und psychisch Kranke in den Tod schickte. In der Wehrmacht ließ er höheren galvanischen Strom einsetzen, um „Kriegsneurotiker“ zu heilen und „Simulanten“ zu enttarnen. Als Nationalsozialist war er ein engagiert lehrender Rassenhygieniker. Dennoch fanden sich nach dem Ende des NS-Regimes rasch Stimmen, die Panse zu entlasten bereit waren. Panse selbst gehörte nicht zu denjenigen, die nach 1945 den Vorwurf des Kontakts zur NSDAP empört zurückwiesen. Er leugnete nicht, dass er die nationalsozialistischen „erb- und volkspflegerischen Maßnahmen offen“ begrüßt hatte, ließ aber auch wissen, er habe „unter der ganzen Belastung unsagbar gelitten“. Die nordrhein-westfälische Landesregierung lehnte es ab, Panse weiterhin als außerplanmäßigen Professor zuzulassen. Gegen diese Entscheidung klagte Panse erfolgreich vor dem Düsseldorfer Landesverwaltungsgericht. Er wurde Direktor der Anstalt Düsseldorf-Grafenberg, der Düsseldorfer Nervenklinik, Mitglied im Ärztlichen Sachverständigenrat für Fragen der Kriegsopferversorgung des Bundesarbeitsministeriums sowie Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde.