In den frühen 1950er Jahren lieferten Fritz Flügel und seine Mitarbeiter an der Universitätsnervenklinik Erlangen einen wesentlichen Beitrag zur klinischen Einführung des Chlorpromazins in die deutsche Psychiatrie. Anhand seiner Arbeit lassen sich die ersten klinisch-psychiatrischen Forschungen zu den Neuroleptika beispielhaft darstellen. Der Zeitraum von 1953–1963 war geprägt durch die Suche nach theoretischen Erklärungsmodellen für die offensichtliche, empirische belegte Wirksamkeit der neuen Medikamente. Schon etwa ein Jahrzehnt, bevor Carlsson 1963 mit der Dopaminhypothese die erste plausible Theorie zur Wirkungsweise des Chlorpromazins lieferte, erzwangen allein der therapeutische Erfolg und die rein empirischen Forschungsergebnisse in kurzer Zeit den weltweiten Durchbruch des Medikamentes. Sie führten zu einem neuen Impuls und einem Aufschwung in der psychiatrischen Forschung. Neu entstandene Wirkungstheorien haben die Vorstellung über die pathophysiologischen Zusammenhänge innerhalb des Gehirns sowie die psychiatrischen Therapiekonzepte nachhaltig beeinflusst.