Erschienen in:
02.09.2016 | Leitthema
Frühe Hilfen in der Geburtshilfe erkennen und kommunizieren
Eine qualitative Studie über Erfahrungen von Eltern
verfasst von:
Christiane Prüßmann, Daniela Stindt, Jana Brunke, Ursula Klinkhammer, Prof. Dr. med. Ute Thyen
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 10/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Wahrnehmung des Hilfebedarfs und feinfühlige Kommunikation über psychosoziale Belastungen sind neue, anspruchsvolle Aufgaben für Pflegende, Hebammen, Sozialdienste und Ärzte in den Geburtskliniken. Im Rahmen des Projekts „Guter Start in die Familie (GuStaF)“ als Lern- und Fortbildungsangebot in einer universitären Geburtsklinik konnten Eltern über ihre Erfahrungen mit der Intervention befragt werden.
Zielsetzung
Evaluation der Kontaktaufnahme und Kommunikation mit Fachkräften in der Geburtshilfe und der Bewertung der angebotenen Hilfen aus Elternsicht.
Methoden
Leitfadengestützte, qualitative Interviews mit 7 Familien ein Jahr nach der Geburt des Kindes.
Ergebnisse
Bei den berichteten Problemlagen standen kindbezogene, erhöhte Fürsorgeanforderungen und Überforderung, neben sozialen Belastungen, im Vordergrund. Der Gesprächseinstieg durch Fachkräfte wurde bei unpassend empfundenen Ratschlägen, Bevormundung oder Stigmatisierung als fehlgeschlagen, bei feinfühligem Zuhören und konkreter Unterstützung als hilfreich erinnert. Einzelne Gespräche verstärkten Belastungen. Neben positiven und negativen Erfahrungen mit den vermittelten Hilfsangeboten stellten die Passgerechtigkeit und Verlässlichkeit besonders wichtige Aspekte dar.
Diskussion
Die Begleitung der Familien rund um die Geburt stellt Anforderungen an die Klinik, die nicht immer mit tradierten professionellen Haltungen und Kompetenzen in Einklang zu bringen sind. Besonders bedeutsam scheint eine Beachtung des persönlichen körperlichen und seelischen Wohlbefindens von Mutter und Kind, nichtstigmatisierender Gesprächseinstieg, Passgerechtigkeit der Hilfsangebote sowie Vermeidung von inkonsistentem Verhalten innerhalb von Institutionen und im Netzwerk zu sein.