01.12.2014 | Originalien
Frühe Missbrauchserlebnisse bei chronischem Kreuzschmerz
Direkte und mediierte Effekte früher Missbrauchserlebnisse auf verschiedene Schmerzdimensionen chronischer nichtspezifischer Kreuzschmerzen
verfasst von:
S. Leisner, A. Gerhardt, J. Tesarz, S. Janke, G.H. Seidler, W. Eich
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 6/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Frühe Missbrauchserlebnisse (FME) in der Kindheit und Jugend werden als Risikofaktor für die Entstehung und Ausbreitung chronischer Schmerzen diskutiert. Ob spezifische Zusammenhänge zwischen FME und unterschiedlichen Schmerzdimensionen bei chronischen nichtspezifischen Kreuzschmerzen [“chronic low back pain“ (CLBP)] bestehen und ob psychische Symptome diese vermitteln, ist nicht bekannt.
Material und Methoden
Mittels Schmerzzeichnung, multidimensionalem Schmerzfragebogen und Schmerzempfindungsskala wurden 103 Personen mit klinisch validiertem CLBP untersucht. Mit dem Childhood Trauma Questionnaire wurden retrospektiv physische, sexuelle und emotionale FME im Kindes- und Jugendalter erfragt. Als mögliche Mediatoren wurden ängstliche, depressive und dissoziative Symptome erfasst.
Ergebnisse
CLBP-Personen mit FME geben im Vergleich zu CLBP-Personen ohne FME höhere Schmerzintensitäten, eine größere Schmerzausbreitung, höhere affektive und sensorische Schmerzempfindungen sowie eine stärkere Beeinträchtigung durch den Schmerz an. In multivariaten Analysen zeigt sich nur ein direkter Zusammenhang von FME mit der Schmerzausbreitung. Ein indirekter – über dissoziative und ängstliche Symptome vermittelter – Zusammenhang besteht zur sensorischen Schmerzempfindung.
Diskussion
Der Einfluss von FME auf CLBP unterscheidet sich zwischen den Schmerzdimensionen, sodass eine differenzierte Betrachtung erforderlich ist. FME scheinen ein Risikofaktor für die räumliche Ausbreitung von Schmerzen bei CLBP-Personen zu sein. Spezifische diagnostische und ggf. therapeutische Angebote bei CLBP mit zusätzlichen Schmerzarealen scheinen indiziert.