Akute Cholezystitis: Ist eine Notfall-Op. erforderlich?

Italienische Forscher haben ein Nomogramm entwickelt, das bei der Klassifikation von Patienten mit akuter Cholezystitis helfen soll. Die Einteilung beruht neben dem Alter auf leicht zu erhebenden Labor- und Ultraschallparametern. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei Patienten mit akuter Cholezystitis geht es oft darum, schnell zu entscheiden, ob es sich um einen Notfall mit erhöhter Komplikationsgefahr handelt. In diesem Fall müsste man den Patienten möglichst rasch einer Op. zuführen, wohingegen andere Fälle unter Umständen abwartend behandelt werden oder für eine elektive Op. zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen werden können. Auf der Grundlage retrospektiver statistischer Analysen haben Forscher aus Ferrara ein Nomogramm entwickelt, dass eine Zuordnung zu vier verschiedenen Risikogruppen erlaubt. Retrospektive Auswertung In einer Validierungsstudie wurden zunächst die Daten von 393 Patienten ausgewertet, die zwischen Januar 2010 und Dezember 2015 notfallmäßig cholezystektomiert worden waren. Aufgrund des postoperativen pathologischen Befunds wurden diese im Nachhinein in zwei Gruppen geteilt: Patienten mit bzw. ohne schwere akute Cholezystitis. Als solche definiert war der Nachweis einer Phlegmone sowie einer Gangrän. In schrittweisen Regressionsanalysen wurde sodann ermittelt, inwieweit verschiedene Parameter, neben patientenspezifischen Charakteristika auch präoperative Symptome und Untersuchungsbefunde, mit dem Befund der schweren akuten Cholezystitis assoziiert waren. Welche Parameter sprechen für ein hohes Risiko? Nach Mattia Portinari und Kollegen von der Universitätsklinik S. Anna in Ferrara erwiesen sich folgende Parameter als signifikant mit dem Vorliegen einer schweren akuten Cholezystitis assoziiert: Alter (als fortlaufende Variable), Leukozytenzahl ≥ 12,4 x 103/µl, CRP-Wert ≥ 9,9 mg/dl sowie eine verdickte Gallenblasenwand im Ultraschall. Bei einer Leukozytenzahl über dem genannten Wert war die Wahrscheinlichkeit einer schweren akuten Cholezystitis um den Faktor 5,6 erhöht, bei verdickter Gallenblasenwand um den Faktor 2. Zwischen dem Alter der Patienten und dem CRP-Wert fand sich zudem eine signifikante Interaktion: So zeigte ein CRP-Wert ab 9,9 mg/dl aufwärts bei jungen Patienten ein deutlich höheres Risiko für das Vorliegen einer schweren Verlaufsform an als bei älteren Patienten. Vier Risikokategorien Die Forscher entwickelten auf dieser Basis ein Nomogramm, in dem sie jeder Variablen einen bestimmten Punktwert zuordneten (dieses kann unter https://link.springer.com/article/10.1007/s11605-018-3708-y , Fig. 2, eingesehen werden). Aus dem Gesamtwert der Punkte ergab sich die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer schweren akuten Cholezystitis. Auf dieser Grundlage wurden die Patienten in vier Risikokategorien eingeteilt: geringes, mittleres, hohes und sehr hohes Risiko. Als Schwellenwert für „hohes Risiko“ ermittelten die Forscher eine Gesamtpunktzahl von 74. Die Sensitivität für diesen Schwellenwert lag bei 78,5%, die Spezifität bei 78,2%. Den positiven Vorhersagewert gaben Portinari et al. mit 70% an, den negativen Vorhersagewert mit 84%. Patienten in der entsprechenden Risikokategorie sind den Experten zufolge mit hoher Priorität zu operieren, um durch einen raschen Eingriff potenzielle Komplikationen, z. B. intraluminale Blutung, Perforation oder septischen Schock, möglichst gering zu halten. Mit einer AUC von 0,857 besitzt das Modell den Forschern zufolge eine gute Diskriminierungsfähigkeit. Die Übertragbarkeit wird allerdings dadurch eingeschränkt, dass die Zahl der Teilnehmer in der Validierungskohorte relativ gering war: 123 Patienten konnten wegen fehlender CRP-Werte oder einer fehlenden Ultraschalluntersuchung nicht für die Analyse berücksichtigt werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie lässt sich bei Patienten mit akuter Cholezystitis vorhersagen, ob es sich um einen dringend operationsbedürftigen Notfall handelt? Antwort: Ein von italienischen Forschern entwickeltes Nomogramm auf der Basis von Alter, Labor- und Ultraschallparametern erlaubt die Einteilung in vier Risikokategorien. Bedeutung: Das Tool ermöglicht den Forschern zufolge eine Priorisierung von Patienten in der Op.-Planung. Einschränkung: Das Nomogramm wurde auf der Grundlage einer retrospektiven Studie entwickelt; die Zahl der für die Datenauswertung zur Verfügung stehenden Patienten war relativ gering.

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