Beschwerden nach Koloskopie viel häufiger als angenommen

Vor Koloskopien sollte der Patient auch über mittelfristige Komplikationen informiert werden. Einer aktuellen Studie zufolge klagen 3% der Patienten über schwere und 41% über leichtere Beschwerden nach dem Eingriff. Mehr als 50% der endoskopischen Prozeduren sind hohe Koloskopien. Das Verfahren gilt allgemein als sehr sicher. Die untersuchungsbezogene Mortalität innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff wird in der Literatur mit 0,007% angegeben. Auch Blutungen mit 0,16% und Perforationen mit 0,07% gehören zu den extrem seltenen Komplikationen, wobei natürlich ein Zusammenhang zwischen Dauer der Untersuchung und der Art des Eingriffs (zum Beispiel Polypektomie) besteht. Vor allem bei älteren Patienten beziehen sich die meisten Komplikationen auf die Sedierung. Viele Komplikationen ereignen sich während oder kurz nach Beendigung des Eingriffs. Diese Betrachtungsweise erscheint jedoch zu kurz gegriffen. Die spärlichen Daten über Komplikationen, die sich im Lauf der Wochen nach der Untersuchung ereignen, wurden nun durch eine holländische Studie bereichert. Patienten und Methodik: Von 1528 Patienten, die sich in zwölf holländischen Krankenhäusern einer Koloskopie unterzogen hatten und das Einverständnis für eine telefonische Befragung vier Wochen nach der Untersuchung gegeben hatten, konnten 1144 Patienten erreicht werden. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 59 Jahren, 49% waren Männer. Die Beschwerden und Symptome wurden als schwerwiegend und leicht klassifiziert und als sicher, möglicherweise und nicht im Beziehung zur Untersuchung stehend unterteilt. Ergebnisse: 34 Patienten (3%) berichteten über schwerwiegende unerwünschte Wirkungen, von denen neun (1%) eindeutig dem Eingriff zugeschrieben werden konnten, sechs (1%) einen möglichen Zusammenhang aufwiesen und 19 (2%) nicht in Verbindung mit der Koloskopie gesehen wurden. Immerhin 466 Patienten (41%) berichteten über leichtere Beschwerden, die in etwa einem Drittel auf die Koloskopie zurückgeführt werden konnten. Die gravierenden Beschwerden bestanden in rektalem Blutverlust in vier Fällen, Bauchschmerzen in zwei Fällen sowie Schwindel, einer Perforation und dem Auftreten von Angina Pectoris in jeweils einem Fall. In fraglicher Beziehung zur Koloskopie stand das Auftreten von Harnwegsinfekten in zwei Fällen, von transitorisch-ischämischen Attacken in ebenfalls zwei Fällen sowie in jeweils einem Fall eine Lungenembolie und ein Angioödem. Unter den leichteren Beschwerden führten mit 195 Fällen Bauchschmerzen und Krämpfe, 64 Fälle von leichtem rektalem Blutabgang und in 62 Fällen einer Veränderung der Stuhlgewohnheiten. Zehn Personen berichteten über muskulosklettäre Beschwerden und Rückenschmerzen, sechsmal kam es zu Harnwegsinfektionen leichterer Art, zu Übelkeit und kardiopulmonalen Symptomen. Von den Patienten, die Bauchschmerzen nach der Untersuchung angaben, berichteten 73 (37,4%) dass sie derartige Beschwerden vor der Untersuchung nicht kannten. 100 Patienten (51,3%) gaben eine deutliche Verschlechterung von bereits vorher bestehenden Bauchschmerzen an. Wie zu erwarten, empfanden mehr als 70% der Patienten, die Beschwerden nach der Untersuchung angaben, die Koloskopie als sehr unangenehm, während dies nur bei knapp 60% der beschwerdefreien Patienten der Fall war. Patienten mit Beschwerden nach dem Eingriff waren auch signifikant seltener bereit, diese Untersuchung noch einmal über sich ergehen zu lassen. Füeßl × Kommentar Prof. H.S. Füeßl "Längerfristige Effekte der Koloskopie berücksichtigen" Die Angaben zu den Komplikationen und unerwünschten Wirkungen der hohen Koloskopie bezogen sich in der Literatur bislang auf Ereignisse in unmittelbarem Zusammenhang und in zeitlicher Koinzidenz mit der Untersuchung. Vor allem bei Abtragung großer Polypen und Mukosektomien ist mit schwerwiegenden Ereignissen wie Blutung und Perforation zu rechnen. Es sind diese Risiken, über die die Patienten vorwiegend aufgeklärt werden. Der Zeitraum in den Wochen nach der Untersuchung und scheinbar leichte, für den Patienten aber doch oft sehr belastende Begleiterscheinungen wie Bauchschmerzen und Änderung der Stuhlgewohnheiten blieben jedoch bei der Beschreibung der Komplikationen meist außen vor. Wie die vorliegende Untersuchung zeigt, leiden aber über 40% der koloskopierten Patienten unter neu aufgetretenen und über längere Zeit hinweg bestehenden abdominellen Beschwerden. Insbesondere die Änderung der Stuhlgewohnheiten könnte ihre Ursache in der intensiven Darmreinigung haben, die zu einer Störung der Darmflora führt. Wird die Möglichkeit des Auftretens derartiger Beschwerden bei der Aufklärung nicht angesprochen, so könnte sich auf Seiten des Patienten eine Art von Misstrauen gegen den Arzt und auch gegen die Untersuchung aufbauen, die ungünstige Auswirkungen nicht nur auf die eigene Bereitschaft für eine Wiederholung der Untersuchung haben könnte. Eine ungünstige Mundpropaganda über die unangenehmen langfristigen Wirkungen der Koloskopie könnte das Image der ohnehin wenig geliebten Untersuchung weiter verschlechtern und die Teilnahmeraten an der Vorsorge-Koloskopie verringern. Psychologisch gesehen ist es vorzuziehen, eine möglicherweise auftretende unangenehme Begleiterscheinung anzusprechen. Tritt sie nicht auf, umso besser; tritt sie dagegen auf, ohne dass darüber gesprochen wurde, so erzeugt das bei den meisten Patienten ein Gefühl der Täuschung, das zu langfristigem Misstrauen führen kann. Take-home-message Die Koloskopie ist eine sichere Untersuchungsmethode, die allerdings eine Reihe von belastenden unerwünschten Wirkungen mit sich bringen kann, die oft erst längere Zeit nach der Untersuchung auftreten. Man tut gut daran, dass bei der Aufklärung anzusprechen. Weitere Beiträge finden Sie in unserem Schwerpunkt "Gastroenterologie".

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