Billiger und effektiver: I-FOBT toppt G-FOBT

Der immunologische Test auf Blut im Stuhl (I-FOBT) ist für das Gesundheitssystem billiger und rettet Lebensjahre im Vergleich zum Guajak-FOBT (G-FOBT) und zum Verzicht auf ein Darmkrebs-Screening. Dies ist zumindest in den Niederlanden der Fall. Adenome und kolorektale Karzinome (CRC) lassen sich indirekt über Testverfahren nachweisen, die mit bloßem Auge nicht sichtbares ("okkultes") Blut im Stuhl anzeigen. Der traditionelle 3-Tages-Test G-FOBT (Guajac fecal occult blood test) beruht auf der Peroxidasewirkung des Blut-Hämoglobins auf das mit Guajak-Harz imprägnierte Testbriefchen. Der 1-Tages-Test I-FOBT spürt mittels Antikörpern humanes Hämoglobin in den Fäkalien auf. Schon seit zwei Jahren ist bekannt, dass das immunologische Testverfahren sensitiver und spezifischer ist als der G-FOBT [Graser A et al. Gut. 2009;58:241-8], u.a. weil falsch-positive Befunde durch den Häm-Anteil in rotem Fleisch oder durch oxidierende Gemüsesorten, wie sie im G-FOBT vorkommen, im I-FOBT nicht auftreten. Wie steht es aber mit der Kosteneffektivität des I-FOBT, stellt man ihm G-FOBT oder den Verzicht auf ein Darmkrebs-Screening gegenüber? Diesem Problem haben sich niederländische Wissenschaftler um Leo G.M. van Rossum angenommen. I-FOBT über zehn Jahre kosteneffektiver als G-FOBT oder gar kein Screening Die Forscher führten eine randomisiert kontrollierte Studie durch, in der sie 20.623 gesunde Niederländer im Alter von 50 bis 75 Jahren mit durchschnittlichem Risiko für ein kolorektales Karzinom zum Screening eingeladen hatten [van Rossum LG et al. Gastroenterology. 2008;135:82-90]. Die Personen nahmen entweder an einem einzigen G-FOBT oder I-FOBT teil. Ein semiquantitativer I-FOBT wurde als positiv gewertet, wenn das Ergebnis ≥ 100 ng/ml betrug, beim G-FOBT war eine Blaufärbung in ein oder mehreren von sechs Proben über drei aufeinanderfolgende Stuhlgang-Tage nötig. Diese prospektiv ermittelten Ergebnisse ergänzten van Rossum und Kollegen mit Werten aus Vergleichsstudien und aus der Datenbank "Dutch National Cancer Registry" [Segnan N et al. Gastroenterology. 2007;132:2304-12; Regula J et al. N Engl J Med 2006;355:1863-72; Huppe D et al. Zeitschrift für Gastroenterologie 2008;46:193-200]. Aus den kombinierten Daten entwickelten die Wissenschaftler ein Markov-Modell mit Monte-Carlo-Simulation erster und zweiter Ordnung, mit dem Kosten und Wirkung der Testverfahren über zehn Jahre errechnet werden konnten. Es stellte sich heraus, dass I-FOBT über eine Zeit von zehn Jahren kosteneffektiver war als G-FOBT oder gar kein Screening, nach den Worten der Autoren spare I-FOBT dem Gesundheitssystem Geld und rette Lebensjahre: Eine Person zwischen 50 und 75 Jahren mit durchschnittlichem Risiko für CRC kostet das niederländische Gesundheitssystem ohne Darmkrebsscreening 372 Euro, mit G-FOBT- 327 Euro und mit I-FOBT-Screening 301 Euro. Das I-FOBT-Screening würde dem Staat demnach 27 Euro ersparen verglichen mit G-FOBT bzw. 72 Euro verglichen mit keinem Screening. Im Zeitraum von zehn Jahren lebt eine Person der untersuchten Gruppe ohne Screening 9,0471 Jahre, 9,0472 Jahre mit G-FOBT- und 9,0496 Jahre mit I-FOBT-Screening. "Ein zum Screening eingeladener Niederländer kann also erwarten, 0,003 Lebensjahre oder 1,1 Tage gegenüber G-FOBT oder keinem Screening zu gewinnen", schreiben die Autoren. Insgesamt bedeutet das für die 50- bis 75-jährige Bevölkerung der Niederlande (n = 4.460.265, Stand Januar 2009), dass ein I-FOBT-Screening-Durchgang im Vergleich zu keinem Screening über eine Periode von zehn Jahren 13.400 Lebensjahre retten und 320 Millionen Euro sparen würde. Die Gründe für diese Ergebnisse liegen laut den Autoren u.a. in der dreimal höheren CRC-Detektionsrate des I-FOBT verglichen mit G-FOBT und der leichteren Handhabung, Analyse und Qualitätskontrolle des I-FOBT durch automatisierte Prozesse. Allerdings gibt es in dieser Rechnung eine Ausnahme: Wenn nämlich die CRC-Inzidenz sehr klein ist, wie z.B. in den Niederlanden bei 50- bis 55-Jährigen, dann ist das I-FOBT-Screening nicht mehr sinnvoller als die Unterlassung eines Screenings, aber immer noch kosteneffektiv. Auch gilt es nach Aussage der Autoren zu beachten, dass eine Implementierung von FOBT-Screenings die Anzahl von Koloskopien pro Jahr erhöhen würde, um positive Testergebnisse zu verifizieren, was höhere Investitionen in Personal und Ausstattung nach sich ziehen würde. Fazit Beide FOBT-Tests sind kosteneffektiver als der komplette Verzicht auf ein CRC-Screening. "Das I-FOBT- sollte gegenüber dem G-FOBT-Screening bevorzugt verwendet werden", schreiben die Wissenschaftler. Die Ergebnisse der Studie könnten auf andere europäische Länder übertragen werden, auch wenn die Kosten sehr viel höher wären oder die Inzidenz viel niedriger als in den Niederlanden, so die Autoren. Trotzdem wäre eine solche Berechnung der Kosteneffektivität für deutsche Verhältnisse interessant, denn in Ländern mit geringer CRC-Inzidenz und hohen Kosten für eine Koloskopie, könnte das I-FOBT-Screening weniger kosteneffektiv sein, wie die Autoren selbst zugeben. Weitere Beiträge zu diesem Thema finden Sie auf springermedizin.de: Darmkrebsvorsorge: Immunologischer Stuhltest steigert Akzeptanz Primäre und sekundäre Prävention sporadischer kolorektaler Karzinome

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Billiger und effektiver: I-FOBT toppt G-FOBT

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