Stressulkus: Blutungen meist erst im späteren Verlauf

Gastrointestinale Blutungen nach Aufnahme auf die Intensivstation treten meist erst ab dem dritten Tag, median erst nach sechs Tagen auf, wie die Ergebnisse einer Subanalyse der SUP-ICU-Studie im Zusammenhang mit der Anwendung einer medikamentösen Stressulkusprophylaxe vermuten lassen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Um zu klären, wann klinisch bedeutsame gastrointestinale Blutungen im Zusammenhang mit der Aufnahme auf eine Intensivstation vorrangig auftreten und welche Risikofaktoren dabei eine Rolle spielen, haben dänische Wissenschaftler eine Subanalyse der Kohortenstudie SUP-ICU (Stress Ulcer Prophylaxis in the Intensive Care Unit) vorgenommen. In dieser randomisierten Studie erhielten Erwachsene mit mindestens einem Risikofaktor für eine gastrointestinale Blutung zur Prophylaxe von Stressulzera 40 mg Pantoprazol einmal täglich i.v. über maximal 90 Tage (n = 1644) oder ein Scheinpräparat (n = 1647). 72,1% der Teilnehmer mussten in einer Universitätsklinik intensivmedizinisch versorgt werden. Blutungen nur bei knapp 3% aufgetreten Für die aktuelle Subanalyse wurden die Daten aller Teilnehmer verwendet (n = 3291). Primärer Endpunkt der Untersuchung von Ärzten um Anders Granholm von der Universitätsklinik Kopenhagen in Dänemark war die Zeitspanne bis zu einer klinisch relevanten gastrointestinalen Blutung. Außerdem wurde danach geschaut, ob sich der Zusammenhang zwischen Prophylaxe und den Blutungen in Abhängigkeit vom Zeitpunkt ihres Auftretens veränderte. Als Maß für die Schwere der Erkrankung verwendeten die Wissenschaftler den Score SAPS II (Simplified Acute Physiology Score). In der Studie kam es letztlich nur bei 110 Patienten (3,3%) zu klinisch relevanten Blutungen, und zwar bei 41 (2,5%) in der Pantoprazolgruppe und bei 69 (4,2%) in der Placebogruppe. Bis zur ersten Blutungsepisode dauerte es insgesamt betrachtet median sechs Tage (Interquartilsabstand: 2–13). In den beiden Studiengruppen waren diese Spannen unterschiedlich: Pantoprazol: 2–11 Tage, Placebo: 3–13 Tage. Nur bei jedem vierten Studienteilnehmer (25,5%) trat die erste Blutungsepisode in der frühen Phase des stationären Aufenthaltes, also in den ersten beiden Tagen, auf. Frühe Blutungen - häufiger Transfusionen Je schwerer die Erkrankung war, umso höher war das Blutungsrisiko (Hazard Ratio [HR]: 1,03 in den ersten beiden Tagen versus 1,02 später). Als einziger Parameter, der mit dem Blutungsrisiko assoziiert war, machten die Ärzte die Einweisung in eine Uniklinik aus: Sie war mit einem signifikant niedrigeren Risiko für Blutungen in den ersten beiden Tagen assoziiert (HR: 0,30; 95%-Konfidenzintervall: 0,14–0,63); im Verlauf stieg das Risiko (HR ab dem dritten Tag: 0,85; p = 0,02). Schließlich stellte sich bei Ermittlung des sekundären Endpunktes unter anderem heraus, dass Patienten mit frühzeitigen Blutungen häufiger Transfusionen erhielten. Zudem mussten häufiger diagnostische und therapeutische Maßnahmen erfolgen. Die Gesamtsterberate nach 90 Tagen betrug insgesamt 30,7%; in der Gruppe mit Blutung 47,3% und in der Gruppe ohne Blutung 30,2%. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wann treten im Zusammenhang mit der Aufnahme auf die Intensivstation klinisch bedeutsame gastrointestinale Blutungen vorrangig auf und welche Risikofaktoren spielen dabei eine Rolle? Antwort: Gastrointestinale Blutungen traten in der Studie überwiegend erst ab Tag drei nach Klinikaufnahme auf. Nur der Parameter Einweisung in eine Uniklinik war mit einem signifikant geringeren Risiko für eine Blutung bereits innerhalb der ersten beiden Tage assoziiert. Bedeutung: Zeitlicher Verlauf und Risikofaktoren haben Einfluss auf Nutzen und Risiko der Stressulkusprophylaxe. Einschränkung: Blutungen in der Studie selten, Ergebnis nicht auf Patienten ohne Risikofaktoren.

Springer Medizin

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