Weniger intensive Chemotherapie kommt alten Patienten zugute

Dosisreduktionen machen die palliative Chemotherapie für alte und/oder gebrechliche Patienten mit gastroösophagealen Karzinomen erträglicher – ohne dass es zu relevanten Einbußen bei der Wirkung kommt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei älteren Patienten mit fortgeschrittenem Krebs von Speiseröhre und Magen kann die Entscheidung über die Chemotherapie durch ein geriatrisches Assessment verbessert werden: Bei Gebrechlichkeit sollte eine weniger intensive Chemotherapie in Betracht gezogen werden. Diesen Rat geben britische Onkologen, angeführt von Peter Hall von der University of Leeds. Sie haben in der Phase-3-Studie GO2 zeigen können, dass es solchen Patienten mit einer niedriger dosierten Zytostatika-Doublette besser geht und der Krebs nicht schlechter kontrolliert ist als unter üblichen Dosierungen. Die Studienteilnehmer hatten lokal fortgeschrittene oder metastasierte gastroösophageale Karzinome und waren nach Einschätzung ihrer Ärzte zu alt und/oder zu gebrechlich, um die (damalige) Standardtherapie mit Epirubicin/Oxaliplatin/Capecitabin zu erhalten. 514 Patienten wurden deswegen nach dem Zufallsprinzip mit drei verschiedenen Dosierungen von Oxaliplatin/Capecitabin behandelt: Level A (n = 170) entsprach der vollen Dosis (Oxaliplatin 130 mg/m2 an Tag 1 und Capecitabin 625mg/m2 zweimal täglich an den Tagen 1–21 eines 21-Tages-Zyklus), Level B (n = 171) waren 80% und Level C (n = 173) 60% der üblichen Dosierung. Nach der Randomisierung wurden die Probanden ein Jahr lang nachbeobachtet. Kein Unterschied im PFS Krankheitsprogression oder Tod waren bis zum Studienende bei 438 Patienten eingetreten. Weder das B- noch das C-Regime war im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben (PFS) der Level-A-Therapie unterlegen. Es gab zudem keine Hinweise, dass die volle Dosierung das Gesamtüberleben verlängerte. Anders als erwartet ließ sich auch keine Teilgruppe ausmachen, die mit der A-Dosierung bessere PFS- oder OS-Ergebnisse hatte. Empfehlung der Redaktion Chemotherapie – Themenseite Die Chemotherapie spielt noch immer eine zentrale Rolle in der Krebstherapie – welche aktuellen Behandlungsoptionen bestehen und auf was zu achten ist, lesen Sie in vielfältigen Beiträgen auf der Themenseite. Die Toxizität der Therapie ging erwartungsgemäß mit der Dosierung zurück, ebenso Dosisreduktionen (bei 39%, 24% und 13% der Patienten) und Therapieabbrüche (33%, 29%, 20%). Wurde der Gesamtnutzen der Behandlung (Overall Treatment Utility, OTU) betrachtet, ließ sich mit der niedrigsten Dosis C häufiger als mit A oder B ein gutes und seltener ein schlechtes Ergebnis erreichen; der Unterschied verfehlte allerdings die statistische Signifikanz. In die OTU flossen außer CT-Aufnahmen und klinischer Beurteilung der Krebsprogression auch toxische Effekte und schwere Nebenwirkungen sowie Lebensqualität und Patientenurteil ein. Ein schlechtes OTU-Ergebnis war wahrscheinlicher, wenn die Patienten ausgangs gebrechlich waren, eine schlechte Lebensqualität hatten oder ein erhöhtes Neutrophilen-Lymhpozyten-Verhältnis aufwiesen. "Auch innerhalb der Tolerabilität ist mehr nicht immer besser" Laut Hall und Kollegen stellen die Ergebnisse „eine vorherrschende Annahme der Onkologie infrage“, nämlich, dass innerhalb der Grenzen der Tolerabilität mehr gleichbedeutend mit besser sei. „Die Studie zeigt, dass die Ziele der palliativen Chemotherapie – eingeschlossen, aber nicht beschränkt auf die Krebskontrolle – bei älteren und/oder gebrechlichen Patienten möglicherweise besser erreicht werden können mit Therapien, die deutlich geringer dosiert sind als das, was heute als Standard gilt.“ Dass die niedriger dosierte Chemotherapie die Patientenerfahrung verbesserte, ohne die Krebskontrolle signifikant zu kompromittieren, erklären Hall et al. vor allem mit der Vermeidung von toxizitätsbedingten Dosisreduktionen und Therapieabbrüchen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Profitieren ältere und/oder gebrechliche Patienten mit fortgeschrittenen gastroösophagealen Karzinomen von einer weniger intensiven palliativen Chemotherapie? Antwort: In einer Phase-3-Studie führte eine niedrigere Dosierung der Oxaliplatin/Capecitabin-Therapie zu einer (tendenziell) besseren Patientenerfahrung ohne signifikante Einbußen bei der Krebskontrolle. Bedeutung: Älteren und gebrechlichen Patienten kommt eine dosisreduzierte Chemotherapie zugute; ein geriatrisches Assessment (GA) kann die Entscheidungsfindung unterstützen. Einschränkung: Die Auswahl der Studienteilnehmer erfolgte nicht anhand etablierter GA-Scores, sondern nach Einschätzung der behandelnden Ärzte.

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