Fragen | Evidenzniveau | Empfehlungsstärke |
---|---|---|
Frage 1: Welche Indikationen gibt es für eine jejunale Ernährung? | ||
1. Eine jejunale Ernährung als Mittel der Wahl ist empfohlen, um eine enterale Ernährung bei Kindern mit Versagen der oralen und gastralen Ernährung oder bei Magenausgangsstenose zu ermöglichen | Sehr niedrig | Stark |
2. Eine jejunale Ernährung ist zu erwägen, um eine enterale Ernährung zu ermöglichen, wenn eine gastrale Ernährung bei kritisch kranken Kindern scheitert | Mittel | Schwach |
3. Ein Versuch mit einer jejunalen Ernährung bei Kindern mit einer pädiatrischen intestinalen Pseudoobstruktion, bei denen eine Ernährung über eine Gastrostomie nicht erfolgreich ist, soll erwogen werden | Mittel | Stark |
4. Eine jejunale Ernährung sollte als Alternative zu einer Fundoplikatio und einer gastralen Sondenernährung bei Kindern mit schwerem gastroösophagealen Reflux (GÖR) mit dem Risiko einer Aspiration, z. B. bei Kindern mit neurologischer Grunderkrankung, soll erwogen werden | Mittel | Stark |
5. Der Einsatz jejunaler Ernährung bei Kindern mit einer akuten Pankreatitis ist nur in den Fällen empfohlen, bei denen eine orale oder gastrale Ernährung nicht toleriert wird | Mittel | Stark |
Frage 2: Welche Alternativen kann man vor Implementierung einer jejunalen Ernährung versuchen? | ||
6. Vor Implementierung einer jejunalen Ernährung sollte die kontinuierliche intragastrale Ernährung mit Hydrolysat- oder Elementarnahrung versucht werden | Hoch | Stark |
7. Vor Implementierung einer jejunalen Ernährung sollte die Gabe von zumindest einem Prokinetikum zur Förderung oraler oder intragastraler Ernährung versucht werden – dies im Hinblick auf deren weitverbreiteten Einsatz, auch bei noch fehlenden publizierten Daten | Mittel | Stark |
Frage 3: Welche Untersuchungen sollten vor Platzierung einer Jejunalsonde durchgeführt werden? | ||
8. Vor Platzierung einer Jejunalsonde sollte bei allen Patienten/Patientinnen eine Magen-Darm-Passage durchführt werden, um die Durchgängigkeit des Darmlumens sicherzustellen bzw. eine mechanische Obstruktion auszuschließen | Sehr niedrig | Stark |
9. Im Rahmen der Platzierung einer Jejunalsonde sollte bei allen Patienten/Patientinnen eine Ösophagogastroduodenoskopie in Erwägung gezogen werden | Mittel | Stark |
Frage 4: Welche sind die absoluten und relativen Kontraindikationen für eine jejunale Ernährung? | ||
10. Eine jejunale Ernährung sollte unter folgenden Voraussetzungen vermieden werden: paralytischer und mechanischer Ileus, intestinale Obstruktion oder Perforation, Peritonitis und nekrotisierende Enterokolitis (Tab. 3: absolute Kontraindikationen) | Sehr niedrig | Stark |
11. Bei Patienten/Patientinnen mit relativen Kontraindikationen zu jejunaler Ernährung sollte diese mit Vorsicht erwogen werden: Frühgeborene, intestinale Dysmotilität, toxisches Megakolon, gastrointestinale Blutung, enterokutane Fistel mit starker Sekretion, nichtbehandelbare Diarrhö, Immunsuppression (Tab. 3: relative Kontraindikationen) | Mittel | Stark |
12. Eine jejunale Ernährung sollte bei Frühgeborenen (<37 Schwangerschaftswochen) nicht eingesetzt werden | Mittel | Stark |
Frage 5: Welche Techniken stehen zur Anlage einer Jejunalsonde zur Verfügung? | ||
Nasojejunale Sonden | ||
13. Um Röntgenstrahlen zu sparen, sollte man sich beim radiologisch unterstützten Anlegen von nasojejunalen Sonden auf etablierte strahlensparende Protokolle verlassen und Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen entsprechend aus- und weiterbilden | Niedrig | Stark |
14. Das Nutzen von Prokinetika während der Anlage einer nasojejunalen Sonde ist nicht empfohlen | Mittel | Schwach |
pH-gelenkte Jejunalsondenanlage | ||
15. Das Nutzen einer pH-Messung während der Sondenanlage sollte bei Verfügbarkeit als sicheres, einfaches und kosteneffizientes Verfahren immer genutzt werden | Niedrig | Stark |
Chirurgische Verfahren | ||
16. Bei Bedarf einer jejunalen Langzeiternährung sind chirurgische Strategien wie eine Roux-en-Y-Jejunostomie oder eine Omega-Jejunostomie einer direkten chirurgischen Jejunalsondenanlage vorzuziehen | Niedrig | Stark |
Frage 6: Welche Komplikationen sind mit der jejunalen Ernährung verbunden, und wie kann man diese minimieren/behandeln? | ||
17. Die Spitze der Jejunalsonde sollte hinter das Treitz-Band platziert werden, um ein retrogrades Umschlagen der Sonde in den Magen zu verhindern | Sehr niedrig | Stark |
Frage 7: Wann sollte die Sondierung der Nahrung nach der Platzierung beginnen? | ||
18. Mit der Sondierung der Nahrung kann innerhalb der ersten 24 h nach Sondenanlage begonnen werden, unabhängig von Alter und klinischen Zustand des Kindes. Ausnahmen sollten nur bei chirurgischen Komplikationen wie z. B. Adhäsionen gemacht werden | Mittel | Stark |
Praktischer Hinweis: Bei stark unterernährten Kindern sollte ein Refeeding-Syndrom als Komplikation beachtet werden | ||
Frage 8: Welche Arten von Nahrung eignen sich für die jejunale Sondierung, und welche ernährungsmedizinischen Überlegungen sollten miteinbezogen werden? | ||
19. Die jejunale Sondierung sollte mit einer Standardsondennahrung begonnen werden. Falls diese nicht vertragen wird, kann auf eine Hydrolysatnahrung gewechselt werden | Mittel | Stark |
Praktischer Hinweis: Elementarnahrungen und andere hyperosmolare Nahrungen sollten nur mit Vorsicht verwendet werden. Angedickte und ballaststoffreiche Nahrungen sollten ebenfalls nur mit Vorsicht verwendet werden, da es zu Verstopfungen der Sonde kommen kann | ||
20. Bei einer bestehenden Pankreasinsuffizienz oder Malabsorption sollte eine Hydrolysatnahrung mit mittelkettigen Fettsäuren verwendet werden | Niedrig | Stark |
21. Die Serumspiegel von Kupfer, Zink, Selen und Eisen sollten bei langzeitenteral ernährten Patienten/Patientinnen kontrolliert werden, um einen Mangel zu erkennen | Niedrig | Stark |
Praktischer Hinweis: Serumspiegel von Kupfer, Zink, Selen und Eisen sollten alle 6 bis 12 Monate kontrolliert werden | ||
22. Eine Verdünnung der Nahrung wird nicht empfohlen, um das Risiko für eine Kontamination und dadurch bedingte Durchfälle zu minimieren. Eine Malnutrition kann durch den verminderten Kaloriengehalt entstehen | Mittel | Stark |
Frage 9: Welche Art der Verabreichung sollte bei einer langfristigen jejunalen Ernährung gewählt werden? | ||
Art und Flussrate der Verabreichung | ||
23. Die Nahrung sollte kontinuierlich über eine volumetrisch steuerbare Ernährungspumpe erfolgen. Die Rate muss an die Verträglichkeit des Patienten/der Patientin angepasst werden | Niedrig | Stark |
Frage 10: Was sind weitere Verwendungszwecke einer Jejunalsonde? | ||
Verabreichung von Medikamenten | ||
24. Eine Jejunalsonde sollte nicht routinemäßig zur Medikamentenverabreichung genutzt werden, es sei denn, eine gastrale Gabe ist bei essenziellen Medikamenten nicht möglich | Niedrig | Stark |
Ablauf und Aspiration von Magensekret | ||
25. Bei Kindern mit Jejunalsonde und hohem Risiko für GÖR kann die Aspiration von Magensekret im Sinne einer Dekompression hilfreich sein, Aspirationsereignisse zu verhindern | Niedrig | Stark |
Frage 11: Was muss bei der postpylorischen Sondierung regelmäßig überwacht werden? | ||
26. Die Überwachung und Handhabung der Sonde muss dem jeweiligen Sondenmodell und der Art der Positionierung derselbigen angepasst werden | Niedrig | Stark |
Spülen der Sonde | ||
27. Die Sonden sollen mit einer kleinen Menge warmen Wassers vor und nach Befüllen mit Nahrung oder Medikamenten gespült werden. Bei Dauersondierung der Nahrung erfolgt das Spülen beim Wechsel der Nahrungsbeutel | Sehr niedrig | Stark |
Aufbewahren der Nahrung | ||
28. Die Nahrung sollte in einem geschlossenen System aufbewahrt werden, damit Infektionen und Fehler (z. B. Verwenden der richtigen Nahrung, Anbruch vor Ablaufdatum) vermieden werden | Sehr niedrig | Stark |
Frage 12: Wer sollte in die Nachsorge involviert werden? | ||
29. Es sollte ein multidisziplinärer Ansatz verfolgt werden, bei dem gut ausgebildete Fachleute die Nachsorge von Kindern mit jejunaler Sondenversorgung übernehmen | Niedrig | Stark |
Frage 13: Wie sollte man von der jejunalen Sonde entwöhnen? | ||
30. Da es kein standardisiertes Vorgehen im Sinne einer Leitlinie hierzu gibt, sollte die Entwöhnung unter engmaschiger Überwachung und Begleitung durch ein multidisziplinäres Team erfolgen | Niedrig | Stark |
Frage 14: Welche ethischen Erwägungen bestehen? | ||
31. Die Entscheidung für die Anlage einer jejunalen Sonde wird durch den Patienten/die Patientin, seine Eltern und das behandelnde Team getroffen | Mittel | Stark |
32. Falls die Anlage einer jejunalen Sonde ethische Dilemmas aufwirft, sollte ein ethisches Konsil eingeholt werden | Sehr niedrig | Stark |
Frage 15: Wer ist involviert in der Versorgung zu Hause? | ||
33. Alle Patienten/Patientinnen mit heimenteraler Ernährung sollten durch ein mobiles Ernährungsteam oder einen Krankenpflegedienst, welches mit dem multidisziplinären Krankenhausteam kooperiert, versorgt werden | Niedrig | Stark |
1. Indikationen für eine jejunale Ernährung
Schwer kranke Kinder
Intestinale Pseudoobstruktion bei Kindern und Jugendlichen
Gastroparese
Kurzdarmsyndrom
Schwere gastroösophageale Refluxkrankheit mit Aspirationsrisiko
Magenausgangsstenose
Akute Pankreatitis
2. Alternative Therapien vor Jejunalsondenanlage
I) Hydrolysierte Formula
II) Prokinetika
3. Untersuchungen vor Jejunalsondenanlage
– | Routinemäßige Überlegung – Bei allen Patienten/Patientinnen vor Anlage einer Jejunalsonde | Fallspezifische Überlegung – Ausschluss von Ursachen (in Klammer), die eine präpylorische Ernährung einschränken könnten |
Untersuchungstechnik | Ösophagogastroduodenoskopie (Erkrankungen des oberen GI-Trakts, z. B.: Ösophagitis, Ulzera, obstruierende Läsionen, die mit Schluckakt/Ösophaguspassage nicht erfasst werden) | Impedanz-pH-Metrie (gastroösophageale Refluxkrankheit) |
Schluckakt/Ösophaguspassage (mechanische Obstruktion) | Nuklearmedizinische/szintigraphische Untersuchungen der Magenentleerung (Gastroparese) | |
Antroduodenale Manometrie (pädiatrische intestinale Pseudoobstruktion) |
4. Absolute und relative Kontraindikationen für eine jejunale Ernährung
Absolute Kontraindikationen | Relative Kontraindikationen |
---|---|
Paralytischer und mechanischer Ileus, intestinale Obstruktion oder Perforation, Peritonitis, nekrotisierende Enterokolitis | Frühgeborene, intestinale Dysmotilität, toxisches Megakolon, gastrointestinale Blutung, enterokutane Fistel mit hoher Sekretiona, nichtbehandelbare Diarrhö, Immunsuppression |
5. Welche Techniken stehen zur Anlage einer Jejunalsonde zur Verfügung?
Endoskopische Anlage
Chirurgische Anlage
6. Komplikation nach Jejunalsondenanlage
Mechanische Komplikationen | Vermutete Ursache | Prävention und Therapie |
Sondenobstruktion, -verknotung | Dickflüssige Nahrung | Spülung mit Wasser nach Sondierung |
Medikamente | Applikation von Medikamenten in flüssiger Form | |
Kleine Lumina | Mechanische Reinigung mit speziellen Bürsten oder Drähten | |
Austausch der Sonden | ||
Kontinuierliche Sondierung | ||
Dislokation der Sonde in den Magen | Positionierung der Sonde vor dem Treitz-Band | Positionierung der Sonde hinter dem Treitz-Band |
GI-Motilität mit irregulärer Peristaltik | Endoskopische Platzierung der Clips | |
Neuplatzierung der Sonde | ||
Akzidentelle Sondenentfernung | Falsche Fixierung | Geeignete Fixierung, spezielle Fixierungsmethoden |
Starker Zug während der Sondierung | Vermeidung von Zug auf der Sonde (während Sondierung) | |
Schlechte Patientenadhärenz | Aufklärung des Patienten/der Patientin/der Pflegekräfte | |
Bruch, Leckage, Verschleiß der Sonde, Riss im Ballon | Falsches Handling, übermäßige Nutzung | Sondenwechsel |
Aufklärung des Patienten/der Patientin/der Pflegekräfte | ||
Leckage des Stomas (mit konsekutiver Erosion, Ulzeration und Nekrose der Haut und Schleimhaut) | Hypersekretion des Magens | Minimierung der Risikofaktoren, z. B. durch antisekretorische Therapie (Protonenpumpeninhibitoren) |
Infektion/Blutung an der Insertionsstelle | Hautschutzcreme mit Zink (bzw. anderen Inhaltsstoffen) | |
Übermäßige Torsion der Sonde | Austausch gegen eine Sonde mit kleinerem Durchmesser | |
Reinigung mit Wasserstoffperoxid | Schwacher Dauersog mittels Schlürfsonde (VAC-Verband) | |
Prädisposition für schlechte Wundheilung | ||
Inadäquate Größe der Sonde | ||
Unzureichender Verschluss durch die äußere Halteplatte | ||
Buried-Bumper-Syndrom | Ausgeprägter Zug zwischen der inneren Halteplatte und der Magenwand | Passende Sondengröße (Länge passend zu abdominaler Wanddicke und Gewichtszunahme), Mobilisation und Lockerung alle 2 Tage |
Darmperforation, Invagination, Darmverschluss | Junges Alter | – |
Komorbiditäten (z. B. Schock, kardiale Erkrankungen) | ||
Infektionen | Vermutete Ursache | Prävention und Behandlung |
Infektionen an der Einstichstelle Peritonitis | Unsachgemäßer Wundverband mit okkludierenden Verbänden | Regelmäßige und individuelle Haut- und Stomapflege (z. B. mit antimikrobiellen Wundauflagen) |
Ausgeprägter Zug zwischen der inneren Halteplatte und der Magenwand | Passende Sondengröße (Länge passend zu abdominaler Wanddicke und Gewichtszunahme) | |
Prädisposition (z. B. Immunsuppression) | Topische oder systemische Antibiotikatherapie | |
Infektiöse Diarrhoe | Unsachgemäße Lagerung und Zubereitung der Sondennahrung | Hygienische Lagerung und Zubereitung der Sondennahrung |
Prädisposition (z. B. Immunsuppression) | ||
NEC | Prädispositionen (z. B. Frühgeburtlichkeit, Schock) | Chirurgische und/oder medikamentöse Therapie |
Vasoaktive Substanzen | ||
Entzündung der Dünndarmschleimhaut | Lokale Durchblutungsstörung | Chirurgische und/oder medikamentöse Therapie |
Bakterielle Überwucherung | ||
Nasopharyngeale Infektionen/Ulzera, Epistaxis und Otitiden bei nasojejunaler Sonde | Partielle Obstruktion der oberen Atemwege durch nasojejunale Sonden | Austausch der nasojejunalen durch eine gastrojejunale Sonde |
Gastrointestinale Komplikationen | Vermutete Ursache | Prävention und Behandlung |
Diarrhö | Zu schnelle Sondierung | Sondierungsrate reduzieren/überprüfen, Nahrungspumpe verwenden |
Zu kalte Sondennahrung | Sondennahrung auf Raumtemperatur erwärmen | |
Hyperosmolare Nahrung | Isoosmolare Sondennahrung verwenden, hyperosmolare Nahrung zunächst verdünnen | |
Fettmalabsorption | Fettarme oder MCT-haltige Nahrung verwenden | |
Kuhmilchproteinintoleranz | Hydrolysierte oder Elementarnahrung verwenden | |
Laktoseintoleranz | Laktosearme/-freie Nahrung verwenden | |
Medikamente | Ballaststoffe erhöhen, Probiotika verabreichen | |
Persistierende GÖRK (bis zu 18 % bei bestehender Grunderkrankung) | Grunderkrankungen wie z. B. neurologische Beeinträchtigungen, Ösophagusatresie, Frühgeburtlichkeit etc. | – |
7. Beginn der Nahrungssondierung
Zeitpunkt
Art der Nahrung
Art der Verabreichung
Alter | Flussrate zu Beginn | Steigerung der Flussrate | Empfohlene max. Flussrate |
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Frühgeborene | 0,5–2 ml/kgKG und h | 0,2–1 ml/kgKG alle 8 h | 4–8 ml/kgKG und h |
Säuglinge | 1–2 ml/kgKG und h | 1–2 ml/kgKG alle 2–8 h | 5–6 ml/kgKG und h |
1–6 Jahre | 1 ml/kgKG und h | 1 ml/kgKG alle 2–8 h | 1–5 ml/kgKG und h |
≥7 Jahre | 25 ml/h | 25 ml alle 2–8 h | 100–150 ml/h |
8. Weitere Verwendung der Jejunalsonde
Medikamente, die Säure zur Resorption benötigen | Acetylsalicylsäure |
Eisensulfat | |
Medikamente, die sich stark an der Sonde ablagern | Ciclosporin |
Isotretinoin | |
Medikamente, die bei enteraler Sondierung eine erhöhte Resorptionsrate haben | Azathioprin |
Ciprofloxacin | |
Fluconazol | |
Pravastatin | |
Zink | |
Medikamente, die bei enteraler Sondierung eine reduzierte Resorptionsrate haben | Allopurinol |
Baclofen | |
Kalzium | |
Eisensulfat | |
Gabapentin | |
Lopinavir | |
Ritonavir | |
Sirolimus | |
Medikamente, die bei jejunaler Sondierung nicht resorbiert werden | Digoxin |
Erythromycin | |
Folsäure | |
Griseofulvin | |
Metformin | |
Mycophenolat | |
Phenytoin | |
Pravastatin |
9. Versorgung der Jejunalsonde
Überwachung von Patienten/Patientinnen mit Jejunalsonden in Abhängigkeit des Sondentypes und der Art der Nahrungszufuhr
Nasojejunale Sonden
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Die Sondenlage sollte vor dem Befahren mit Nahrung kontrolliert werden, damit eine Dislokation nicht übersehen wird.
-
Die Haut um die Nase neben der Sonde sollte sauber und trocken sein; die Schleimhaut, soweit von außen sichtbar, intakt.
-
Die Sonde sollte mit passendem Pflaster fixiert werden, damit sie nicht disloziert.
Nasojejunale Sonde mit Nasenzaum/Nasenzügel
-
kann eine Sondendislokation verhindern [22], z. B. bei
-
unkooperativen Patienten/Patientinnen,
-
Änderung der Körperposition,
-
Transport des Patienten/der Patientin,
-
-
soll nur durch dafür geschulte Pflegepersonen angelegt werden.
-
Nasenseptumdeviation,
-
Rezidivierendes Erbrechen.
-
nasale Polypen,
-
Nasendeformitäten,
-
Epistaxisneigung,
-
ethnische oder kulturelle Vorbehalte.
Überwachung/Nachsorge von Patienten/Patientinnen nach endoskopisch oder chirurgisch platzierter jejunaler Sonde
-
Eindeutige Kennzeichnung von gastralen und jejunalen Schenkeln der PEG‑J.
-
Herstellerabhängig gibt es Modelle, bei denen ein regelmäßiger, z. B. wöchentlicher Wechsel des im Halteballon befindlichen Wassers durchgeführt werden muss; dieser stellt sicher, dass der Ballon kein Leck hat und erschwert die Dislokation.
-
Die Jejunalsonde darf nicht um 360° gedreht werden (!), da sie dadurch in den Magen zurückluxieren kann; auch kann es zu Schlaufenbildungen kommen.
-
Ansatzschläuche zum Sondieren der Nahrung müssen nach Herstelleranleitung gewechselt werden.
-
Beim Anschließen von Nahrungsbeuteln über eine Ernährungspumpe mit der Jejunalsonde sollten das „minimal handling“ und eine möglichst aseptische „No-touch“-Technik angewendet werden.
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Das Stoma sollte einmal am Tag gereinigt und getrocknet werden (Tab. 7).
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Eine routinemäßige Aspiration vor Nahrungsgabe ist nicht notwendig, es sei denn, dass der Patient/die Patientin Zeichen der Dyspnoe hat oder rezidivierend erbricht.
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Sollte der pH des aspirierten Sekrets <5,5 sein, kann es sich um eine Dislokation der Sonde in den Magen handeln; eine Nahrungskarenz und eine Bildgebung zur Sondendarstellung sind dann zu empfehlen. Ein Jejunalaspirat sollte einen pH von 6–8 haben.
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Zur Sondenpflege gehört das Durchspülen mit handwarmem sterilem Wasser vor Nahrungsgabe, bei Unterbrechungen der Nahrungszufuhr, nach Nahrungsgabe sowie nach Medikamentengabe [23].
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Bei dauersondierten Patienten/Patientinnen soll alle 4–8 h mit 10–20 ml sterilem Wasser gespült werden, es sei denn, es liegt eine Flüssigkeitsrestriktion vor.
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Die Medikamente sollten in flüssiger Form sondiert werden, von einigen ist bekannt, dass sie zu Verstopfungen führen können, sie sollten daher ggf. vor dem Sondieren weiter verdünnt werden.
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Wenn zwei oder mehr Medikamente zeitgleich gegeben werden müssen, sollte zur Verbeugung einer Sondenverstopfung z. B. durch Präzipitate zwischen den Gaben gespült werden.
Sondenverstopfung
Herstellung und Verabreichung der Sondennahrung
Nachsorge nach Anlage von Jejunalsonden | |
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Lokalbefund | Behandlung |
Unauffälliges Stoma | Das Stoma sollte trocken und sauber sein und täglich gereinigt werden |
Lokale Rötung | Zustand des Patienten/der Patientin beurteilen, Sondengröße beurteilen, bei Feuchtigkeit z. B. saugfähige Kompressen/Feuchtschutzsalbe, Abstrich, ggf. lokale antientzündliche Therapie |
Flüssigkeitsaustritt mit Umgebungsreaktion | Abstrich, antimikrobielle Verbände, Schutzcreme, Sondenlage beurteilen, ggf. Position ändern (festziehen), ggf. orale antibiotische Therapie |
Leck | Magen entlüften, Stoma reinigen und trocknen, mit nichtadhäsiven Schaumkompressen versorgen, bei Reizung der Haut Schutzcreme |
Granulationsgewebea | Vorbeugen: Sonde mit Pflaster fixieren, checken, ob Sonde gut festsitzt, Druck/Reibung am Granulationsgewebe vermeiden; |
Schaumkompressen auf kleine Areale mit Granulationsgewebe, topische Salben für sieben Tage, ggf. Silberkompressen oder Silbernitrat (durch erfahrenes medizinisches Personal) | |
Sehr selten chirurgische Entfernung bei ausgeprägter Hypergranulation und Versagen der konservativen Therapie |
10. Versorgung durch multidisziplinäre Teams
11. Jejunalsondenentwöhnung
Sondenentwöhnungsinhalte
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Psychoedukation,
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begleitende Psychotherapie der Eltern, auch Erörterung der Eltern-Kind-Beziehung,
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Verhaltensintervention unter folgenden Aspekten:
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Mahlzeitenstrukturierung,
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Nahrungs- und Medikamentengabe,
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überwachtes Hungernlassen,
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Behandlung von oraler sensomotorischer Dysfunktion.
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Ernährungsberatung,
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Logopädie,
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Psychologie/Verhaltenstherapie,
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Kinder- und Jugendmedizin.
12. Ethische Erwägungen
13. Versorgung von Jejunalsonden zu Hause
Fazit für die Praxis
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Die Ernährung über eine jejunale Sonde wird immer häufiger bei jenen Kindern notwendig, deren kalorischer Bedarf durch gastrale Ernährung nicht ausreichend gedeckt werden kann.
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Da die Versorgung mit einer nasojejunalen Sonde oder einer Jejunalsonde, die über ein Gastrostoma vorgeschoben wird, häufige Sondenwechsel beinhalten kann, ist sie oft nur eine vorübergehende Lösung, bis die Anlage einer perkutanen Jejunostomie oder eine Antirefluxoperation vorgenommen wird.
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Bevor eine jejunale Sonde gelegt wird, sollten anatomische und nicht gastrointestinal bedingte Probleme, die eine Nahrungsintoleranz verursachen können, abgeklärt werden.
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Die Versorgung eines Kindes mit einer jejunalen Sonde sollte durch ein multidisziplinäres Team, bestehend aus u. a. Kindergastroenterologe/Kindergastroenterologin, Ernährungsfachkraft, Psychologe/Psychologin und Logopäde/Logopädin, erfolgen.
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Eine adäquate Planung, die auch ethische Aspekte beinhaltet, garantiert, dass sowohl der Patient/die Patientin, die Eltern und Betreuungspersonen wie auch das behandelnde Team ein klares Verständnis der Indikation, Möglichkeiten einer Fortsetzung der oralen Ernährung und einer Sondenentwöhnung haben.