30.10.2024 | Gastroösophageale Refluxkrankheit | Schwerpunkt
Refluxbeschwerden und Refluxkrankheit
Muss es immer ein Protonenpumpeninhibitor sein?
verfasst von:
Prof. Dr. med. Joachim Labenz
Erschienen in:
Die Gastroenterologie
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Zusammenfassung
Refluxbeschwerden und die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) sind häufig. Refluxbeschwerden per se beweisen allerdings nicht das Vorliegen einer GERD. Über lange Zeit wurden Protonenpumpeninhibitoren (PPI) uneingeschränkt sowohl für nichtabgeklärte Refluxbeschwerden als auch für alle Phänotypen der GERD empfohlen. Ein liberales Verordnungsverhalten führte zu einer erheblichen Übertherapie und zu einer Vernachlässigung gut wirksamer Allgemeinmaßnahmen und Therapiealternativen. In der aktualisierten deutschen Leitlinie zur GERD wird klar herausgestellt, dass für die weit überwiegende Mehrzahl der Patienten nur ein Therapieziel relevant ist – die aus Patientensicht genügende Symptomkontrolle. Diese kann und soll zunächst mit Allgemeinmaßnahmen angegangen werden. Die PPI sind weiterhin eine Option, sie sollten aber mit den Ausnahmen einer schweren Refluxösophagitis (Los-Angeles-Klassifikation Grad C/D) und einer peptischen Striktur zunächst nur zeitlich befristet verordnet werden. Als Alternativen zu den PPI stehen sowohl bei der Akutbehandlung von nichtabgeklärten Refluxbeschwerden als auch im Langzeitmanagement der GERD ohne Läsionen in der Speiseröhre (NERD) oder mit leichter Refluxösophagitis (Los-Angeles-Klassifikation Grad A/B) eine Reihe gut wirksamer Substanzen (z. B. Antazida, Alginate, Heilerde, Poliprotect [Aboca, Sansepolcro, Italien]) mit gutem Sicherheitsprofil zur Verfügung. Gerade in der Langzeittherapie soll eine Übertherapie vermieden werden. Der Barrett-Ösophagus ohne Symptome und ohne begleitende Refluxösophagitis ist gemäß der aktuellen deutschen Leitlinie keine etablierte Indikation für eine PPI-Therapie. Endoskopische und chirurgische Therapieverfahren bleiben Patienten mit chronischer, PPI-abhängiger und eindeutig gesicherter GERD vorbehalten.