Lernziele
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kennen Sie die aktualisierte CTG(Kardiotokogramm)-Beurteilung nach der FIGO (International Federation of Gynecology and Obstetrics).
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können Sie einschätzen, welche zusätzlichen Faktoren die CTG-Beurteilung beeinflussen.
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wissen Sie, welche Maßnahmen bei welchen CTG-Auffälligkeiten notwendig sind.
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wissen Sie, weshalb das CTG-Simulationstraining notwendig ist.
Einführung
Evidenz
Prävalenz für Risikosituation (%) | |||
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Prävalenz (%) | 4 | 8 | 15 |
Positiv prädiktiver Wert | 15 | 27 | 42 |
Negativ prädiktiver Wert | 99 | 99 | 98 |
Parameter | RR (95 %-KI) |
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Neonatale Krampfanfälle | 0,50 (031–0,80) |
Perinatale Mortalität | 0,85 (0,59–1,23) |
Zerebralparese | 1,73 (0,97–3,11) |
Sectio | 1,66 (1,30–2,13) |
Operative Geburtsbeendigung | 1,16 (1,01–1,32) |
Physiologische Faktoren
Maternale/uterine Symptome | Mögliche Ursachen |
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Maternale Hypotension | Sitzende Position, Peridural‑/Spinalanästhesie |
Maternale Hypertension | Exzessive Vasokonstriktion Präeklampsie |
Erhöhte Uterusaktivität | Dauerkontraktion, Polysystolie |
Terminologie
Normal | Suspekt | Pathologisch | |
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Baseline | 110–160 SpM | Mindestens eines der normalen Kriterien fehlt, ohne dass weitere pathologische Zusatz-kriterien vorliegen | <100 SpM |
Variabilität | 5–25 SpM | Reduzierte Variabilität während >50 min, erhöhte Variabilität während >30 min oder sinusoidales Muster während >30 min. | |
Dezelerationen | Keine repetitiven Dezelerationena
| Wiederholte späte oder prolongierte Dezelerationen während >30 min oder >20 min bei reduzierter Variabilität oder eine prolongierte Dezeleration >5 min | |
Interpretation | Fetus ohne Anzeichen für Hypoxie/Azidose | Fetus mit niedrigem Risiko für Hypoxie/Azidose | Fetus mit hoher Wahrscheinlichkeit für Hypoxie/Azidose |
Klinisches Management | Keine Intervention notwendig, um die fetalen Oxygenierung zu überprüfen | Handeln, falls reversible Ursachen vorhanden oder zusätzliche Methoden anwenden, um die fetale Oxygenierung zu überprüfen | Sofortiges Handeln, um reversible Ursachen zu korrigieren oder zusätzliche Methoden anwenden, um die fetale Oxygenierung zu überprüfen oder, sollte dies nicht möglich sein, sofortige Entbindung. In Akutsituationen (Nabelschnurvorfall, Uterusruptur etc.) sollte baldmöglichst entbunden werden. |
CTG-Beurteilung nach FIGO (2015)
Baseline
Fetale Faktoren | Maternale Faktoren |
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Fetale Bewegungen | Dehydration |
Fetale Hypoxie | Hypotension (PDA) |
Fetale Anämie | Sympathikusaktivierung |
Fetale Arrhythmie | β-Mimetika |
Hypovolämie | Fieber |
Intraamniale Infektion | Hyperthyreodismus |
Verminderter Blutfluss in der A. umbilicalis | Verminderter plazentarer Austausch | Verminderter Blutfluss im Uterus | Verminderte maternale Oxygenierung |
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Kompression der Nabelschnur | Abruptio placentae | Akute maternale Hypotension | Apnoe nach Krampfanfall |
Nabelschnurvorfall | Uterusruptur | Tachysystolie | Vena-cava-Syndrom |
Variabilität
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fetale Ruhe- oder Schlafphase,
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Medikamente (z. B. Magnesiumsulfat, Opioid, Kortikosteroide),
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Drogen,
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Hypoxie,
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Frühgeburt vor 32 SSW (Schwangerschaftswochen),
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kongenitale Malformationen (Hydrozephalus) und
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Plazentainsuffizienz.
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vermehrte fetale Aktivität,
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fetale Hypoxie,
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Übertragung,
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erhöhte uterine Aktivität und
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bei mekoniumhaltigem Fruchtwasser ein erhöhtes Risiko für Mekoniumaspiration.
Akzelerationen
Dezelerationen
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Nabelschnurkompression/Nabelschnurvorfall,
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Abruptio placentae (Abb. 11),
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uterine Hyperstimulation,
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Narbenruptur,
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Epiduralanästhesie und
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vagale Stimulation (z. B. durch vaginale Untersuchung, Mikroblutuntersuchung, MBU).
Sinusoidales Muster
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schwere fetale Anämie (z. B. fetomaternale Transfusion),
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fetomaternale Transfusion,
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Abruptio placentae und
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Daumenlutschen des Kindes.
Zusatzuntersuchungen bei suspektem CTG
Lagerung, Entfernung wehenstimulierender Medikamente, Flüssigkeitsgabe
Amnioninfusion
Mikroblutuntersuchung
pH-Wert | Laktat (mmol/l) | Beurteilung und Management |
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>7,25 | <4,2 | Normal |
7,20–7,25 | 4,2–4,8 | Präazidose, Wiederholung nach 20–30 min |
<7,20 | >4,8 | Azidose, Warnzeichen für fetale Hypoxie, Entscheidung zur Geburt |
Scalpstimulation
„Human factors“
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eine einheitliche Terminologie,
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ein standardisiertes Vorgehen und
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kontinuierliches Training.
Training
Fazit für die Praxis
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Das CTG ist ein ubiquitär eingesetztes Instrument zur Überwachung des Feten unter der Geburt.
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Es darf nicht als alleinige Methode angesehen werden, sondern muss in Zusammenhang mit der klinischen Situation betrachtet werden.
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Vereinfachte adaptierte Leitlinien, die international akzeptiert sind, helfen bei der Beurteilung.
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Das CTG bleibt abhängig von der Interpretation des Untersuchers.
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Regelmäßige CTG-Trainings helfen dabei, eine höhere Übereinstimmung zwischen den Untersuchern und damit ein besseres Management für die Patientinnen zu erreichen.