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Erschienen in: Forum der Psychoanalyse 2/2018

04.06.2018 | Schwerpunkt: Das Dunkle - Kulturforum

Gedanken über „das Dunkle“

verfasst von: Dipl.-Psych. Dr. Theodor Seifert

Erschienen in: Forum der Psychoanalyse | Ausgabe 2/2018

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Zusammenfassung

Die dunkle Seite des Lebens ist jeden Abend erlebbar, nachdem die Sonne untergegangen ist. „Das Dunkle“ wird überdies im übertragenen Sinne in der Literatur und/oder als Synonym für seelische Erlebenszustände gebraucht. Auch in der Dynamik von bewusst und unbewusst und in Träumen spielt das Dunkle eine große Rolle. Die Psyche selbst kann gespalten sein in einen hellen und dunklen Bereich, woraus sich auch der „Schatten“ ableiten lässt. Eine besonders wichtige Funktion schreibe ich den großen Lebens-Wirkkräften zu, wie sie in den klassischen griechischen Dramen dargestellt wurden. Und – nicht nur hier bei diesem Thema: Wenn man etwas wirklich verstehen möchte, empfiehlt es sich, bis zu den jeweiligen Anfängen zurückzugehen. Wir leben in der großen Dynamik der Gegensätze. Dies zu wissen und zu beachten kann helfen, im eigenen Leben eine gewisse Leichtigkeit zu erlangen.
Fußnoten
1
Der französische Philosoph und Musikwissenschaftler Vladimir Jankélévitch hat grundlegend zu diesem Thema gearbeitet.
 
2
Sigmund Freud, der ja Jude war, hat sich mit dem Geschehen im damaligen Ägypten, ausgehend von Amenophis IV., beschäftigt. In seinen letzten Lebensjahren hat er die Geschichte von Moses, der am Hof des Amenophis lebte, grundlegend bearbeitet und veröffentlicht. Es würde hier zu weit führen, sie im Einzelnen darzustellen; nur dies soll erwähnt sein: Die Dynamik des Schicksals der Juden, die von Moses in das „Heilige Land“ geführt wurden, und die Schuld, die dieses Volk auf sich geladen hatte, indem es ihren Retter schmählich ermordete, hat Freud erkennen lassen, dass hier eine grundsätzliche, naturhafte Dynamik am Werk ist, die den Menschen leiden lässt und letztlich als Patient in das Behandlungszimmer des Psychoanalytikers treibt. So hat er nach dieser Dynamik schon früh seine Theorie und Behandlungsweise entworfen: „Frühes Trauma – Abwehr – Latenz – Ausbruch der neurotischen Erkrankung – teilweise Wiederkehr des Verdrängten, lautet die Formel, die wir für die Entwicklung einer Neurose aufgestellt haben“ (Freud 1939, S. 144).
 
Literatur
Zurück zum Zitat Bronfen E (2008) Tiefer als der Tag gedacht. Eine Kulturgeschichte der Nacht. Hanser, München Bronfen E (2008) Tiefer als der Tag gedacht. Eine Kulturgeschichte der Nacht. Hanser, München
Zurück zum Zitat Freud S (1939) Der Mann Moses und die monotheistische Religion. Allert de Lange, Amsterdam Freud S (1939) Der Mann Moses und die monotheistische Religion. Allert de Lange, Amsterdam
Zurück zum Zitat Jung CG (1993) GW 10, § 572. Walter, Olten Jung CG (1993) GW 10, § 572. Walter, Olten
Zurück zum Zitat Jung CG, Shandasani S (Hrsg) (1996) Das Rote Buch Jung CG, Shandasani S (Hrsg) (1996) Das Rote Buch
Zurück zum Zitat Wilhelm R, Jung CG (1996) Geheimnis der Goldenen Blüte. Das Buch von Bewusstsein und Leben. Diederichs Gelbe Reihe. Walter, Olten Wilhelm R, Jung CG (1996) Geheimnis der Goldenen Blüte. Das Buch von Bewusstsein und Leben. Diederichs Gelbe Reihe. Walter, Olten
Metadaten
Titel
Gedanken über „das Dunkle“
verfasst von
Dipl.-Psych. Dr. Theodor Seifert
Publikationsdatum
04.06.2018
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Forum der Psychoanalyse / Ausgabe 2/2018
Print ISSN: 0178-7667
Elektronische ISSN: 1437-0751
DOI
https://doi.org/10.1007/s00451-018-0312-4

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