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Erschienen in:

01.03.2013 | Originalien

Gegenübertragung im stationären Therapie-Setting

verfasst von: Dr. med., Dipl.-Psych. Karin Maria Kernhof, Alexander Obbarius, Johannes Kaufhold, Wolfgang Merkle, Ralph Grabhorn

Erschienen in: Die Psychotherapie | Ausgabe 2/2013

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Zusammenfassung

Hintergrund

Die Gegenübertragung gilt als wichtiges Hilfsmittel der psychodynamischen Behandlung, sowohl im einzeltherapeutischen als auch im stationären Therapie-Setting. Sie dient dem Verständnis unbewusster Konflikte und hat wesentlichen Einfluss auf den Verlauf der Behandlung. In der vorliegenden Studie wird der Versuch unternommen, Gegenübertragungsreaktionen eines multiprofessionellen Behandlerteams empirisch zu erfassen.

Material und Methoden

Zwei multiprofessionelle Teams, bestehend aus 15 Ärzten, 4 Psychologen sowie 9 Körper- und Kunsttherapeuten mit langjähriger Berufserfahrung, nahmen an der Untersuchung teil und schätzten ihre Gegenübertragungsreaktionen mithilfe der ersten deutschen Übersetzung des Countertransference Questionnaire von Zittel Conclin u. Westen (CTQ; 2005, The countertransference questionnaire, Emory University, Atlanta) bei 137 Patienten (100 weiblich, 37 männlich) zu Beginn und am Ende der Behandlung ein. Darüberhinaus wurden die Symptom-Check-List(SCL)-90-R zur Erfassung der Symptomschwere und der Assessment of DSM-IV Personality Disorders Questionnaire (ADP-IV) zur Erfassung von Persönlichkeitsstörungen eingesetzt.

Ergebnisse

Erlebnisorientierte Therapeuten (Kunst- und Körpertherapeuten) zeigen stärker positiv-zugeneigtes, protektives und verstricktes Gegenübertragungserleben, konfliktorientierte Einzel- und Gruppentherapeuten mehr aggressiv-resignatives. Die Gegenübertragung hat Einfluss auf den Therapieerfolg. Vor allem Desinteresse und aggressiv-resignative Gefühle in der Gegenübertragung geben bereits zu Therapiebeginn einen wichtigen Hinweis auf einen ungünstigen Therapieverlauf. Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung rufen insgesamt deutlich negativere Gegenübertragungsreaktionen, gleichzeitig aber auch protektiv-elterliche Handlungsimpulse hervor.

Schlussfolgerung

Der CTQ erlaubt die differenzierte Erfassung von Gegenübertragungsreaktionen in einem multiprofessionellen Team. Die rechtzeitige Wahrnehmung und Integration der Gegenübertragungsgefühle ermöglichen eine positive Einflussnahme auf den Therapieverlauf.
Literatur
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Metadaten
Titel
Gegenübertragung im stationären Therapie-Setting
verfasst von
Dr. med., Dipl.-Psych. Karin Maria Kernhof
Alexander Obbarius
Johannes Kaufhold
Wolfgang Merkle
Ralph Grabhorn
Publikationsdatum
01.03.2013
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Die Psychotherapie / Ausgabe 2/2013
Print ISSN: 2731-7161
Elektronische ISSN: 2731-717X
DOI
https://doi.org/10.1007/s00278-012-0942-8

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