Erschienen in:
01.11.2014 | Übersicht
Gekränkte Eitelkeiten
Terroristische Einzelkämpfer
verfasst von:
Prof. Dr. Norbert Nedopil
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Ziel des Terrors ist nicht (nur) die Schädigung von individuellen Menschen, sondern die Verunsicherung und Ängstigung der Gesellschaft, die deswegen Schaden nimmt. Dieser Sekundärschaden ist meist wesentlich größer als der Primärschaden. Diese Zielsetzung des Terrors verfolgen nicht nur extremistische Organisationen und Gruppen, sondern auch terroristische Einzelkämpfer.
In den letzten 100 Jahren wurden in der westlichen Hemisphäre Hauptlehrer Ernst August Wagner, der amerikanische „Unabomber“ Theodore John Kaczynski, der österreichische Briefbombenleger Franz Fuchs und der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik international als terroristische Einzelkämpfer bekannt. Franz Fuchs wurde vom Autor begutachtet; zum Hintergrund seiner Taten kann aus eigener Anschauung Stellung genommen werden. Informationen über die anderen Täter zeigen aber gewisse Parallelen zu jenen Persönlichkeitszügen und Entwicklungsschritten des Österreichers, die für die Taten bedeutsam waren, namentlich biografisch lange Zeiten fehlender sozialer Resonanz, Zurücksetzung und Kränkung, sozialer Rückzug und autistische Abgrenzung, Entwicklung einer pseudopolitischen (Größen)idee, Versuch der Durchsetzung dieser Idee durch Schrecken, Bedrohung und Verängstigung der Öffentlichkeit sowie Bestätigung der eigenen Bedeutung durch die umfassende öffentliche Aufmerksamkeit, die die Verunsicherung schürt.
Interessant sind bei den terroristischen Einzelkämpfern dieses Kalibers ebenso wie beim Terrorismus von Staaten, Organisationen und Gruppen, nicht nur Struktur und Dynamik der Täter, sondern auch, wie sich Aktion des Terroristen und Reaktion der Gesellschaft gegenseitig verstärken und dem Täter helfen, sein Ziel zu erreichen.