Bei Schultersteife hilft die Kortikoidspritze am besten

Die Infiltration von Kortikoisteroiden ins Schultergelenk bringt bei Frozen-Shoulder-Symptomen unter den nichtoperativen Maßnahmen am meisten, wobei der Effekt offenbar bis zu einem halben Jahr anhält. Die Autoren einer Metaanalyse raten, die Injektion durch Schulterübungen zu Hause zu ergänzen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Wie es zur schmerzhaften Schultersteife (Frozen Shoulder) kommt, ist immer noch nicht ganz klar, die Patienten kann man jedoch dahingehend beruhigen, dass die Symptome in den meisten Fällen nach einigen Monaten wieder verschwinden. Bis dahin, so postulieren schottische Mediziner auf der Grundlage einer Metaanalyse, lassen sich Schmerzen und Funktionseinschränkungen wohl am besten mit einer Injektion von Kortikosteroiden ins Schultergelenk, ergänzt durch gezielte Übungen zu Hause behandeln. Die Effekte können den Forschern zufolge bis zu einem halben Jahr anhalten. Das Team um Dr. Dimitris Challoumas von der Universität Glasgow hat in der bisher umfassendsten Studie zum Thema die gängigsten nichtoperativen Behandlungsmethoden bei adhäsiver Kapsulitis jeweils paarweise sowie in einer ergänzenden Netzwerkanalyse verglichen und dabei in beiden Fällen einen klaren Favoriten gefunden, nämlich die Steroidspritze ins Gelenk. Diese sei bei Patienten, deren Symptome nicht länger als ein Jahr dauerten, eindeutig wirksamer als alle anderen Interventionen. Adhäsive Kapsulitis seit weniger als einem Jahr Die beteiligten Patienten – insgesamt 2402 in den paarweisen Analysen und 2736 in der Netzwerkanalyse – wiesen alle eine nachgewiesene adhäsive Kapsulitis auf, die bei den meisten seit weniger als einem Jahr bestand. Neben der intraartikulären Injektion von Kortikosteroiden (IA-Steroide) waren in den insgesamt 65 ausgewerteten randomisierten kontrollierten Studien (RCT) vor allem auch ganz unterschiedliche physiotherapeutische Maßnahmen zum Einsatz gekommen, von der Mobilisierung über die Applikation von Hitze oder Kälte bis hin zur Elektrotherapie. Solche nichtinvasiven, unter Anleitung durchgeführten Verfahren wurden von Challoumas und seinem Team unter dem Begriff „Physiotherapie“ zusammengefasst. Zum Vergleich hatten in vielen Studien Scheintherapien oder auch der Verzicht auf jegliche Maßnahme gedient. Diese Unterschiede sind klinisch relevant Trotz einiger signifikanter Unterschiede wurde bei den meisten paarweisen Vergleichen die Schwelle für klinische Relevanz (MCRD) nicht erreicht. Der MCRD-Grenzwert wurde lediglich bei folgenden Paarungen überschritten: IA-Steroide wirksamer als keine Behandlung oder Placebo im Hinblick auf sehr kurz- (zwei bis sechs Wochen) und kurzfristige (acht bis zwölf Wochen) Reduktion von Schmerzen und Funktion, Physiotherapie mit und ohne IA-Steroide wirksamer als keine Behandlung oder Placebo (sehr kurzfristige Besserung von Bewegungseinschränkungen bei der Außenrotation, ER-ROM), IA-Steroide wirksamer als Physiotherapie (sehr kurzfristige Funktionsverbesserung und kurzfristige Schmerzreduktion), Kombination IA-Steroide plus Physiotherapie wirksamer als IA-Steroide allein (sehr kurzfristige Besserung der ER-ROM) und Kombination IA-Steroide plus Physiotherapie wirksamer als Physiotherapie allein (sehr kurzfristige Funktionsverbesserung). Mittelfristig, also nach vier bis sechs Monaten, stachen nur zwei Paarungen deutlich gegenüber den anderen heraus: So wurde nach IA-Steroid-Injektion eine signifikant bessere Funktionalität gemessen als nach Physiotherapie. Erstere schnitt in dieser Hinsicht außerdem deutlich besser ab als eine Placebo-Intervention oder keine Maßnahme. Eine Akupunktur zusätzlich zur Physiotherapie brachte gegenüber der alleinigen Physiotherapie keinen Vorteil. Spritze plus Physio mittelfristig effektiv In der Netzwerkmetaanalyse erwies sich auf kurze Sicht noch ein weiterer Kombinationspartner als wirksam: die arthrografische Distension (Aufdehnung der Gelenkkapsel durch Einspritzen steriler Kochsalzlösung unter Lokalanästhesie und Röntgenkontrolle). Nahm man diese zu den IA-Steroiden hinzu, ergab sich im Zeitraum bis zwölf Wochen die effektivste Behandlung, wobei der Unterschied zur alleinigen Injektionstherapie nicht klinisch relevant zu sein schien. Die alleinige Physiotherapie rangierte beim kurzfristigen Nutzen ganz unten, noch unter einer Scheinbehandlung. Mittelfristig, d. h. bis zu zwölf Monaten, war dagegen die Kombination IA-Steroide plus Physiotherapie am vielversprechendsten. Studien zu operativen Verfahren bei Frozen-Shoulder-Patienten, allen voran die arthroskopische Kapselspaltung, hatten die Autoren zwar gesichtet, die Ergebnisse waren jedoch zu inkonsistent, um im Rahmen einer Metaanalyse ausgewertet zu werden. Schulterübungen zu Hause wichtig! Die schottischen Autoren empfehlen letztlich, die intraartikulären Injektionen zumindest in der Anfangsphase durch heimbasierte Übungen (Dehnung, Erweiterung des Rotationsspielraums) zu ergänzen. Diese hatten die Schmerzen in einer Subgruppenanalyse kurzfristig signifikant verbessert, wobei der Unterschied allerdings klinisch nur marginal relevant zu sein schien. Mittelfristig könne man physiotherapeutische Maßnahmen, v. a. in Form von Elektrotherapie und überwachter Mobilisierung, erwägen, entweder ergänzend zur IA-Steroid-Therapie oder bei Steroidunverträglichkeit auch als alleinige Maßnahme. Das Wichtigste in Kürze Frage: Vergleich der Wirksamkeit verschiedener nichtoperativer Maßnahmen bei schmerzhafter Schultersteife (Frozen Shoulder). Antwort: Die frühzeitige intraartikuläre Verabreichung von Kortikosteroiden war kurz- und mittelfristig mit einer Beschwerdebesserung assoziiert. Ergänzend werden heimbasierte Schulterübungen empfohlen. Bedeutung: Mit den genannten Maßnahmen kann die Phase bis zu einer möglichen spontanen Besserung überbrückt werden. Einschränkung: Patienten in verschiedenen Erkrankungsphasen zusammengefasst; keine Angaben zu Intensität und Frequenz der heimbasierten Übungen; physiotherapeutische Maßnahmen nicht näher aufgeschlüsselt.

Springer Medizin

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