Erschienen in:
06.01.2022 | Generalisierte Angststörung | Übersichten
Biopsychosoziale Therapie der generalisierten Angststörung
Ein integratives Behandlungskonzept
verfasst von:
Prof. Dr. Ulrich T. Egle, Isabelle Bättig, Joel Neufeld, Tobias Ballweg, Katja Cattapan
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 3/2022
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Zusammenfassung
Die Coronapandemie hat bei vielen Menschen zum Erleben einer existenziellen Bedrohung geführt und unterschiedliche Formen der Bewältigung dieser anhaltenden Stresssituation ausgelöst. Besonders stark gestiegen ist das Risiko für die Entwicklung einer generalisierten Angsterkrankung („generalized anxiety disorder“, GAD). Die etablierten Konzepte der kognitiven Verhaltenstherapie („cognitive behavioral therapy“, CBT) sind in der Behandlung einer GAD nur mäßig wirksam. Daher wird unter Bezugnahme auf den biopsychosozialen Ansatz ein integratives Therapiekonzept entwickelt. Dieses vermittelt bereits im Rahmen der Psychoedukation einen Bezug zu frühen Prägungen in der Primärfamilie (unsicher-ambivalente Bindung, Unterdrückung von Neugierverhalten) als Ursache eines permanenten Sichsorgens und der dahinter stehenden Intoleranz für Ungewissheit. Zunächst steht der Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Beziehung („alliance“) im Vordergrund, bei der die Autonomie und Selbstwirksamkeit des Patienten gefördert werden. Eine zentrale Bedeutung für den therapeutischen Fortschritt haben die Förderung von Erfahrungen, die die Selbstwirksamkeit erhöhen, sowie die Reduktion von Vermeidungsverhalten durch Exposition und Verhaltensexperimente. Der Abbau der maladaptiven Angstbewältigung durch Sorgenketten und Rückversicherungsverhalten geschieht durch die Entwicklung einer wachsenden Toleranz von Ungewissheit im jeweils aktuellen Lebensalltag. Prognostisch wesentlich sind die Berücksichtigung von Metakognitionen und dysfunktionalen Beziehungsmustern in der Paarbeziehung sowie die Durchführung von Entspannungsverfahren und richtig dosierter Sporttherapie. Schließlich geht es um die Bearbeitung dysfunktionaler Coping-Strategien, die die Chronifizierung fördern.