Nach Herzinfarkt leben Hundebesitzer länger

Das Risiko, innerhalb eines Jahres nach einem erlittenen Herzinfarkt oder Schlaganfall an einer kardiovaskulären Ursache zu versterben, ist bei Hundebesitzern deutlich geringer als bei Patienten ohne Hund. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Dass der Hund dem Menschen nicht nur ein treuer Freund und Begleiter ist, sondern unter Umständen auch schwer kranke Patienten vor einem frühzeitigen Tod bewahren kann, zeigt eine Kohortenstudie aus Schweden. Hundebesitzer, so berichten Dr. Mwenya Mubanga von der Universität Uppsala und ihr Team, hatten nach einem akuten Herzinfarkt oder einem Schlaganfall deutlich bessere Chancen, dieses Ereignis längerfristig zu überleben als Patienten ohne Hund. Dabei waren sowohl das Gesamtsterberisiko als auch die kardiovaskuläre Mortalität signifikant reduziert, und zwar auch nach Berücksichtigung von Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht und Begleiterkrankungen. Die Forscher gehen davon aus, dass der Hund dazu beigetragen hatte, dass sich die Patienten mehr bewegten und dass der tierische Mitbewohner offenbar vor Stimmungstiefs schützte. Größere Hunde übten dabei offenbar eine stärkere Schutzfunktion aus als „Schoßhündchen“. Sterberisiko um knapp 30% niedriger An der Studie beteiligt waren 181.696 Patienten mit akutem Herzinfarkt und 154.617 mit akutem Schlaganfall. Von diesen besaßen im Erfassungszeitraum (zwischen 2001 und 2012) 5,7% bzw. 4,8% einen Hund als Haustier. In der Gruppe der Patienten mit Myokardinfarkt war die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres nach dem Ereignis aus irgendeinem Grund zu versterben, bei Hundebesitzern um relative 28% geringer; die absolute Risikoreduktion betrug 2,4% für Männer und 2,1% für Frauen. Das Durchschnittsalter der Infarktpatienten lag bei 71 Jahren. Kardiovaskuläre Ereignisse zählten in dieser Gruppe zu den häufigsten Todesursachen; speziell in dieser Hinsicht war eine deutliche Reduktion (um relative 27%) zugunsten der Hundebesitzer festzustellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb von 30 Tagen erneut zum Herzinfarkt kam, war um relative 7% niedriger. Beim Schlaganfall betrug die Reduktion des Sterberisikos insgesamt für Hundebesitzer relative 23% (ebenfalls bezogen auf ein Jahr), absolut sank das Risiko bei Männern um 2,0%, bei Frauen um 1,9%. Das Risiko, an einer kardiovaskulären Ursache zu versterben, war in dieser Gruppe bei den Hundebesitzern um relative 23% reduziert, ein Schlaganfallrezidiv innerhalb eines Monats war allerdings im Vergleich nur geringfügig seltener (minus 4%). Vor allem allein lebende Menschen profitieren In beiden Gruppen war die Assoziation besonders deutlich bei Patienten, die alleine (ohne Partner und Kinder) lebten. Es zeigte sich außerdem, dass einige Hunderassen offenbar besser in der Lage waren, ihr Herrchen oder Frauchen zu schützen, als andere: So war die Risikoreduktion besonders deutlich bei Besitzern von Retrievern, Spürhunden und Terriern (Herzinfarktgruppe) bzw. von Dackeln, Spürhunden und Retrievern (Schlaganfallgruppe). Mischlinge und sogenannte Handtaschenhunde, also z. B. Chihuahuas oder Rehpinscher, haben nach Mubanga et al. offenbar einen geringeren protektiven Effekt. Um Verzerrungen möglichst gering zu halten, hatten die Forscher in ihrer Auswertung alle in der Krankenakte aufgeführten Begleiterkrankungen berücksichtigt, insbesondere Hochdruck, Dyslipidämie und Typ-2-Diabetes, ebenso Klinikaufenthalte aufgrund von kardiovaskulären Erkrankungen in den vorangegangenen fünf Jahren. Mehr Bewegung, weniger Depressionen Mubanga und Kollegen halten einen kausalen Zusammenhang für wahrscheinlich: Ein Mechanismus sei möglicherweise die erhöhte Motivation der Hundebesitzer, sich regelmäßig zu bewegen. Dies habe nach dem Ereignis u. U. dazu beigetragen, dass sich verschiedene Körperfunktionen – Armbeweglichkeit, Gleichgewicht, Gangsicherheit, aber auch die kognitive Funktion – schneller wieder regenerierten. Einen weiteren Schutzmechanismus sehen die Forscher im Rückgang der Depressivität. Letztere sei nachweislich ein Risikofaktor für frühzeitiges Versterben nach Herzinfarkt. Das Wichtigste in Kürze Frage: Sind Hundebesitzer nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall besser vor einem frühzeitigen Tod geschützt? Antwort: Bei Hundebesitzern war sowohl das allgemeine Sterberisiko als auch die kardiovaskuläre Mortalität innerhalb eines Jahres nach dem Ereignis im Vergleich zu Patienten ohne Hund signifikant reduziert. Bedeutung: Die Schutzmechanismen bestehen möglicherweise darin, dass Hundebesitzer sich mehr bewegen und seltener an Depressionen leiden. Einschränkung: Verzerrungsrisiko durch nicht erfasste Einflussfaktoren.

Springer Medizin

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