Galenus-Preis 2022: Empagliflozin in Kategorie Primary Care ausgezeichnet

Empagliflozin, ein von Boehringer Ingelheim entwickelter, gemeinsam mit Lilly vermarkteter SGLT2-(Natrium-Glucose-Cotransporter-2)-Inhibitor, hat bei Erwachsenen mit symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz kardioprotektive Effekte. Die Rate kardiovaskulärer Ereignisse und Klinikeinweisungen wird gesenkt. Die Arznei ist jetzt mit dem Galenus-Preis in der Kategorie Primary Care ausgezeichnet worden. „Patienten mit Diabetes, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz – ob mit oder ohne Diabetes – brauchen heute SGLT-2-Inhibitoren“, sagte Jurypräsident Professor Erland Erdmann bei der Galenus-Preisverleihung am Donnerstagabend in Berlin: „Das zeigt, wie umwerfend gut diese Medikamentengruppe ist.“ Die Wirkung sei durch groß angelegte Studien abgesichert. Die Jury sei sich bei der Entscheidung für die Preisvergabe einig gewesen: „Dapaglifozin und Empagliflozin haben eine herausragende Bedeutung für Primary Care, jeder Arzt muss diese Substanzen heute kennen und anwenden“, so Erdmann. Mathias Hilbich vom Unternehmen Boehringer Ingelheim setzt darauf, dass Ärztinnen und Ärzte das mit dem Galenus-Preis ausgezeichnete Medikament Jardiance® (Empagliflozin) auch verordnen. „Es geht darum, dass die Scheu davor verloren geht, innovative Substanzen einzusetzen und – und zwar so schnell wie möglich“, sagte er. Das gelte insbesondere dann, wenn die Evidenz so klar sei wie in der Klasse der SGLT2-Inhibitoren. Im Fokus: Herzinsuffizienz Die Prognose von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz zu verbessern, ist angesichts der hohen Morbidität und Mortalität ein wichtiges Behandlungsziel. In Deutschland ist die Herzinsuffizienz der häufigste Grund für eine Krankenhausbehandlung, und die Mortalität ist höher als bei vielen Tumorerkrankungen. Empagliflozin (Jardiance®) ist hier eine neue Therapieoption: Der von Boehringer Ingelheim entwickelte und gemeinsam mit Lilly vermarktete SGLT2-Hemmer ist seit August 2014 bereits als Antidiabetikum zur Behandlung bei Typ-2-Diabetes mellitus zugelassen. Seit Juni 2021 ist Empagliflozin in der EU auch bei Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion des linken Ventrikels (HFrEF) zugelassen, und im März 2022 wurde die Zulassung für Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) erweitert. Damit kann der SGLT-2-Hemmer nun unabhängig von der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) bei Erwachsenen mit symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz angewendet werden. Mit Blick auf die Nierenfunktion wird empfohlen, den Wirkstoff bis zu einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) von 20ml/min/1,73m2 zu verabreichen. EMPEROR-Studienprogramm Die Wirksamkeit von Empagliflozin bei symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz ist in den beiden EMPEROR-Studien belegt worden. Dabei handelte es sich um zwei randomisierte, doppelblinde Phase-III-Studien mit mehr als 9700 Betroffenen. In der Studie EMPEROR-Reduced® bei Erwachsenen mit HFrEF (LVEF ≤40 Prozent) mit oder ohne Diabetes mellitus sank das relative Risiko für den kombinierten primären Endpunkt – kardiovaskulärer Tod oder Klinikeinweisungen aufgrund von Herzinsuffizienz – um 25 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Rate der Gesamthospitalisierungen aufgrund von Herzinsuffizienz nahm im Vergleich zu Placebo um 30 Prozent ab. Vergleichbar fielen die Effekte in der Studie EMPEROR-Preserved®bei Menschen mit LVEF >40 Prozent mit oder ohne Diabetes mellitus aus: Das relative Risiko für kardiovaskulären Tod oder Klinikeinweisungen wegen Herzinsuffizienz (kombinierter primärer Endpunkt) sank um 21 Prozent und die Gesamthospitalisierungsrate um 27 Prozent. Zudem wurde eine signifikant verlangsamte Abnahme der Nierenfunktion in der Empagliflozin-Gruppe festgestellt (p<0,0001). Eingeschlossen in diese Studie waren auch Menschen mit leichtgradig reduzierter Ejektionsfraktion (HFmrEF; LVEF: 41–49 Prozent). Damit ist Empagliflozin das erste Medikament, das sich bei Herzinsuffizienz über die gesamte LVEF-Bandbreite als klinisch wirksam erwiesen hat. Die Ergebnisse waren in allen präspezifizierten Subgruppen konsistent. Empagliflozin löst kardioprotektive Wirkungen aus Empagliflozin hemmt reversibel und mit hoher Selektivität den Natrium-Glukose-Cotransporter 2 (SGLT2), der in den Nieren stark exprimiert wird. Damit wird die Rückresorption von Glukose aus dem glomerulären Filtrat zurück in den Blutkreislauf reduziert, abhängig von der Blutglukose-Konzentration und der glomerulären Filtrationsrate. Empagliflozin hemmt nicht andere Glukosetransporter, die für den Glukosetransport in periphere Gewebe wichtig sind, und ist 5000-mal selektiver für SGLT2 als für SGLT1. Folge ist eine verstärkte Glukoseausscheidung im Urin. Die damit verbundene verstärkte Natriumausscheidung führt zur osmotischen Diurese und vermindert das intravaskuläre Volumen. Dies kann sich positiv auf verschiedene physiologische Funktionen auswirken. Es kommt unter anderem zur Senkung der Vor- und Nachlast des Herzens, zu einer reduzierten Sympathikusaktivität und verminderten linksventrikulären Wandspannung. Dies lässt sich mit erniedrigten NT-proBNP (N-terminales pro brain natriuretic peptide)-Werten, positiven Effekten auf das kardiale Remodeling, den Füllungsdruck und die diastolische Funktion belegen. Quelle: ÄrzteZeitung

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