12.04.2019 | leitlinien für die praxis | Sonderheft 1/2019 Open Access

Gestationsdiabetes (GDM) (Update 2019)
- Zeitschrift:
- Wiener klinische Wochenschrift > Sonderheft 1/2019
Grundsatzstatement
Risikoevaluierung und Diagnose
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GDM in einer früheren Schwangerschaft
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Prädiabetes in der Anamnese (gestörte Glukosetoleranz und/oder Nüchternglukose ≥100 mg/dl)
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Kongenitale fetale Fehlbildung in einer früheren Schwangerschaft
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Geburt eines Kindes >4500 g
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Totgeburt
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Habitueller Abortus (>3 Fehlgeburten hintereinander)
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Diabetes-Symptome
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Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m 2)
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Alter über 35 Jahre
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Metabolisches Syndrom
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Vaskuläre Erkrankung (koronare Herzkrankheit [KHK], Insult, periphere arterielle Verschlusskrankheit [PAVK])
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Familienanamnese von T2DM bei erstgradigen Verwandten
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Ethnizität (arabisch, S- und SO-Asien, Lateinamerika)
Methodik: Diagnostischer 75 g oraler Glukosetoleranztest (OGTT)
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Messungen aus venösem Plasma und nicht aus Kapillarblut.
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Messung in einem zertifizierten Labor nach zertifizierten Methoden, da eine Einschränkung der Aussagekraft durch präanalytische Fehler sehr wahrscheinlich ist.
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Am Testtag ist vor dem Test eine Einnahme kontrainsulinärer Medikamente (Thyroxin, Progesteron, Glukokortikoide, Sympathomimetika) vor dem OGTT zu vermeiden.
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Nach Einleitung der fetalen Lungenreife mittels Glukokortikoiden sollte man bis zur Testdurchführung mindestens 5 Tage zuwarten.
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Bei Fieber, akuten Erkrankungen oder verordneter Bettruhe ist der Test bis zur vollständigen Genesung zu verschieben.
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Bei operativen Eingriffen am Magen-Darm-Trakt (z. B. bariatrische Operation) ist die Aussagekraft eines OGTT limitiert. Zudem besteht die Gefahr eines Dumping-Syndroms. In diesem Fall sollte eine Blutzuckerselbstmessung über mehrere Tage erfolgen, und Blutzuckerprofile sollten zur Bewertung herangezogen werden.
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Bei Hyperemesis gravidarum oder stärkerer Schwangerschaftsübelkeit ist der Test um einige Tage zu verschieben.
Prävention
Therapie
1) Diabetologische/internistische Betreuung
BMI
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BMI-Limits (kg/m
2) (WHO)
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Empfohlene Zunahme während der Schwangerschaft (kg)
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Empfohlene Gewichtszunahme/Woche (kg/Woche) (2. + 3. Trimenon)
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---|---|---|---|
Untergewicht
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<18,5
|
13–18
|
0,51
|
Normalgewicht
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18,5–24,9
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11–16
|
0,42
|
Übergewicht
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25,0–29,9
|
7–11
|
0,28
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Adipositas
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≥30,0
|
5–9
|
0,22
|
Zeitpunkt
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Kapilläres Vollblut (mg/dl)
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---|---|
Nüchtern (präprandial)
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65–95
|
1 h postprandial
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<140
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2 h postprandial
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<120
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Insulin
Orale Antidiabetika
2) Geburtshilfliche Überwachung
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Ein- bis dreiwöchentliche klinische Kontrollen
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Bei Hyperglykämie in Frühschwangerschaft: frühes Organscreening durch Ultraschall zum Ausschluss von Fehlbildungen (v. a. Herz, Niere)
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Ultraschall (Biometrie, Fruchtwasser, evtl. Doppler), Wachstumskurven (v. a. Wachstumszunahme des Abdomens = asymmetrische Wachstumszunahme; Polyhydramnion) beachten
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Achten auf erhöhtes Risiko zur Entwicklung einer Schwangerschaftshypertonie, Präeklampsie, Infektionen
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Idealen Geburtstermin und Geburtsmodus festlegen