HbA1c im ersten Trimester sagt Gestationsdiabetes voraus

Der HbA1c-Wert gibt offenbar bereits in den allerersten Schwangerschaftswochen Auskunft über das spätere Gestationsdiabetesrisiko. Bleibt ein Gestationsdiabetes (GDM) unerkannt und unbehandelt, birgt das große Risiken für Mutter und Kind. Daher wird derzeit, wie seit März 2012 in den Mutterschaftsrichtlinien des Gemeinsamen Bundesauschusses verankert, zwischen 24 +0 und 27 +6 Schwangerschaftswochen allen schwangeren Frauen ein GDM-Screening angeboten. Das individuelle Risiko ließe sich unter Umständen aber bereits viel früher abschätzen, wie US-amerikanische Wissenschaftler kürzlich berichteten, und zwar nach acht bis dreizehn Schwangerschaftswochen anhand des HbA1c-Wertes. Stefanie N. Hinkle vom National Institutes of Health in Bethesda, USA, und ihre Kollegen untersuchten die Bedeutung der Höhe des mit Glukose beladenen Hämoglobins im ersten Trimester für die Wahrscheinlichkeit eines späteren GDM. Dafür werteten die Wissenschaftler Patientendaten einer Fall-Kontroll-Studie der prospektiven NICHD-(National Institute of Child Health and Human Development)-Fetal-Growth-Studie – Singleton Cohort aus mit insgesamt 2802 Frauen. Bei insgesamt 100 Frauen mit GDM und 211 in puncto Alter und ethnischer Herkunft passenden schwangeren Kontrollpersonen war die HbA1c-Konzentration zu vier unterschiedlichen Zeitpunkten bestimmt worden, und zwar in den Schwangerschaftswochen 8−13, 16−22, 24−29 und 34−37. Frauen, die zu Beginn bereits einen HbA1c-Wert von 6,5% (48 mmol/mol) oder höher hatten, wurden ebenso von der Studie ausgeschlossen wie Frauen mit einer Hämoglobinvariante. Außerdem durften normalgewichtige Frauen, um in die ursprüngliche Studie aufgenommen zu werden, weder rauchen noch in vorangegangenen Schwangerschaften an GDM erkrankt gewesen sein oder hämatologische Erkrankungen aufweisen. Für übergewichtige Frauen galten weniger strenge Aufnahmekriterien. Auf der Suche nach dem optimalen Grenzwert Prinzipiell nahm die HbA1c-Konzentration in beiden Gruppen einen ähnlichen Verlauf. Der Wert sank zunächst zum zweiten Trimester hin etwas ab, um später im dritten wieder anzusteigen. Bei Frauen mit GDM lagen die Werte aber zu jedem Zeitpunkt über denen der Kontrollgruppe (p < 0,03). Außerdem bestätigten die Daten einen linearen Zusammenhang zwischen HbA1c-Wert bei der ersten Untersuchung und dem späteren GDM-Risiko (p = 0,001). Mit jedem 0,1 Prozentpunkt mehr zu Beginn der Schwangerschaft (8−13 SSW) stieg unter Berücksichtigung weiterer konventioneller Risikofaktoren die GDM-Wahrscheinlichkeit um fast ein Viertel (OR 1,22; 95%-KI 1,09−1,36). Die Treffsicherheit der bislang genutzten Risikoscores ließ sich deutlich verbessern, wenn zusätzlich zu den konventionellen Faktoren auch die HbA1c-Konzentration zu Schwangerschaftsbeginn berücksichtigt wurde (p = 0,04). Als „optimalen Grenzwert“, ab dem eine frühzeitige GDM-Diagnostik durchgeführt werden sollte, ermittelten die Studienautoren mit Blick auf Spezifität und Sensitivität eine HbA1c-Konzentration von 5,1% (32 mmol/mol). „Den Anteil des mit Glukose beladenen Hämoglobins bereits in den ersten Schwangerschaftswochen zu bestimmen, scheint einen klinischen Vorteil zu bringen", bilanzieren die US-amerikanischen Wissenschaftler um Hinkle. Die Bestimmung dieses Wertes erleichtere die Risikostratifizierung kurz nach Eintritt der Schwangerschaft und ermögliche somit eine frühzeitige Diagnosestellung.

Springer Medizin

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